Quellensteuer für P2P Anleger sinkt Mitte des Monats von 20% auf 5%

Durch ein neues Gesetz sinkt in Lettland die Quellensteuer die lettische P2P Plattformen von Anlegern aus der EU und der EEA (also auch aus Deutschland) einbehalten müssen von 20% auf 5%.

Die Quellensteuer, die u.a. Mintos* seit der neuen Regulierung einbehalten musste war sehr unbeliebt bei deutschen P2P Kredite Anlegern. Sie konnte zwar durch vorlegen einer Steueransässigkeitsbescheinigung von 20% auf 10% gesenkt werden, aber dazu musste jährlich eine solche vom Finanzamt angefordert werden. Dieser ganze Papierkram entfällt ab dem 14.11.22 für das Invest in Mintos Schuldverschreibungen. Laut Mintos ist nur eine einmalige Auswahl des Landes, in dem der Anleger steueransässig ist, erforderlich und braucht nicht mehr jährlich wiederholt werden. Die neue Quellensteuer beträgt 5% und ist damit in D voll anrechenbar.

Auch wenn die Neuigkeit von Mintos angekündigt wurde betrifft das neue Gesetz natürlich alle lettischen Plattformen also z.B. auch Twino* oder Viainvest*.

Damit hat eine zweijährige Lobbyarbeit der lettischen Plattformen Früchte getragen und zu einer Vereinfachung für die Anleger beigetragen.

Unterschiedliche Besteuerung von P2P Kredit Zinsen in Europa – Steuerhölle oder Steuerparadies?

Viele Fragen von Anlegern in P2P Kredite drehen sich um die Frage, welche Steuer auf diese Anlage anfällt und wie die Steuererklärung erfolgt. Dabei ist die Versteuerung in Deutschland relativ einfach und wurde auch schon ausgiebig im Forum diskutiert. Die Steuer richtet sich in aller Regel nach dem Wohnsitzland des Anlegers, wo der Marktplatz ist, ist i.d.R. irrelevant. Es gibt einige Besonderheiten, zum Beispiel behalten einige wenige Marktplätze Quellensteuer ein. Die Details will ich in diesem Artikel gar nicht wieder aufgreifen, sondern diesmal einen Blick über die Landesgrenzen werfen. Denn lausche ich dem Stöhnen der deutschen Anleger über die Steuerlast, könnte ich zu dem Schluss kommen, wir leben in der absoluten Steuerhölle. Auf den Konferenzen in Riga und London traf ich viele Anleger aus anderen Ländern, die mir ihre Erfahrungen mit der Steuer schildern.

Objektiv betrachtet liegen wir beim Steuersatz zu dem P2P Kredit Zinsen hier in Deutschland besteuert werden, im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Um das zu veranschaulichen, habe ich die folgende Karte erstellt.

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Abbildung: Steuersatz auf Zinsen aus P2P Kredit Investment nach Wohnsitzland des Anlegers. Quelle: eigene Recherchen. Ohne Gewähr. Bitte keine Entscheidungen auf dieser Grundlage treffen, sondern einen qualifizierten Steuerberater konsultieren

Man sieht sehr schön, dass vor allem in den osteuroäischen Ländern deutlich niedrigere Steuersätze gelten. In den schwarz eingefärbten Ländern, wird der Einkommensteuersatz auf die Zinsen aus P2P Krediten angewendet. Entscheidend ist, aufgrund der Progression, somit die Gesamtsumme der steuerpflichtigen Einkünfte des Anlegers. In Großbritannien gelten z.B. je nach Höhe der Einkünfte, Steuersätze von 20, 40 und 45%. In Irland sind es beispielsweise 20% und 40%.

In den anderen Ländern sind es meist – vergleichbar zu Deutschland, fixe Sätze. Allerdings ist die Grafik natürlich eine starke Vereinfachung, die steuerlich komplexe Sachverhalte nicht berücksichtigt. Zu nennen sind u.a. Freibeträge oder die Frage ob Ausfälle und oder Gebühren gegen Zinserträge verrechnet werden dürfen. Ausserdem werden in vielen Ländern Kapitalgewinne (z.B. bei Verkauf von Krediten auf einem Zweitmarkt mit Aufpreis) anders versteuert als Zinsen.

Steuervorteile bzw. steuerlich vorteilhafte Regelungen

Wie oben beschrieben ist das Grundsystem in Europa relativ einheitlich. Entweder ein fixer Satz oder es wird die Einkommensteuerregelung angewendet. Natürlich gibt es aber viele Ausnahmeregelgungen. Drei interessante Beispiele führe ich im folgenden auf.

UK: die Briten haben schon länger ein System, bei dem Anleger bis zu 20.000 Pfund im Jahr in bestimmte Anlageklassen steuerfrei anlegen können (z.B. Aktien oder Festgeld). Vor einigen Jahren wurde das auch auf Invest in P2P Kredite ausgedehnt (IFISA – Innovative Finance ISA). Das interessante dabei ist, dass der Betrag pro Jahr gilt. Ein Anleger, der also jedes Jahr anlegt, kann über 10 Jahre hinweg 200.000 Pfund steuerfrei in P2P Kredite investieren. Und bei Wiederanlage der Zinsen ist auch der Zinseszins steuerfrei. Da kommt schon etwas zusammen.

Estland: Viele estnische Anleger investieren nicht direkt aus ihrem Privatvermögen, sondern über eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (OÜ). Vorteil hier: Solange die Gewinne in der Gesellschaft verbleiben fallen keine Steuern an. Der Steuersatz von 20% wird erst zu dem Zeitpunkt fällig zu dem die Gesellschaft die Gewinne an den Anleger ausschüttet. So können sie über viele Jahre hinweg Gewinne erst mal thesaurieren und die Besteuerung in die Zukunft verschieben.

NL: Sind die Niederlande ein Steuerparadies? Allgemein wohl eher nicht. Und für die Versteurung der P2P Kredite kommt ein System zur Anwendung, dass eine Vermögensteuer darstellt. Vermögenssteuer? Klingt nach linkem Gedankengut und hat oft das Image der Umverteilung. Im Fall vom Invest in P2P Kredite kann es allerdings für niederländische Anleger sehr vorteilhafte Ergebnisse zeitigen. Denn besteuert werden nicht die tastäschlichen Einkünfte sondern fiktive Einkünfte. Was? Fiktiv? Ja, um die Steuererkläung einfach zu halten, wird das Vermögen deklariert und der Staat nimmt einfach an, dass die Bürger damit 4% Rendite erwirtschaftet haben (egal was sie tatsächlich erwirtschaftet haben): Darauf wurden dann 30% Steuern fällig. Entspricht 1,2% Steuer auf das Vermögen (seit 2017 wurde das differenziert, es sind jetzt je nach Vermögenshöhe 0,581% bis 1,68%; Quelle/nach unten scrollen). Wenn als ein niederländischer Anleger tatsächliche 10% Rendite mit P2P erwirtschaftet hat, dann beträgt sein effektiver Steuersatz ca. 12% (30%*4%/10%).
Vermögenssteuer kann also eigentlich ganz pfiffig sein, wenn es keine andere zusätzliche Besteuerung von Kapitalerträgen gibt. Denn dann zwingt der Staat die Bürger darüber nachzudenken, wie sie ihr Kapital renditebringend einsetzen können. Wer es auf Girokonten oder Tagesgeldkonten verrotten lässt, wird nicht nur von der Inflation, sondern auch von der Steuer getroffen. Wer hingegen z.B. mit Aktien/ETF langristig Ertäge über dem fiktiven Satz von 4% erwirtschaftet, wird durch eine unterdurchschnittliche Besteuerung belohnt.

Dieser Artikel stellt keine Steuerberatung dar; bitte einen qualifizierten Steuerberater konsultieren, um steuerlichen Rat zu erhalten.

Smava zur Deklaration von Invests in Smava Kredite in der Steuererklärung

Smava* hat sich jetzt erstmals positioniert wie aus Unternehmenssicht die Geldanlagen bei Smava steuerlich zu behandeln seien:

Erträge aus smava Geldanlagen sind als „Einkünfte aus Kapitalvermögen“ steuerpflichtig. Sie werden zu dem Teil besteuert, der den Freibetrag von 801 EUR (bei Verheirateten 1.602 EUR) übersteigt. Seit Einführung der Abgeltungssteuer 2009 beträgt der Steuersatz 25 Prozent (plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer).

Die smava Ertragsübersichten dienen als Hilfestellung für die persönliche Steuererklärung. Sie geben einen tabellarischen Überblick über erzielte Erträge aus der smava Geldanlage. Die Erträge bestehen aus Zinsen und dem Kapitalergebnis. Das Kapitalergebnis ist die Summe der von Anlegern gezahlten Poolausgleichszahlungen und der von Kreditnehmern ggf. nicht geleisteten Kapitalrückzahlungen.

Zinsen sowie Gewinne aus Kapitalforderungen gehören zu „Einkünften aus Kapitalvermögen“ und sind zu versteuern. Deshalb ist u.E. auch ein negatives Kapitalergebnis zu versteuern. Zusammenfassend sehen wir den nach Abzug eines negativen Kapitalergebnisses verbleibenden Gewinn aus Zinsen als die maßgebliche Größe für die Besteuerung der Einkünfte aus smava Geldanlagen an.

Smava weist in dem Post darauf hin, dass es sich um die Unternehmensmeinung handelt und nicht um eine steuerberatende Leistung.

Um die praktische und theoretische Seite zum Thema Versteuerung & Finanzamt geht es z.B. auch in diesen beiden Forum-Threads: 1, 2.

In dem Artikel wird auch noch mal deutlich, dass der Poolmechanismus recht wirksam vor Verlusten schützt. Bisher haben 99,4% der Anleger positive Erträge erzielt.

Aktuelle P2P Kredit Trends in den USA

In den USA unterscheidet sich die Entwicklung der P2P Kreditbörsen deutlich. Bei Lendingclub.com* ist das Wachstum ungebrochen. Aktuell werden pro Monat über 6 Mio US$ neue Kredite von privat finanziert. Lending Club hat jüngst auch eine Produktgestaltung eingeführt, die eine steueroptimierte Berücksichtigung der Anlage in Privatkredite als Altersvorsorge ohne extra Gebühren ermöglicht. Diese Steuervorteile erhöhen die Attraktivität der Geldanlage in Privatkredite deutlich. Lending Club wirbt (basierend auf den Ergebnissen der Vergangenheit) mit einer jährlichen Rendite dieser Anlageform von 9,67%.


(Quelle der Abbildung: Lendingclubstats.com)

Sehr gegensätzlich verläuft die Geschäftsentwicklung des einstigen Marktführers Prosper.com. Zwar kann Prosper nach einer mehrmonatigen Zwangspause seit Juli 2009 wieder Kredite vermitteln – jetzt mit Genehmigung der Aufsichtsbehörder SEC. Aber an das Wachstum alter Zeiten kann Prosper nicht wieder anknüpfen. Im Oktober wurde nur Kredite mit einem Gesamtvolumen von ca. 2 Mio. US$ vermittelt. Hauptgrund ist der Vertrauensverlust der Altanleger, denen hohe Kreditausfälle die Rendite verhagelt haben.


(Quelle: Ericscc.com)

Dies ist deutlich zu wenig für Prosper um profitabel zu arbeiten. Ganz im Gegenteil: Geschäftsuntzerlagen von Prosper für das 3. Quartal weisen einen Quartalsverlust von 2,24 Millionen US$ aus.  Die liquiden verfügbaren Mittel (Barreserven) belaufen sich Ende September auf ca. 2,08 Mio. US$. Damit hat Prosper einen Großteil der ursprünglichen VC Finanzierung von 40 Mio. US$ aufgebraucht. Trotz des kürzlichen Invests eines Bankers (1 Mio. US$), braucht Prosper bei dieser Burn-Rate schon in wenigen Monaten dringend eine Anschlussfinanzierung. Ob dies bei der derzeitigen Situation gelingt?

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Kredit bei Smava aufnehmen um das Finanzamt zu bezahlen?

In letzter Zeit gibt es bei Smava.de* vermehrt Kreditprojekte bei denen die Kreditnehmer angeben, dass sie eine unerwartet hohe Steuerzahlung (meist aus gewerblicher oder freiberuflicher Tätigkeit) ans Finanzamt zu leisten haben und dazu einen Kredit aufnehmen möchten. Aktuelles Beispiel: Geld fürs Finanzamt (13,9% Zinsen nominal = 15,63% Effektivzins p.a., 9.000 Euro, Bonität G)

Freut natürlich Smava, den Staatshaushalt und bei pünktlicher Rückzahlung auch die Anleger. Aber ich habe noch nicht verstanden, wo bei so hohen Zinsen die Motivation für den Kreditnehmer ist? Aus meiner Sicht eine kommerziell suboptimale Vorgehensweise, denn bei den Steuerbescheiden gilt i.d.R.:

Zahlung und Folgen verspäteter Zahlung
… Wenn Sie die Steuern nicht bis zum Ablauf des Fälligkeitstages zahlen ist für jeden angefangenen Monat der Säumnis ein Säumniszuschlag von 1 vH. des rückständigen Säumnisbetrages verwirkt. …

Abstottern beim Finanzamt kostet also rund 12% Zinsen im Jahr (man muss allerdings eine Vollstreckung durch einen Vollstreckungsaufschub vermeiden). Und das ist sogar noch die ungünstige Variante. Denn wer mit dem Finanzamt eine Stundung vereinbart zahlt nur 0,5% Zinsen pro Monat. (Quelle: Wikipedia Artikel u.a.)

Ich habe den Kreditnehmer Domego aus oben genannten Beispielprojekt mal angeschrieben. Mal sehen was er zu seinen Beweggründen sagt.

Hinweis: Dies ist keine Steuerberatung im Einzelfall, sondern eine Wiedergabe der generellen Sachlage auf Basis von Schilderungen in der Presse. In Ihrem individuellen Fall können andere Regelungen gelten. Bitte wenden Sie sich an den Steuerberater Ihres Vertrauens.