Bank 2.0 – die Zukunft?

Ein Beitrag von Nicolas Guillaume (entdeckt via TheBankWatch) versucht Banking in den Kontext Communities zu stellen und beurteilt die Ansätze von Prosper und Zopa aus diesem Blickwinkel.

Guillaume präsentiert zwei Ansätze:

  1. Top Down
    Hier agiert die Institution wie eine „herkömmliche“ Bank. Die Web 2.0 Methoden werden im wesentlichen zu Marketing-Zwecken eingesetzt. In der Community findet ein offener Meinungs- und Erfahrungsaustausch statt, aber die Communityinteraktion beinflußt nicht direkt die Kreditfinanzierung.
    Beispiel: Zopa
  2. Bottom Up
    In diesem Modell ist der Prozess so aufgebaut, dass ein Maximum an Interaktion möglich wird. Kreditgeber interagieren mit Kreditnehmern und erhalten Einblick in deren Kredithistorie, Arbeitsverhältnis, Einkommen. Während trotzdem Maßnahmen getroffen werden, um die Anonymität zu wahren, wird ein Maximum an Information frei zugänglich gemacht, auf deren Basis alle Marktteilnehmer ihre Entscheidungen treffen können.
    Beispiel: Prosper

Colin Henderson, TheBankWatch, versucht in seiner Analyse die Unterschiede zwischen traditionellen Banken und diesen beiden Modellen herauszuarbeiten. In beiden Modellen müssen Kreditnehmer ihre Kredite zurückzahlen oder sie werden mit Inkassounternehmen konfrontiert und ihre Bonität leidet. Henderson sieht die Unterschiede in den Punkten Prozessabläufe und Kommunikationskanäle.

Bank 2.0
(Quelle der Abbildung: TheBankWatch)

Prozessabläufe

Bank 1.0: Die Prozesse sind intern und werden durch Angestellte abgearbeitet. Alle Daten werden vertraulich behandelt

Bank 2.0: Der Prozess der Prüfung der Kreditanträge wird an die Community outgesourct. Die Bank 2.0 ist nur dafür verantwortlich die „richtigen“ Dokumente verfügbar zu machen ohne dabei die Anonymität zu gefährden. Die Bank 2.0 stellt Prozesse und Instrumente zur Verfügung, die eine Bewertung erleichtern und eine Interaktion der Community unterstützen. Die Bank 2.0 selbst bewertet die Kreditanträge jedoch nicht, sondern überlässt die Bewertung dem Markt.

Kommunikationskanäle (Kundenkontakt, Vertrieb)

Bank 1.0: Alle Kanäle sind im Besitz und unter voller Kontrolle der Bank.

Bank 2.0: Es gibt keine zentralisierten Kanäle. Kundengewinnung basiert zunehmend auf viralem Marketing. Die Bank 2.0 stellt nur die Plattform auf der die Community agiert. Ziel der Bank 2.0 muss es sein ein Klima der Offenheit und Transparenz zu erzeugen, das Vertrauen schafft.

Hinweis: Bis hierhin ist dieser Artikel im wesentlich eine Übersetzung der ausländischen Quellen – allerdings nicht wortwörtlich, ich habe bewusst einige Dinge anders ausgedrückt.

Bezogen auf die deutsche Situation, finde ich den Gedanken, dass eine Bank wesentliche Prozesse an die Community outsourct, zwar sehr spannend (vor allem unter Kostenaspekten und Preisbildungsaspekten), kann mir aber nicht vorstellen, dass das in aller Konsequenz in näherer Zukunft umgesetzt wird. Zu starr sind in Deutschland regulatorische und Datenschutzrahmenbedingungen.

Smava.de als einen ersten Schritt würde ich in der obigen Darstellung zwischen der Ebene von Prosper und der von Zopa einordnen. Wieviele Informationen (financial affairs) bei Smava tatsächlich offengelegt werden, muss sich im Lauf der Zeit noch zeigen. Im Moment ist es die Schufa-Bonität plus etwaige freiwillige Offenlegungen des Kreditnehmers in seinem Profil.

Aufstand der Nutzer im Prosper Forum ?

Im Diskussionsforum der amerikanischen Plattform für Peer-to-Peer Kredite Prosper.com ist es in den letzten Tagen zu erheblichem Aufruhr gekommen. Nachdem einige Mitglieder die (Marketing-)Praktiken eines Gruppenleiters kritisiert hatten, sperrte Prosper 10 Mitgliedern temporär im Forum. Zudem wurden einige Threads geschlossen.

Nun handelte es sich aber nicht um neue oder unbekannte Mitglieder, sondern um Mitglieder, die im letzten Jahr tragende Stützen der Diskussion waren (auch inhaltlich) und ein gewisses Renommee geniessen. Das Vorgehen wurde verbreitet als Zensur empfunden.

Daraufhin propagierten mehrere Anleger den Abzug der Geldmittel, um Druck auf Prosper auszuüben. Andere rufen zumindest zum Boycott des Prosper Forums auf und empfehlen den Umzug in ein von Prosper unabhängiges Forum. Dies ist nur ein kleiner Auszug aus der Diskussion. 7 von den 10 neuesten Threads im Lender Forum drehen sich um das Thema.

Eine (sicher subjektive) Schilderung der Auslöser der Vorgänge, kritisiert das genau die Mitglieder die verantwortungsvoll auf offensichtliche Mißstände (die Veröffentlichung einer Kopie eines Führerscheins und die zu späte Reaktion von Prosper auf diesen Vorfall) hinwiesen, letztendlich dafür bestraft wurden, dass sie helfen wollten.

Andererseits gibt es Mitglieder, die zur Ruhe aufrufen, Mitglieder, die sagen das Forum sei Ihnen sowieso egal, sie seien nur am Gewinn, den sie über Prosper erzielen interessiert und Mitglieder, die sagen sie würden zukünftig das Forum boycottieren aber weiter über Prosper Kredite vergeben

Falls einiger der obigen Links nicht mehr funktionieren – es gab in der Vergangenheit Vorwürfe, Prosper lösche auch ganze Threads.

Eine offizielle Stellungnahme von Prosper zum Sachverhalt habe ich nicht gefunden – es scheint sie bisher nicht zu geben.

Fazit: In den Prosper Foren finden Diskussionen statt, die zu stark gruppendynamischen Verhalten bei Anlegern (weniger bei Kreditnehmern) führen können. Es ist anzunehmen dass diese Prozesse sich in einem gewissen Maß auch auf die Marktbildung der Nachfrageseite bei Prosper selbst auswirken, da die Foren bei Prosper sehr stark zur Meinungsbildung beitragen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass vermutlich nur ein kleiner Teil der Kreditgeber bei Prosper die Foren (häufig) nutzt. Im Forum sind zur Zeit rund 8530 Nutzer angemeldet.

Smava – Tag 4 – mein erstes Gebot

Wie in den vorherigen Beiträgen beschrieben, hatte ich mich als Kreditgeber bei Smava.de als Kreditgeber angemeldet, um das Konzept Kredite von Mensch zu Mensch von Smava zu testen.

Gestern erhielt ich per Brief von Smava meine TAN. Diese ist erforderlich zur Bestätigung von Geboten auf Kreditprojekte. Außerdem traf gestern das überwiesene Geld auf meinem Anlegerkonto ein.

Also stand dem Bieten auf ein Kreditprojekt nichts mehr im Wege. Nur worauf bieten? Ich habe mich schließlich für den Sideboard-Kredit (B, 6,5%) entschieden. Zunächst möchte ich nur Personen mit guter Bonität Geld leihen, denn die Erfahrungen bei Prosper.com, das ich seit über einem Jahr beobachte, war das die Ausfälle bei den schlechten Bonitätsklassen sehr viel höher waren als ursprünglich von Prosper auf Basis von Experian Durchschnittswerten prognostiziert.

Leider ist die Auswahl an Kreditprojekten ja auch noch mager (siehe dazu die Frage in diesem Thread zur zu erwartenden Dauer von der Registrierung eines Kreditnehmers bis zur Veröffentlichung seines Kreditprojektes).

Ganz wichtig finde ich für Kreditgeber diese Diskussion, inwiefern der Anleger-Pool sich auf die Anlagestrategie bei Smava auswirkt.

Last but not least: Lob an Smava: die Bedienung der Oberfläche beim Bieten auf einen Kreditantrag ist sehr einfach und gut, man kann (meiner Meinung nach) nichts falsch verstehen/machen.

Viel Spaß beim Investieren.

CommunityLend wird P2P Kredite in Kanada anbieten

CommunityLend startet P2P Kredite in Kanada 

Ein weiterer Markt wird für Kredite von Privat an Privat erschlossen. CommunityLend.com plant den Start in Kanada für den Herbst 2007. Vorher soll ein Testlauf stattfinden (ohne echtes Geld), der dazu dient Feedback und Verbesserungen von den Usern zu sammeln und umzusetzen.

Hinter CommunityLend.com steht ein interessantes Team, das u.a. den Ex-Banker und Bankwatch Blogger Colin Hendersen umfasst. (Quelle: NetBanker)

Bisher sind die Informationen über CommunityLend eher dürftig. Aus den Ankündigungen geht immerhin hervor, dass es – wie bei Prosper – ein Auktionsmodell geben wird und das unterschiedliche lange Kreditlaufzeiten möglich sein werden (wie bei Zopa).

Prosper, Zopa und Boober im Trafficvergleich

Auf Basis der Trafficzahlen von Alexa ergibt sich, dass Prosper.com und Zopa.com relativ stabile Besucherzahlen haben, die unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Einwohnerzahlen der Zielmärkte USA respektive Großbritannien eine vergleichbar gute Marktdurchdringung zeigen.

Im Gegensatz dazu erscheint Boober.nl nur zum Zeitpunkt des Launchs auf dem Radarschirm.

Trafficvergleich Prosper Boober Zopa (für größere Darstellung auf Bild klicken)

An einigen Zeitpunkten ist ein gleichzeitiges Hoch bei Prosper und Zopa zu verzeichnen. Hier ist vermutlich eine Presseveröffentlichung der Grund, da in vielen Artikeln zum Thema, sowohl Prosper als auch Zopa refernziert werden.