P2P Kreditmarktplätze müssten im Wettbewerb den Banken für Steilvorlagen danken

Im ZDF lief gestern abend ‚ZDFzoom Beraten und verkauft – Wie Banken Ihre Kunden schröpfen‘. Geschildert wurden drastische Erfahrungsberichte: z.B. eine Rentnerin verliert ihr Vermögen nach einer Anlageberatung und musste ihr Haus verkaufen und in eine Mietwohnung ziehen. Gezeigt wurden auch Beratungstermine bei Banken, die mit versteckter Kamera gefilmt wurden und nach Einschätzung von Verbraucherschützern die Bezeichnung Anlageberatung nicht verdienen, da einfach nur verkauft werden soll.

Nicht Neues leider, denn ähnliche Reportagen mit ähnlichem Fazit gab es viele in den letzten Jahren. Erstaunt und betroffen bin ich aber immer wieder von den Aussagen der Geschädigten, sie hätten dem Bankberater vertraut und angenommen, dass dieser das Beste für sie wolle.

Schon seit meinem Studium habe ich Bankmitarbeiter immer als Verkäufer wahrgenommen. Die Idee, dass diese altruistisch handeln könnten statt für das Wohl ihres Arbeitgebers (oder provisionsgetrieben für ihr eigenes) wäre mir nie gekommen. Dabei hatte ich nie schlechte eigene Erfahrungen mit Bankmitarbeitern gemacht. Meine Mentalität war einfach immer, dass ich in wichtigen Geldangelegenheiten selbst fundierte Entscheidungen treffen will. Und dafür fühlte ich mich immer besser ausgebildet als ein 0815 Bankberater. Wie gestern in der Sendung behauptet wurde, setzte die Postbank in 2 Wochen Crashkurs umgeschulte Autoverkäufer als Finanzmanager ein.

Neben schlechter Beratung wurden auch hohe, intransparente Kosten und sehr komplexe Produkte moniert.

Steilvorlage für P2P Kreditmarktplätze

Wenn also die Banken den Kunden den Käufern ihrer Produkte jeden Grund geben Ihnen nicht mehr zu vertrauen, dann sollte das eine Chance für P2P Kreditmarktplätze bieten.

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Noa Bank verspricht Transparenz über Verwendung der angelegten Gelder

Morgen öffnet die Noa Bank ihre Türen. Diese wirbt damit, dass die Kunden selbst mitentscheiden können wie ihre Einlagen verwendet werden. Wer zum Beispiel ein Tagesgeldkonto (derzeit zu 2,2% Zinsen) eröffnet, kann entscheiden ob die Noa Bank das in der Gesundheitsbranche, regional, in erneuerbare Energien und Naturschutz oder im Kultursektor investiert.

Die Noa Bank will gänzlich auf Kapitalmarkt- und Spekulationsgeschäfte verzichten. Stattdessen sollen Kredite an mittelständische Unternehmen vergeben werden.

Komplizierte Modelle in Amerika

P2P Kredite überzeugen u.a. deshalb viele Nutzer,  weil sie die Kreditvergabe überschaubarer und transparenter machen. Anleger wissen, wer ihr Geld bekommt und wofür derjenige den Kredit verwenden möchte. Der Anleger selbst und nicht mehr eine Bank mit von außen nicht einsehbaren Vergaberichtlinien entscheidet wer Kredit bekommt. Folgerichtig wirbt Smava* mit dem griffigen Slogan „Kredite von Mensch zu Mensch“.

So einfach – so gut. Schwierig wird es derzeit in den USA, wenn Finanzrecht und Regulierung ins Spiel kommen – das einfache Modell ist vielfach nicht regulierungskonform.

Vor ein paar Tagen ging Pertuity Direct* als neuer Anbieter an den Start. Auf der Homepage wird für das Modell mit „Social Lending“ und „build on the belief that everyone’s financial life should be simple, uncluttered and straightforward“ geworben.

Dem Anspruch der Einfachheit wird das Modell in meinen Augen aber gar nicht gerecht, denn der Abaluf sieht so aus:

  1. Anleger kaufen Anteile an einem Fond (National Retail Fond)
  2. Der Fond wird von einer rechtlich getrennten Firma geführt und investiert dann in Konsumentenkredite, die von Pertuity Direct vergeben werden
  3. Dabei entscheidet Pertuity Direct darüber wer Kredit erhält und wer nicht. Auch die Zinssätze setzt Pertuity Direct fest
  4. Optional können Anleger dann ein Bonusprogramm nutzen um einzelnen Kreditnehmern Punkte zu geben, was deren Tilgungsverpflichtungen mindert (Pertuity Bucks)

Für mich hat das nichts mehr mit einfach und unkompliziert zu tun und auch wenig mit Peer to Peer Krediten. Schon der 27 Seitige Prospekt würde mich als potentiellen Anleger abschrecken.

Mehr zum Thema bei P2P-Banking.com: ‚Pertuity Direct review

Ein Glück, dass P2P Kredite in Deutschland einfacher und transparenter sind.

Transparenz zum Smava Marktplatz für Kredite

Auf der Seite Wiseclerk.com stehen seit gestern umfangreiche Statistiken über Smava Kredite zur Verfügung. Anleger und Kreditnehmer können sich in den Übersichten schnell ein Bild von Angebot und Nachfrage bei Smava machen. Es gibt u.a. Statistiken zu Kreditprojekten, Krediten als auch eine Liste, in der die Anleger nach Höhe ihres Invest aufgeführt sind.

Wiseclerk.com nutzt dabei nur Daten, die auf Smava.de öffentlich zugänglich sind oder waren – der Mehrwert wird durch die Aggregation, statistische Analyse und Aufbereitung in Tabellen und Grafiken geschaffen.

Wiseclerk.com leistet schon seit einem Jahr als Analyseseite zu Prosper.com Daten wertvolle Hilfestellung für Anleger und Kreditnehmer und hat sich als eine führende von Prosper unabhängige Informationsquelle etabliert.

Einige Auswertungen, die Wiseclerk für Prosper stellt, wie zum Beispiel die Liste der Krediten mit Zahlungsverzug oder die vielgenutzen interaktiven Anleger Portfolio-Karten (Beispiel Anleger wartorn79) werden für den Marktplatz Smava nicht in gleicher Form möglich sein, da Smava (derzeit) die für die Erstellung solcher Auswertungen notwendigen Daten nicht publiziert.

Mit zunehmender Kreditprojektanzahl bei Smava wird der Bedarf nach Auswertungswerkzeugen vor allem auf Anlegerseite rapide steigen. Da bei Smava – anders als bei Prosper – die Möglichkeit zu bieten endet, sobald ein Kreditprojekt voll finanziert ist, gilt es attraktive Kreditprojekte möglichst schnell zu identifizieren und einen Zeitvorsprung durch Information vor anderen Anlegern zu gewinnen.

Bank 2.0 – die Zukunft?

Ein Beitrag von Nicolas Guillaume (entdeckt via TheBankWatch) versucht Banking in den Kontext Communities zu stellen und beurteilt die Ansätze von Prosper und Zopa aus diesem Blickwinkel.

Guillaume präsentiert zwei Ansätze:

  1. Top Down
    Hier agiert die Institution wie eine „herkömmliche“ Bank. Die Web 2.0 Methoden werden im wesentlichen zu Marketing-Zwecken eingesetzt. In der Community findet ein offener Meinungs- und Erfahrungsaustausch statt, aber die Communityinteraktion beinflußt nicht direkt die Kreditfinanzierung.
    Beispiel: Zopa
  2. Bottom Up
    In diesem Modell ist der Prozess so aufgebaut, dass ein Maximum an Interaktion möglich wird. Kreditgeber interagieren mit Kreditnehmern und erhalten Einblick in deren Kredithistorie, Arbeitsverhältnis, Einkommen. Während trotzdem Maßnahmen getroffen werden, um die Anonymität zu wahren, wird ein Maximum an Information frei zugänglich gemacht, auf deren Basis alle Marktteilnehmer ihre Entscheidungen treffen können.
    Beispiel: Prosper

Colin Henderson, TheBankWatch, versucht in seiner Analyse die Unterschiede zwischen traditionellen Banken und diesen beiden Modellen herauszuarbeiten. In beiden Modellen müssen Kreditnehmer ihre Kredite zurückzahlen oder sie werden mit Inkassounternehmen konfrontiert und ihre Bonität leidet. Henderson sieht die Unterschiede in den Punkten Prozessabläufe und Kommunikationskanäle.

Bank 2.0
(Quelle der Abbildung: TheBankWatch)

Prozessabläufe

Bank 1.0: Die Prozesse sind intern und werden durch Angestellte abgearbeitet. Alle Daten werden vertraulich behandelt

Bank 2.0: Der Prozess der Prüfung der Kreditanträge wird an die Community outgesourct. Die Bank 2.0 ist nur dafür verantwortlich die „richtigen“ Dokumente verfügbar zu machen ohne dabei die Anonymität zu gefährden. Die Bank 2.0 stellt Prozesse und Instrumente zur Verfügung, die eine Bewertung erleichtern und eine Interaktion der Community unterstützen. Die Bank 2.0 selbst bewertet die Kreditanträge jedoch nicht, sondern überlässt die Bewertung dem Markt.

Kommunikationskanäle (Kundenkontakt, Vertrieb)

Bank 1.0: Alle Kanäle sind im Besitz und unter voller Kontrolle der Bank.

Bank 2.0: Es gibt keine zentralisierten Kanäle. Kundengewinnung basiert zunehmend auf viralem Marketing. Die Bank 2.0 stellt nur die Plattform auf der die Community agiert. Ziel der Bank 2.0 muss es sein ein Klima der Offenheit und Transparenz zu erzeugen, das Vertrauen schafft.

Hinweis: Bis hierhin ist dieser Artikel im wesentlich eine Übersetzung der ausländischen Quellen – allerdings nicht wortwörtlich, ich habe bewusst einige Dinge anders ausgedrückt.

Bezogen auf die deutsche Situation, finde ich den Gedanken, dass eine Bank wesentliche Prozesse an die Community outsourct, zwar sehr spannend (vor allem unter Kostenaspekten und Preisbildungsaspekten), kann mir aber nicht vorstellen, dass das in aller Konsequenz in näherer Zukunft umgesetzt wird. Zu starr sind in Deutschland regulatorische und Datenschutzrahmenbedingungen.

Smava.de als einen ersten Schritt würde ich in der obigen Darstellung zwischen der Ebene von Prosper und der von Zopa einordnen. Wieviele Informationen (financial affairs) bei Smava tatsächlich offengelegt werden, muss sich im Lauf der Zeit noch zeigen. Im Moment ist es die Schufa-Bonität plus etwaige freiwillige Offenlegungen des Kreditnehmers in seinem Profil.