In einem Video Interview sagt Konrad Hummler, Teilhaber der Schweizer Privatbank Wegelin & Co, P2P Kredite könnten sich relativ schnell zur Bedrohung der Bankbilanzen entwickeln.
P2P Kreditbörsen könnten in wesentlichen Funktionen wie Losgrößentransformation, Risikotransformation und Fristentransformation die Banken ersetzen wenn sie effizientere Prozesse etablieren. Hummler sieht eine Schwäche der Großbanken in Staatsbesitz in ihrer Ineffizienz. Banken werden versuchen durch Ruf nach mehr Regulierung ihre Marktstellung zu sichern und Innovationen zu hemmen.
regulierung
Regulatorisches Durcheinander in den USA – Prosper schliesst nur 2 Wochen nach Wiedereröffnung
In den USA erlebt die kalifornische P2P-Kreditbörse Prosper.com* ein Chaos. Nach 6 monatiger Schließung aufgrund regulatorischer Auflagen durch die Aufsichtsbehörde SEC, hatte Prosper am 28. April wieder geöffnet – aber ohne das Plazet der SEC mit einer Ausnahmegenehmigung des Bundesstaats Kalifornien.
Heute ist das auch schon wieder Schnee von gestern. Auf der Webseite ist eine Bekanntmachung, dass aktuell wieder keine neuen Anleger und Kreditnehmer Kredite vergeben und bekommen können, solange die Genehmigung der SEC nicht vorliegt.
USA: Sammelklage gegen Prosper
Nachdem die Aufsichtsbehörde Prosper bereits Rechtsbruch anlastete kommen weitere Probleme auf Prosper.com* zu. Vor wenigen Tagen wurde die erste Sammelklage gegen Prosper eingereicht, in der Anleger Prosper anlasten sie unzureichend über Risiken der Geldanlage informiert zu haben, falsche Marketing-Aussagen gemacht zu haben, und ihnen nicht registrierte Wertpapiere verkauft zu haben (basierend auf der SEC Beurteilung als Beweis). Laut Klage seien die Anleger um mindestens 21 Mio. US$ geschädigt worden durch nicht zurückgezahlte Kredite, die nun wertlos seien.
Außerdem hat sich Prosper in einem Vergleich mit US-Bundesstaaten verpflichtet 1 Mio. US$ an die Bundesstaaten zu zahlen, die im Gegenzug auf individuelle Klagen gegen Prosper verzichten.
Die vollständige Klageschrift sowie weitere Hintergrundinformationen werden im Artikel ‚Prosper faces class action lawsuit…‘ bei P2P-Banking.com geschildert.
USA: Aufsichtsbehörde wirft Prosper Rechtsbruch vor
In den USA hat die Aufsichtbehörde SEC heute eine ‚Cease and desist‘ Anordnung gegen Prosper* veröffentlicht. Im wesentlichen geht es darum, dass die SEC Prosper vorwirft, durch die über Prosper.com* angebotenen Kredite die amerikanischen Wertpapiergesetze verletzt zu haben, da Prosper nicht über die notwendigen Voraussetzungen und Genehmigungen zur Ausgabe dieser Wertpapiere verfüge. Die SEC fordert Prosper auf alles zu unterlassen, was zu weiteren Verletzungen der genannten Gesetze führen könnte.
Für die Anleger stellt sich die Frage, was das konkret für sie und ihre schon laufenden Kredite bedeutet – insbesondere falls Prosper als Resultat der Regulierungsproblematik den Betrieb nicht dauerhaft aufrecht erhalten könnte.
(Quelle: ‚SEC orders Prosper to cease and desist‚)
Update 26.11.: In Reaktion auf obige Entscheidung stellt auch Loanio heute vorsorglich den Betrieb ein um die Möglichkeiten von Schritten zur Schaffung einer regulierungskonformen Lösung zu prüfen.
Lending Club ermöglicht Handel der Kredite durch die Anleger
In den USA hat Lendingclub.com* einen wesentlichen Beitrag zur Weiter-entwicklung der P2P Kredite geschaffen.
Bisher ist einer der Hauptnachteile vieler P2P Kredit Plattformen die fehlende Liquidität. Hat ein Anleger Geld in einen Kredit investiert, so ist das Geld im Regelfall für die Kreditlaufzeit (z.B. 36 Monate) gebunden. Ausnahme ist die vorzeitige Rückzahlungen des Kredites, die der Kreditnehmer jederzeit ohne Vorfälligkeitsentschädigung vornehmen kann. Außerdem kann natürlich über die monatlichen Rückzahlungen aus Tilgung und Zinsen verfügt werden (siehe dazu auch den Artikel „Weiterverkauf der Smava Kredite?“).
Lendingclub hat jetzt eine Möglichkeit geschaffen, dass Anleger noch laufende Investments in Kredite anderen Anlegern über eine Note Trading Platform anbieten zum Verkauf anbieten können. Aus regulatorischen Gründen wird diese durch FolioFn für Lending Club betrieben. FolioFn ist ein registrierter Broker.
Ein solcher Zweitmarkt (engl. secondary market) für den Handel mit P2P Krediten ist grundsätzlich für alle Anleger in P2P Kredit Marktplätzen interessant, aus regulatorischen Gründen aber schwierig umzusetzen (vor Lendingclub hatte nur Zopa Italien einen Zweitmarkt eingeführt – siehe Zopa Italy update).
Insgesamt ist das rechtliche Konstrukt auf dessen Basis Lending Club seit der heute bekanntgegebenen SEC Registrierung arbeitet hochkomplex. Der Prospekt* mit dem Anleger informiert werden, hat 136 (!) Seiten. Zudem dürfen nur noch Anleger investieren, die versichern, dass sie ein Jahreseinkommen von über 70.000 US$ und/oder ein beträchtliches Vermögen haben.
Das Konzept von Lending Club ist sehr anschaulich und prägnant in dieser Flash Präsentation erläutert.
Frooble im 2. Anlauf mit neuem Konzept: Kurzzeitkredite
Niederlande: Nach einem kapitalem Fehlstart im Frühjahr hat Frooble.nl angekündigt im Oktober mit einem neuen Konzept erneut zu starten. P2P Kredite gibt es jetzt in der „Kurzzeitvariante“. Kreditnehmer können Beträge zwischen 50 und 500 Euro leihen, die Laufzeit beträgt dabei zwischen 1 und 3 Monaten.
Ich bin etwas skeptisch, ob danach Nachfrage besteht, und wenn ja, ob sich das Geschäftsmodell tragen kann. Vermutlich wurden die seltsam anmutenden Rahmenparameter so gewählt, um sich nicht der Regulierung durch die niederländische Aufsichtsbehörde AFM unterwerfen zu müssen.
Boober ermöglicht wieder Anlage – aber neue Einschränkungen
In den Niederlande hat Boober* die temporäre Einstellung der Kreditvergabe überwunden. Allerdings gibt es neue Einschränkungen für Anleger. Zusätzlich zu der zuvor schon eingeführten Obergrenze von 39.000 Euro Anlagesumme gilt nun auch, dass ein Anleger maximal 100 Kredite vergeben darf. Da bei Boober.nl das Mindestgebot nur 5 Euro beträgt kann das im Extremfall bedeuten, dass ein Anleger schon bei 500 Euro (100 Kredite x 5 Euro) das Limit erreicht.
Niederlande: Aufsichtsbehörde zwingt Boober zur Einstellung der Kreditvergabe
Der niederländische Service für P2P-Kredite Boober.nl* hat auf seiner Homepage die (vorrübergehende) Einstellung aller Bietaktivitäten von Anlegern auf neue Kredite mitgeteilt. Die Website bleibt aber in Betrieb und bestehende Kredite werden weiter bedient:
In tegenstelling tot wat dinsdag en woensdag is gecommuniceerd heeft Boober gisteravond na overleg met de Autoriteit Financiële Markten besloten om de krediet-bemiddelingsactiviteiten voorlopig te staken. Dit wordt geëffectueerd door uitleners voorlopig niet de mogelijkheid te geven op leningen te bieden . De site blijft gewoon beschikbaar en het besluit heeft geen enkele consequentie voor lopende leningen.
Boober betreurt de ongelukkige wijze waarop zij met de markt heeft gecommuniceerd en verwacht begin volgende week meer duidelijkheid te kunnen verschaffen.
Hintergrund ist eine Auseinandersetzung mit der niederländischen Aufsichtsbehörde AFM, die der Auffassung ist, dass Boober als Kreditvermittler genehmigungspflichtig sei. Nachdem ein Gericht der AFM Recht gab, sah sich Boober gezwungen eine Genehmigung zu beantragen und das Neugeschäft solange einzustellen. Die detaillierte Chronologie enthält noch einige Wendungen mehr. Interessante Aspekte finden sich auch in den Quellen im P2P Banking Blog.