Interview with Matt Clannachan, VP of Product bei Bondora – Warum vergibt Bondora derzeit keine Kredite in Spanien oder Finnland?

Das Interview habe ich in Englisch geführt und Fragen und Antworten anschließend übersetzt.

Kannst Du Bondora* bitte kurz vorstellen?

Bondora bietet einen einfachen Weg online zu investieren. Wir existieren seit über 10 Jahren und haben mehr als 130.000 Anleger. Dieses Jahr sind wir im dritten Jahr in Folge profitabel und auf das vierte liegt im Plan.

Was hast Du vorher gemacht und wann und wieso hast Du bei Bondora* angefangen?

Ich arbeitete für 2 der größten Banken in Großbritannien bevor ich zu Bondora kam. Traditionelle Bankarbeit war nichts für mich. Die Dinge bewegten sich zum langsam und ich wollte sehen, dass meine Arbeit etwas bewegt. Vor ca. dreieinhalb Jahren hörte ich zufällig von Bondora und kontaktierte sie. Nachdem ich mit Pärtel und dem Team gesprochen hatte war ich 100% von der Mission überzeugt. Ich zog nach Estland. Ich kann ehrlich sagen, dass es die beste Entscheidung war, die ich je getroffen habe. Seit meinem Einstieg habe ich in verschiedenen Rollen bei Bondora gearbeitet, aber meine Hauptverantwortung liegt im Produkt für die Anleger.

Als Reaktion auf die Corona Situation hat Bondora* die Vergabe neuer Kredite in Finnland und Spanien gestoppt und die Bonitätsstufen, die für Kredite in Estland berechtigt sind, beschränkt. Welchen Grund hatte diese Entscheidung?

Als Vorsichtsmaßnahme haben wir temporär die Kreditvergabe in Spanien und Finnland eingestellt. Dass wir nun nur in Kredite in Estland vergeben senkt unsere operativen Kosten signifikant. Zum Beispiel die Marketingkosten. Marketing in einem Land um ein bestimmtes Volumen an Neukreditvergabe zu erreichen ist viel kosteneffizienter als dasselbe über 3 Länder zu versuchen. In einer Wachstumsphase ist das nicht kritisch, da Expansion das Ziel ist. Aber nun ist Nachhaltigkeit unsere Top-Priorität. Wir werden unsere Strategie nur ändern wenn Daten verfügbar sind, die begründen, dass wir wieder expandieren sollten.

Kürzlich hat Bondora den maximalen Betrag der bei Go&Grow neu angelegt werden kann auf 1.000 Euro pro Monat begrenzt. Was ist der Grund dafür? Ist das eine direkte Folge der Entscheidung im Moment nur in Estland Kredite anzubieten?
In anderen Interviews wurde gesagt, Bondora könne einfach das Marketing intensivieren um mehr Kredite in Estland zu vergeben, sollte die Anlegernachfrage steigen. Das würde der jetzigen Maßnahme widersprechen?

Wir haben die Entscheidung aus 2 Gründen getroffen 1) Zukunftsfähigkeit des Portfolios 2) Damit jeder investieren kann

Auch die vorherige Aussage bleibt richtig. Wir könnten leicht das Portfolio vergrößern, wenn wir wollten. Die Nachfrage ist da. Aber wir werden keine Abstriche bzgl. der Qualität des Portfolios zulassen. Angesichts der derzeitigen globalen Situation ist es besser vorsichtig zu sein und die Daten im Blick zu haben statt exponentielles Wachstum anzustreben. Daher die 1.000 Euro Begrenzung pro Anleger um das mit unserem Kreditvolumen zu matchen. Als Firma brauchen wir kein enormes Wachstum in unseren wichtigsten Parametern jedes Jahr um weiter zu bestehen. Falls wir uns entscheiden die Neuvolumen zu senken, dann sinken unsere operativen Kosten auch.

matthew clannachanWerdet ihr wieder beginnen Kredite in Finnland und Spanien zu vergeben?

Wir haben die Entscheidung wann wir unsere Aktivitäten in Finnland und Spanien wiederaufnehmen warden noch nicht getroffen.

Als Folge der Coronakrise konnte das Go&Grow Produkt im Frühjahr nicht länger sofortige Liquidität bieten. Stattdessen wurden Teilauszahlungen umgesetzt. Jetzt seid ihr wieder bei sofortigen Auszahlungen, aber könntest Du bitte in der Rückschau mitteilen, was das für Eure Anleger bedeutete und wie sie auf diese Maßnahme reagierten?

Das war eine notwendige Maßnahme, die im Produkt von Tag 1 an vorgesehen war. Als Teilauszahlungen aktiv waren, habe ich Hunderte von Supportanfragen, Kommentaren in sozialen Medien und Foren gelesen, um zu versuchen die überwiegende Reaktion der Anleger zu verstehen. Die meisten verstanden warum wir diese Funktion aktiviert hatten und warum es für den Fortbestand des Produktes erforderlich war. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass nun – fast 6 Monate später – dadurch kein Effekt auf unsere wichtigsten Parameter (Kundenzufriedenheit, Investments, Auszahlungen, Kundenvermittlungen) eintrat. Anleger würden nicht fortfahren Bondora zu nutzen, wenn sie uns nicht vertrauen würden und uns nicht als zukunftsträchtige Firma sehen würden.

Viele der Anlegerfragen drehen sich um den Puffer den Bondora vorhält um Go&Grow liquider zu machen. In der Vergangenheit hat Bondora es abgelehnt, offenzulegen wieviel Geld in dem Puffer ist. Kannst Du bitte den Mechanismus so präzise wie möglich beschreiben? Wo wird das Geld in dem Puffer verwahrt? Ist es in einem Bankkonto und verdient dort keine Zinsen?

Unser Ziel ist die Bargeldreserve bei rund 15% des Go&Grow Portfolios zu halten. Natürlich fluktuiert dies täglich basierend auf Aus- und Einzahlungen. Das Geld ist auf einem dediziertem Bankkonto, getrennt von Bondora’s Firmenkonten. Es ist dort damit die Anleger schnellen Zugriff auf ihr Geld haben, wenn sie es brauchen.

Ein Kritikpunkt den einige Anleger haben, ist die Art und Weise wie Bondora Kredite in Verzug behandelt bei der Kalkulation der Rendite im Anlegerdashboard. Nur der Betrag der überfälligen Rate und nicht der ganze Kreditbetrag wird als in Verzug berücksichtigt. Kritiker finden, dass dies zu einer übermäßig positiven Darstellung der Rendite führt und somit Erwartungen erzeugt die später unerfüllt bleiben, wenn das Portfolio altert und die angezeigte Rendite sinkt. Was ist Deine Meinung dazu und gibt es Pläne die Berechnungsmethode zu ändern.

Wir haben keine Pläne die Berechnungsmethode zu ändern. Ich denke es ist wichtig das die Berechnungen gleichbleibend erfolgen, so dass die Renditen des Portfolios über die Jahre vergleichbar bleiben. Würde der volle Kreditbetrag als verspätet in die Kalkulation einbezogen hätte das auch Nachteile. Es wäre übermäßig negativ, weil es die 60% (zum Beispiel) des Kredites, die eingetrieben würden, vernachlässigen würde.

Bondora stellt sehr viele Informationen und Statistiken zur Verfügung. Eine die Anleger oft verwirrt ist die “Kumulatives Geld auf Geldrückflüsse – Monatsvergleich“ Grafik in den allgemeinen Statistiken. Z.B. für 36 monatige Kredite aus Q3 2014 zeigt der Wert 91,23%. Bedeuted das, dass Anleger, die zu diesem Zeitpunkt investierten, mit Verlust investierten, oder wie ist die Grafik zu lesen?

Diese Grafik ist nur aussagekräftig für Kredite am Ende der Laufzeit, da es den Prozentwert der ursprünglichen Anlagesumme zeigt, der zurückgezahlt wurde. Wenn das Ende der Kreditlaufzeit erreicht wurde und die % liegen unter 100, dann bedeutet das nicht unbedingt, dass die Rendite des Portfolios negativ ist. Typischerweise setzen sich die meisten Portfolios aus unterschiedlichen Kreditlaufzeiten aus unterschiedlichen Kohorten zusammen. Zum Beispiel gab es sehr wenige Kredite die in Q3 2014 mit einer 36 monatigen Laufzeit vergeben wurden – d.h. dies ist nicht repräsentativ für die Zusammenstellung eines ganzen Anlegerportfolios. Wir publizieren diese Grafik einfach um volle Transparenz zu liefern und die Daten aus den Reports zu visualisieren.

Erwartest Du für die Zukunft einen Anstieg der Kreditausfallraten für Konsumentenkredite in Spanien, Finnland und Estland in den verbleibenden Monaten von 2020 und 2021 als Folge der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise?

Bisher zeigt unser Portfolio keine Anzeichen steigender Kreditausfallraten. Nochmal, dies ist der Grund warum wir uns entschieden haben das Neukreditvolumen während der Krise zu reduzieren (als eine Vorsichtsmaßnahme).

Wie siehst Du die Entwicklung der Regulierung auf europäischer Ebene?

Meine Meinung nach gibt es einen Silberstreif am Horizont, obwohl Vorfälle in diesem Jahr bei kleineren Plattformen ein schlechtes Licht auf die Branche warfen. Diese Art von Vorfällen kann zur Beschleunigung der Regulierung der Finanzbranche für den Verbraucherschutz führen. Wir waren immer für eine pan-europäische Regulierung von p2p lending und werden unsere Arbeit mit den Aufsichtsbehörden fortsetzen, um dies zu unterstützen.

Ist Bondora* als Unternehmen profitable?

Ja, wir waren seit 3 Jahren profitable. Wir haben unseren Geschäftsbericht für 2019 veröffentlicht und einen Nettogewinn von 2,4 Mio. Euro verkündet.

Welche Pläne hat Bondora* für das nächste Jahr?

Diese Jahre haben wir bereits viel Zeit verwendet auf die Automatisierung der internen Systeme und der Kundenoberfläche des Produktes. Zum Beispiel haben wir gerade eine ‚Instant answer support site‘ live geschaltet, die wir immer noch verbessern (diese wird schlussendlich in 24 Sprachen lokalisiert werden). Wir setzen die Arbeit an der Automatisierung mit Priorität dieses Jahr fort. Der Grund dafür ist, dass wenn sich die Weltwirtschaft stabilisiert und wir wieder bereit für Wachstumsziele sind, dann können wir rapide skalieren ohne Abhängigkeiten von manuellen Prozessen.

Abschliessende Bemerkung – Vielen Dank an alle unsere Anleger, die uns immer über die Jahre unterstützt haben. Wir freuen uns auf den Moment, wenn die Welt wieder zur Normalität zurückfindet und wir Euch in unserem Büro begrüßen können. Bitte schaut vorbei, falls ihr jemals in Tallinn seid :)

Ich danke Matthew Clannachan für das Interview für P2P-Kredite.com

Ein Blick hinter die Kulissen – mein Kreditportfolio bei Fellow Finance

Dies ist ein Beitrag von Nikolay im Rahmen des P2P Kredite Schreibwettbewerb 2019

In meinem dritten und letzten Artikel des Schreibwettbewerbs, analysiere ich die konkreten Risiken einer Anlage in P2P-Kredite am Beispiel meines Portfolios bei Fellow Finance*. Ich bin seit Februar 2018 auf Fellow Finance investiert und sammle seit April 2018 tagesgenaue Daten über meine Anlagen in finnische und polnische Konsumentenkredite.

Finnische Konsumentenkredite

Ich investiere seit 1. Februar 2018 auf Fellow Finance in finnische Konsumentenkredite. Insgesamt habe ich bisher in 247 Kredite investiert, von denen 95 aktiv sind, 127 zurückgezahlt wurden, 5 in das Inkasso gingen und 20 auf dem Zweitmarkt verkauft wurden. Der durchschnittliche Zins lag bei 11,4% und der interne Zinsfuß, laut Fellow Finance, bei 8.5%.

Meine Kredite verteilen sich wie folgt auf die Risikoklassen:

5: 46 aktiv / 30 zurückgezahlt / 0 Inkasso / 1 verkauft (1 weiterhin aktiv)
4: 36 aktiv / 49 zurückgezahlt / 1 Inkasso / 3 verkauft (3 weiterhin aktiv)
3: 11 aktiv / 36 zurückgezahlt / 1 Inkasso / 9 verkauft (7 weiterhin aktiv, 2 Inkasso)
2: 1 aktiv   / 11 zurückgezahlt / 3 Inkasso / 6 verkauft (3 weiterhin aktiv, 3 Inkasso)
1: 1 aktiv   / 1 zurückgezahlt   / 0 Inkasso / 1 verkauft (1 weiterhin aktiv)

Mit den zurückgezahlten Krediten habe ich im Schnitt 5% Gewinn gemacht, bei einer durchschnittlichen Haltedauer von ca. 4,4 Monaten. Bei ursprünglichen Laufzeiten zwischen 4 und 84 Monaten, lag die Haltedauer somit deutlich unter dem erwarteten Schnitt von 52 Monaten.

Die 5 Inkassokredite brachten mir einen Verlust von durchschnittlich 27% nach 6,8 Monaten (inklusive 3 Monaten Haltedauer im Verzug bis Inkasso). Diese Kredite fielen alle noch in 2018 aus, als der Inkassowert noch bei 70% lag. Seit Januar 2019 ist er auf nur noch 53% gesunken. Derweil bin ich dazu übergegangen,  überfällige Kredite konsequent auf dem Zweitmarkt zu verkaufen. Hierbei erleide ich im Schnitt zwar einen Verlust von 3,7% je Kredit, komme in Summe aber noch besser weg, als die Kredite zu halten.

Polnische Konsumentenkredite

Ich habe in der ersten Jahreshälfte 2018 ein Experiment mit 47 polnischen Krediten durchgeführt. Mysteriöserweise lag mein tatsächliches Investment je Kredit irgendwo zwischen knapp 6 EUR und knapp 25 EUR, auch wenn der Allocator einen Mindestbetrag von 25 EUR fordert. Mich hat es gefreut: mehr Kredite, mehr Diversifikation, mehr Daten. Von den 47 Krediten waren 40 der Risikoklasse 1 und 7 der Risikoklasse 2 zugeordnet. Die Verzinsung lag bei durchschnittlich 55% (3 Kredite zu 54%).

Am 20. Juli 2019 sind noch 5 Kredite aktiv, 15 sind zurückgezahlt und 27 wurden an das Inkassounternehmen verkauft. Mit einem initialen Einsatz von 350 EUR wurde bis dato ein Verlust von 91 EUR oder -26% erwirtschaftet. Laut Fellow Finance liegt mein interner Zinsfuß bei -40%. Da fragt man sich, wie kann das sein? 55% Zinsen und ich mache trotzdem Verluste?

Zunächst stellt sich heraus, daß auch die „guten“ Kreditnehmer in Polen ihre Kredite frühzeitig zurückzahlen. Dies geschieht durchschnittlich nach 4,3 Monaten (und damit fast zeitgleich mit den finnischen Frührückzahlern!?) anstatt der geplanten 12-24 Monaten. Mit diesen Krediten habe ich im Schnitt  16% Rendite gemacht.

Im Gegenzug haben 26 der 27 Inkasso-Kredite nicht einmal die Hälfte ihrer Zahlungen geleistet und 10 sogar gar keine. Im Schnitt habe ich mit diesen Krediten 50% Verlust gemacht. Diese Kredite gingen für 30% ihres Wertes an das Inkassounternehmen, d.h. die Kreditnehmer haben mir im Schnitt 20% meines Investments zurückgezahlt.

Als Anleger sehe ich mich bei den polnischen Krediten mehrfachem Gegenwind ausgesetzt.

  1. Zunächst ist zu beachten, daß die Zinszahlungen mit jeder Rate geringer werden. Je kürzer die Laufzeit des Kredites, desto höher die Tilgung und umso geringer die gezahlten Zinsen. Da polnische Kredite nur Laufzeiten von bis zu 2 Jahren haben, reduzieren sich die Zinseinnahmen deutlich. So habe ich z.B. bei einem 12-monatigen Kredit trotz nomineller Verzinsung von 55% nur Zinseinnahmen von ca. 30%.
  2. Aufgrund der hohen Ausfallrate, liegt meine Chance einen „Zurückzahler“ zu erwischen nur bei ca. 33%. Jeder Euro, der zurück fließt, hat also nur diese 33% Wahrscheinlichkeit, überhaupt Gewinn zu erwirtschaften.
  3. Schließlich liegt der Gewinn eines „Zurückzahlers“ mit 16% deutlich unter den Verlusten eines Inkassofalles mit etwa 50%.

Diese Punkte führen dazu, daß sich die Verlustspirale immer schneller dreht. Ich bin froh, nur ein kleines, überschaubares Experiment gemacht und meine Verluste so begrenzt zu haben. Mit dem Auslaufen meiner polnischen Kredite, erfreue ich mich seit Kurzem wieder eines wachsenden Anlageerfolgs.

Fazit

Ich bin mit der Entwicklung meines Investments in finnische Konsumentenkredite zufrieden. Die Rendite ist nicht übermäßig, aber doch gut genug, daß ich Fellow Finance zur Diversifikation in meinem Portfolio behalte. Aufgrund der höheren Zahlungsmoral in Finnland, sind diese Kredite, im Gegensatz zur den polnischen, profitabel.

Ich bin auch mit meinem Experiment zu den polnischen Krediten zufrieden, da ich die Verluste gut als Lehrgeld sehen kann. Ich habe einiges über das Verhalten von Kreditnehmern gelernt, was mir so im Vorfeld nicht bewusst war. Durch den geringen Einsatz, hielten sich die Verluste in Grenzen.

Abschließend bin ich froh, daß ich vor meinem Investment bei Fellow Finance in Claus P2P-Forum aus den Erfahrungen der anderen Anleger lernen konnte und nicht gleich mit einer 50:50 Allokation eingestiegen bin. Hier zeigt sich ganz klar der Wert des Forums für uns Anleger und ich kann jedem nur empfehlen, sich vor einer Geldanlage gut zu informieren und gegebenenfalls mit kleinen Experimenten zu starten, ehe größere Summen angelegt werden.

Meine P2P Anlage bei Fellow Finance nach gut 8 Monaten

Auf dem finnischen P2P Kreditmarktplatz Fellow Finance* gibt es 3 Arten von Krediten. Finnische Konsumentenkredite, polnische Konsumentenkredite und Kredite an finnische Firmen. Ich habe bisher nur Erfahrungen mit denen an private Kreditnehmer in Finnland gesammelt, denn nur diese habe ich im Portfolio. Heute nach gut 8 Monaten will ich über die Erfahrungen beim Aufbau meines Fellow Finance Portfolio berichten. Meine Rendite betrug gestern 9,7% – selbst berechnet in Excel gemäß (X)IRR. Das Dashboard zeigt 10,7%.

Das Minimum Gebot beträgt 25 Euro. Die Kredite sind nach Bonitäten klassifiziert von 5 Stern (sehr gute Bonität) bis 1 Stern. Die Laufzeiten liegen meist bei 12 bis 60 Monaten

Vorteile

  • sehr viele Informationen und Einstellungsmöglichkeiten
  • keine Gebühren für Anleger (ausser 1% für Zweitmarktverkäufe)
  • schon länger am Markt, Erfahrungen/Angaben zu den Ausfallraten
  • ausgefallene Kredite werden zu 70% des ausstehenden Betrages an ein Inkassounternehmen verkauft (nur bei finnischen Konsumentenkrediten!). D.h. Anleger tragen effektiv nur 30% der ausgefallenen Kreditsumme

Nachteile

  • es dauert sehr lange bis das Kapital investiert ist (cash drag)
  • die Website reagiert häufig sehr langsam

Meine Fellow Finance Erfahrungen bisher

Ich habe Ende letzten Jahres begonnen ein Portfolio aufzubauen (mein aktueller Stand ist in der Grafik ganz unten im Artikel). Und zwar ausschließlich per Autoinvest. Über die Zeit habe ich nach und nach 10Tsd Euro eingezahlt. Es dauert sehr lange bis das Geld investiert ist, denn viele Gebote des Autoinvest kommen nicht zustande und werden storniert bevor das Geld an den Kreditnehmer ausgezahlt wird. So lag häufig bis zu 10% meines Kapitals univestiert.

Meine Autoinvest (heisst bei Fellow Finance Allocator) Einstellungen sehen aktuell so aus


Klicken für größere Ansicht

Die Einstellungen sind so zu lesen, dass der Autoinvest für mich zum Beispiel in 3 Sterne Kredite investieren soll, wenn der Zinssatz 16% oder höher ist (required rate). Aktuell liegt der Marktzins (Market rate) für diese 3 Sterne Kredite auch bei 16%), so dass ich Chancen habe Kredite zugeteilt zu bekommen. Das ist allerdings nicht so einfach wie es aussieht, sondern erfordert m.E. Finetuning. Zum einen flukturiert die Market Rate alle paar Tage und wenn meine Einstellung für eine Bonitätsstufe über der Market Rate liegt, dann wird nicht investiert. Zum anderen werden viele kleine Kredite unter der Market Rate gefüllt und nur Kredite mit großen Beträgen werden teilweise noch zur market rate gefüllt. Das liegt daran, dass der Algorithmus bei jedem Kredit zunächst die Autoinvest Gebote der Anleger mit den niedriegsten gebotenen Zinssätzen nimmt, und sich dann langsam hocharbeitet bis der Kredit voll ist.

Aktuell setzt sich mein Portfolio also überwiegend aus Krediten mit 3 und 4 Sternen zusammen, gefolgt von 2 Sternen. Rechts sind die Ausfälle zu sehen (realized credit loss).

Meine Kredite geraten relativ häufig in Verzug, zahlen dann aber einige Tage nach dem Termin nach. Bisher habe ich 2 ausgefallene Kredite (realized), die an das Inkassobüro verkauft wurden, und 14 Kredite (238 Euro offen), die 30 Tage überfällig sind, und von denen somit ein guter Teil vermutlich auch als Ausfall enden wird.

Ich werde jetzt nicht mehr weiter aufstocken, sondern beobachten wie mein Invest sich entwickelt.

Wie können Anleger bei Fellow Finance Geld einzahlen?

Per SEPA Überweisung

Was ist der Minimalbetrag für eine Anlage?

25 Euro pro Gebot. Um eine gute Diversfikation zu erreichen sollte jedoch am Besten in mindestens 100 verschiedene Kredite angelegt werden, d.h. ab ca. 2.500 Euro Anlagekapital wird Fellow Finance interessant

Wie hoch ist der Zinssatz den Fellow Finance Anlegern zahlt?

Je nach Kreditart und Bonität unterschiedlich. Bei finnischen Verbraucherkrediten aktuell  bis 22%

Ab wann zahlt Fellow Finance?

Erst ab dem Datum ab dem der Kredit läuft. Zwischen Gebot und Beginn können durchaus Wochen liegen, in denen das Geld unverzinst ist.

Wann werden Zinsen ausbezahlt?

Monatlich, der Zahltag ist bei jedem einzelnen Kredit ein anderer Tag im Monat (ist in der Einzelkredit ansicht zu sehen)

Wie hoch sind die Fellow Finance Gebühren für Anleger?

Keine, außer 1% für Verkäufe am Zweitmarkt

Wie lang ist die Laufzeit der Fellow Finance Kredite?

Meist 12 bis 60 Monate

Mit welche Sicherheiten sind die Fellow Finance Kredite abgesichert?

Es handelt sich um unbesicherte Kredite

Gibt es einen Fellow Finance Zweitmarkt?

Ja, mit sehr vielen Einstellungsmöglichkeiten. Es kann mit Ab- und Aufschlägen gehandelt werden. Man kann auch Teile von Krediten zum Verkauf stellen. Man kann als Käufer dem Verkäufer Gegengebote machen. Und es ist möglich, den Autoinvest so einzustellen, dass er auch am Zweitmarkt kauft (hab ich nicht)

Was ich an Fellow Finance interessant finde:

Fellow Finance bietet mit die Möglichkeit in finnische P2P Kredite zu investieren, bei relativ hohen Zinsen und überschaubaren Ausfallraten. Allerdings erfordert, dass etwas Monitoring und kontinuierliches Nachjustieren des Autinvests.

Was ich an Fellow Finance nicht mag:

Es dauert sehr, sehr lange Kapital zu investieren. Die ersten 1-2 Monate können Anleger als zum Teil unverzinst vergessen. Die Website ist meist langsam und einzelne Wörter und Sätze sind nicht übersetzt. Anfänger werden m.E. sehr lange brauchen, bis sie sich zurechtfinden.

Sehr viele Erfahrungen, Meinungen, Fragen, Antworten, Tipps und Tricks von Anlegern gibt es in Fellow Finance Forum Beiträgen.

Fellow Finance Anlage
Meine Fellow Finance Anlage – klicken für größere Darstellung