Transferwise Borderless Konto – UK Bankkonto & US Bankkonto ohne monatliche Gebühren

Heute hat Transferwise* ein Borderless Konto* gestartet. Jeder kann so ein UK Bankkonto in Pfund bzw. ein US Bankkonto in US$ ohne Einrichtungsgebühr und ohne monatliche Gebühren bekommen. Inwiefern ein UK Bankkonto für deutsche Anleger auf britischen P2P Kreditmarktplätzen sehr nützlich ist, hatte ich bereits hier beschrieben. Der Hauptvorteil ist, dass man Gelder von einer britischen P2P Kreditplattform zu einer anderen britischen P2P Plattform über die UK Bankverbindung transferieren kann, ohne das Geld zwischendurch wieder in Euro zu tauschen.

Das Transferweise Borderless-Konto kann bis zu 15 Währungen parallel halten. Nach der Online Anmeldung* ist nur eine kurze Identifikation erforderlich (dauert nur einige Minuten auch wenn da initial 2 Tage steht) und dann ist das UK Konto einsetzbar.

Transferwise Broderless Konto
Screenshot (persönliche Daten entfernt)

Ganz kostenlos ist das Konto aber nicht. Eine lokale Überweisung in GBP kostet 0,50 GBP. Für den Transfer sehr kleiner Summen ist das Konto somit nicht geeignet.

Neu und geändert – Entwicklungen in den letzten beiden Wochen

Estateguru

Estateguru* hat einen Rekordmonat im März abgeschlossen. 2,6 Mio. Euro finanzierte Kredite. Zudem ist Estateguru nun außer in Estland und Lettland auch in Litauen tätig.

Investly

Auch für Investly* war der März ein super Monat. Das erste Mal wurden für fast 1 Mio. Euro Rechnungen finanziert (ein Teil davon ist allerdings in Pfund; hier umgerechnet). Investly erwägt zudem auch Rechnungen sehr großer Firmen zwischenzufinanzieren. Für diese soll aber ein niedrigerer Zinssatz von 4-5% für Anleger gelten. In einer Umfrage hat Investly die Meinung der Anleger zu dem Vorhaben abgefragt.

Bondora

Bondora* Anleger können nun per Kreditkarte einzahlen. Erste Erfahrungen von Anlegern zur Kreditkarteneinzahlung.

Twino

Twino* hat den Zinssatz für neue polnische Kredite mit Buyback bzw. Payment Guarantee (PG) am 27.03. anscheinend auf 10% gesenkt. Aus meiner Sicht unattraktiv, aber jeder Anleger hat ja unterschiedliche Kriterien. Allerdings gabe es später auch wieder PG Kredite zu höheren Zinssätzen. Laut Support haben bereits 1500 Anleger neue Auotinvests für PG Kredite eingerichtet.

Saving Stream wird zu Lendy

Saving Stream tritt nun unter der Marke Lendy* auf. Der Marktplatzbetreiber hieß bisher schon Lendy Ltd. und hat sich entschieden die bisher getrennten Internetauftritte für Anleger und Kreditnehmer zusammenzuführen. Eine Vermutung ist auch, dass sich die britische Aufsichtsbehörde an dem Begriff „Saving“ in der bisherigen Marke störte.

Lendy hat sich zudem am 01. April verrechnet und versehentlich auf alle Kredite 12% Zinsen für März gezahlt, auchfür die die einen niedrigeren Zinssatz wie 10% oder 11% haben. Am Montag, dem 03. April ist ihnen der Fehler aufgefallen und sie haben ihn korrigiert – einfach durch Änderungen der alten Buchungen – und ein Entschuldigungsemail an die Anleger verschickt. Leider heisst da für viele Anleger, die z.B. vorher auf Basis der Zinsgutschrift investiert haben, dass sie nun plätzlich einen negativen Kontostand haben.

Bondmason

Bondmason* erhöht die Gebühren drastisch zum 31.05. und senkt die angestrebte Zielrendite. Zudem wird die Mindestanlage zum 31. Juli von 1.000 auf 5.000 Pfund erhöht. Das bedeutet das Aus für mein Bondmason Portfolio. Ich werde es spätestens im Juli liquidieren.

Funding Circle (UK)

Funding Circle hat bekanntgegeben sich in Zukunft in UK voll auf Firmenkredite zu konzentrieren und das Geschäft mit den Immobilienkrediten bis Mitte 2016 einzustellen.

2 super Vorteile der Revolut App für deutsche Anleger in britische P2P Kredite

Wer als Deutscher (oder Österreicher) auf britischen P2P Kreditmarktplätzen anlegen möchte sollte diesen Artikel unbedingt lesen, denn er erklärt die zwei Vorteile, wie die Revolut App* den Prozess viel einfacher macht und dabei Kosten spart.

Was ist Revolut?

Revolut ist eine kostenlose Finanz-App. Für die Registrierung* brauchen Deutsche und Österreicher:

  1. Ein Android Handy mit Front- und Rückkamera oder ein iPhone
  2. Einen Personalausweis oder Reisepass
  3. die Möglichkeit SMS zu empfangen

Schweizer Nutzer können sich laut der Revolut FAQ derzeit leider nicht anmelden.

Die Revolut App kann bei Google Play oder im iOS App Store heruntergeladen* werden.

Nach der Installation empfehle ich direkt die Verifizierung vorzunehmen, da diese Voraussetzung für das Funktionieren einiger der weiter unten beschriebenen Funktionen ist. Einfach der Anleitung folgen und die Schritte ausführen. Hat bei mir gut 10 Minuten gedauert.

Vorteil 1: Kostenloser Transfer von Geldern von einem UK P2P Kreditmarktplatz zu einem anderen UK Kreditmarkplatz

Ich habe auf mehreren britischen P2P Kreditmarktplätzen Geld angelegt. Da ich kein Bankkonto in England habe, war es mir nicht möglich ohne Tausch in Euro von einem Marktplatz zum anderen Geld zu transferieren. Einfach bei einem Marktplatz die Auszahlung verlangen und dabei als Konto das Einzahlungskonto eines anderen Marktplatzes anzugeben funktioniert nämlich nicht. Letztes Jahr hatte ich kurzzeitig eine Lösung mit einem kostenlosen UK Bankkonto von Monese. Aber wenige Wochen danach wurde das Monese Konto kostenpflichtig und ich habe es gekündigt, weil sich das für die wenigen Transfers die ich machen würde nicht mehr gelohnt hätte.

Wer im Forum mitliest, hat vielleicht gesehen, dass sich relativ viel Zeit auf Recherchen zur Frage, wie richte ich ein kostenloses Bankkonto in England ein, ohne dafür vor Ort in einer Filiale zu erscheinen, aufgewendet habe. Tatsächlich ist das auch im Zeitalter des Internet Bankings fast unmöglich, denn keine konventionelle UK Bank bietet das als Standardprozess online an.

Revolut Kontonummer für größere Ansicht klickenJetzt habe ich eine ideale Lösung für das Problem gefunden, die ich hier vorstelle. Tatsächlich erhält jeder verifizierte Revolut Nutzer eine eigene kostenlose Kontonummer in UK. Achtung: Diese Information stimmt inzwischen nicht mehr – leider wurde das geändert. Formell ist das kein Bankkonto, da revolut regulatorisch eine Emoney Institution und keine Bank ist – und somit das Geld dort auch nicht durch die englische Einlagensicherung geschützt ist. In der Praxis ist mir das aber für meine Zwecke egal, da mein Geld dort nur kurz liegt.

Der entscheidende Punkt ist, dass es mir die eigene Kontonummer ermöglicht, dies als Zielkonto für Auszahlungen von UK Plattformen zu verwenden – es ist keine Angabe eines Überweisungszwecks erforderlich. Die Zeit von der Auslösung der Auszahlung bis zum Eingang bei Revolut betrug bei meinen Tests nur wenige Stunden.

Genauso kann ich dann eine Überweisung innerhalb Englands anstossen, um wieder binnen Stunden das Geld auf eine andere britische Plattform zu transferieren.

Revolut Überweisung - klicken für größere AnsichtZwar ist es etwas umständlich die Bankdaten des Empfängers über den Touchscreen des Smartphones einzugeben, aber das ist nur einmalig erforderlich, für zukünftige Überweisungen bleiben die Empfängerdaten gespeichert (Achtung: der Verwendungszweck muss bei folgenden Überweisungen wieder neu eingegeben werden).

Eine weitere mögliche Anwendung, die ich aber nicht ausprobiert habe, ist die Anmeldung bei solchen UK Marktplätzen, die zwar internationale Anleger zulassen, aber ein UK Bankkonto als Voraussetzung erfordern. Habe aber nicht ausprobiert, ob das Revolut Konto dafür funktioniert.

Die oben beschriebene Transfermöglichkeit ist schnell und für mich komplett kostenlos. Aber es wird sogar noch besser!

Vorteil 2: Sehr guter Wechselkurs beim Tausch von Euro in Pfund und vice versa

Wie ich ja auch schon mehrfach im Forum erläutert hatte, habe ich bisher für Einzahlungen auf UK Plattformen in der Regel nicht eine direkte Banküberweisung genutzt wegen der Kosten und des Wechselkurses. Stattdessen habe ich Transferwise* und Currencyfair* genutzt und war damit zufrieden. Die meisten Plattformen erlauben auch eine Auszahlung via Transferwise.

Revolut Multiwährungskonto - für größere Anischt klickenHeute habe ich dann einen Vergleich der Kurse der verschiedenen Anbieter durchgeführt. Der gezeigte Kurs betrug bei meinem Test:

Revolut: 238 Euro ergeben 206,12 Pfund

Transferwise: 238 Euro ergeben 204,92 Pfund

Currencyfair: 238 Euro ergeben 202,91 Pfund

Der Tausch über Revolut ist in diesem Vergleich um Längen besser als bei den beiden anderen Anbietern. Zugegeben, bei größeren Beträgen ist die Differenz geringer. Außerdem kann man bei Currencyfair den Kurs festsetzen zu dem man bereit ist zu tauschen.

Hier die Erläuterung der Vorgehensweise um Euro in Pfund zu tauschen mit Revolut. Zuerst habe ich von meinem Bankkonto per SEPA Überweisung auf das von Revolut in der App genannte Euro Einzahlungskonto eingezahlt und dabei den mir persönlich zugeordneten Verwendungszweck angegeben ‚Top-up‘, ‚EUR‘ ‚Bank transfer‘. Ganz wichtig: Die Euro Einzahlung funktioniert nur Bankkonten im eigenem Namen. Kommt das Geld von einem Dritten (z.B. Konto der Ehefrau, Arbeitgeber, …) dann wird Revolut 5 Euro Gebühr abziehen und das Geld zurücktransferieren!

Nach zwei Tagen benachrichtigte mich Revolut per Push Nachricht, dass meine Einzahlung gutgeschrieben wurde (Emails versendet Revolut dazu nicht). Via dem Menüpunkt Exchange konnte ich mir dann die schnell flukturierenden Live Wechselkurse anzeigen lassen und jederzeit den Umtausch ausführen.

Wichtiger Tipp: Nie Geld wechseln über Revolut am Wochenende, denn am Wochenende berechnet Revolut 1% Gebühr dafür.

Der oben beschriebene Währungstausch ist kostenfrei bis zu einer Obergrenze von 5,000 GBP /  6,000 EUR / 6,000 USD pro Kalendermonat. Für meine Zwecke völlig ausreichend. Wer mehr tauscht muss 0,5% Gebühr zahlen. Oder alternativ auf das neue Revolut Premium Account upgraden. Das ist dann aber nicht mehr umsonst.

Zusammengefasst: Revolut* ist für deutsche Anleger in britische P2P Kredite schon fast ein must-have. Das Revolut Konto macht den Prozess viel einfacher und bietet einen guten Wechselkurs. Revolut hat nach eigenen Angaben über 550.000 Nutzer. Ich hoffe, dass die Basisfunktionen kostenlos bleiben werden, und das Revolut sich über die Zusatzfunktionen (wie Prepaid Kreditkarte) oder die neuen Premium Konten sowie die geplanten Firmenkonten finanziert.

Wer von den Funktionen des Revolut Produktes überzeugt ist, hat übrigens dieses Jahr Gelegenheit im Rahmen einer Crowdinvesting Kampagne Aktionär von Revolut zu werden. Der genauer Zeitpunkt der Kampagen wurde noch nicht verkündet, nur dass Revolut 4 Mio. Pfund über einen Pitch bei Seedrs aufnehmen will. Wer sich dafür interessiert, sollte sich jetzt schon bei Seedrs registrieren* und die Verifikation abschliessen damit das bereits erledigt ist, wenn der Pitch dann live geht. Ich erwarte, dass der Revolut Pitch sich in kürzester Zeit (Stunden oder gar Minuten) füllen wird. Als Revolut letztes Jahr über Crowdcube 1 Mio Pfund Kapital aufgenommen hat war die Nachfrage um ein Vielfaches höher als das Angebot. Um schon mal zu sehen wie Kampagnen bei Seedrs grundsätzlich aussehen empfehle ich einen Blick auf die aktuelle Kampagne des P2P Kredit Anbieters Landbay or meine früheren  Artikel zu Seedrs oder das Crowdinvesting Forum. Achtung: Crowdinvesting birgt das Risiko eines Totalverlusts und ist eine illiquide Anlageform.

Abschliessend sei noch erwähnt, dass es noch eine interessante Verbindung von Revolut zu P2P Krediten gibt. Britische Revolut Nutzer können in der App einen Kredit beantragen. Dieser wird von Anlegern der britischen P2P Kreditplattform Lending Works finanziert.

 

Zopa wird eigene Bank starten

Der weltweit erste P2P Kreditmarktplatz Zopa*, gegründet 2005, wird eine eigene Bank starten. Vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigung wird die Bank in 2018 in Großbritannien an den Start gehen und soll dann von der Einlagensicherung gedeckte Sparanlagen für Anleger und Dispositionskredite anbieten. Damit attackiert Zopa ein weiteres Geschäftsfeld der Banken. Der P2P Kreditmarkt auf dem Zopa der Konsumentenkredite anbietet, wird weitergeführt.

Zopa CEO Jaidev Jardana sagte laut P2P-Banking.com: “We launched in 2005 to create a richer life for everyone by making money simple and fair. We have lent over 1.8 billion GBP and inspired a 100 billion GBP global industry. We have built a profitable, scalable and viable business. Yet we’ve only just begun. We want to launch a next generation bank to drive greater choice for borrowers, savers and investors, which is good for consumers and good for the economy. We are uniquely placed to re-define customer expectations of what a bank should deliver in the 21st century. Over the last 11 years we have delivered great value to borrowers and investors whilst prudently managing credit risk. Combining our pioneering data and tech-led culture with an obsession with fairness and customer experience, we are best placed to shape the future of personal finance in the UK.”

Aktueller Status des Crowdinvesting in UK

Der heute veröffentlichte Report Where are the now von Altfi und Nabarro analysiert die Entwicklung des britischen Crowdinvesting Marktes. Dazu wurden Daten von 955 Kapitalrunden für 751 Startups über 6 Crowdinvestment Plattformen ausgewertet. Diese sind Crowdcube, Seedrs*, Syndicate Room, VentureFunders, Code Investing und Angels Den. Crowdcube und Seedrs habe ich selbst auch schon als Anleger genutzt und im Crowdinvesting Forum gibt es viele Diskussionen zu einzelnen Pitches.

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Quelle: Where are they now 2016, Seite 9

2016 wird voraussichtlich das erste Jahr sein in dem das finanzierte Gesamtvolumen unter dem des Vorjahres liegt. Einer der Gründe dürfte im Brexit liegen, der sich insbesondere auf das Q3 2016 auswirkte.

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Quelle: Where are they now, Seite 10

Crowdcube und Seedrs dominieren im UK Markt mit deutlichem Abstand vor allen anderen Marktplätzen.

Für den Report wurden Daten des Companies House und weitere Parameter herangezogen um den Fortschritt der finanzierten Firmen zu klassifizieren.

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Quelle: Where are they now, Seite 4

Heruntergebrochen auf Crowdcube und Seedrs ergibt sich folgendes Bild:

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Quelle: Where are they now 2016, Seite 27

Nach den Berechnungen des Reports liegt die durchschnittliche Rendite bei 8,55% (IRR, ohne Berücksichtigung von Steuervorteilen für britische Anleger). Dazu muss gesagt werden, dass es sich natürlich um Buchgewinne handelt, solange noch kein Exit erfolgte. Es gibt auch keinen Zweitmarkt, d.h. ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Investment ist i.d.R. schwierig.

Mein eigenes Portfolio umfasst inzwischen über 50 kleine Invests in britische Startups, fast alle davon via Seedrs*.

 

Rückblick auf die Lendit London Konferenz

Von Sonntag bis gestern war ich in London auf der Lendit Konferenz einem alljährlichen europäischen Branchentreffen der P2P Kreditmarktplätze. Erneut war die Veranstaltung größer als im Vorjahr mit 904 Teilnehmern von ca. 180 Firmen. Überwiegend P2P Kreditmarktplätze, aber auch Dienstleister, Medien, Banken und sonstige Finanzunternehmen. Mit seiner Einschätzung, dass die Branche sich in einem goldenen Zeitalter („golden age“) befindet, traf Samir Desai, CEO von Funding Circle sicher angesichts des sehr postiven Marktumfeldes in Großbritannien und den sehr starken Wachstumsraten die Stimmung vieler Anwesender.

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Die Konferenz fand imInterContinental London nahe der O2 Arena (der weiße Kuppelbau statt). Für die Übernachtung war mir das InterContinental aber preislich zu gehoben, so dass ich im Sunborn Yacht Hotel übernachtet habe, eine zum Hotel umfunktionierte Megayacht, die im Dock vor Anker liegt. Das Foto habe ich von der Yacht gemacht. Kann ich als Hotel empfehlen, ist allerdings nicht innenstadtnah.

Danach stellte Reinder van Dijk von Oxera einen neuen, ausführlichen Report, der die wirtschaftliche Performance der größten britischen P2P Kreditmarktplätze untersucht, vor. Der Report kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Die Untersuchung wurde vom britischen Branchenverband P2PFA in Auftrag gegeben, der die Interessen der Marktplätze vertritt und Mitveranstalter der Konferenz ist. Deren Leiterin Christine Farnisch erläuterte die P2PFA wollte mit dem Report auf pauschale Kritik („das rechnet sich für Anleger nicht“, „das ist viel zu riskant“) und Forderungen nach verschärfter Regulierung von Kritikern von P2P Lending reagieren, in dem sie Fakten zusammentrage und auswerte. Die P2PFA hat viel für die Entwicklung des P2P Kredit Sektors in Großbritannien beigetragen, in dem sie aktiv die Positionen der Plattformen zum Beispiel bei den Konsultationen zur in 2014 beschlossenen spezifischen neuen Regulierung gebündelt vertreten hat. Ein anderer Redner merkte später auch an, es sei überfällig, dass sich in Kontinentaleuropa vergleichbare Interessensverbände der P2P Kreditmarktplätze bildeten.

Für die Konferenz haben die Organisatoren auch Lord Adair Turner als Redner gewonnen, der von 2008 bis 2013 Chef der britischen Aufsichtsbehörde war. Das Pikante daran ist, dass sich Turner im Frühjahr sehr medienwirksam extrem kritisch ‚P2P crash will make bankers look like lending geniuses‚ geäußert hatte. Jetzt sagte er, er hätte damals das Konzept P2P Lending nicht vollständig verstanden.

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Aus dem Vortrag zur Vorstellung des neuen Oxera Reports. Die Darstellung zeigt, dass die britischen Plattform mit ihren Prognosen zu den Kreditausfällen recht gut lagen. Denn rückblickend waren die tatsächlichen Ausfälle 2013 und 2014 (farbig) fast durchgängig unter den zuvor von den Plattformen prognostizierten (getrichelt) Werten. (Klicken für größere Ansicht)

Ein weiteres wichtiges Thema für die britischen Marktplätze ist, wann genau sie das Go für das Angebot der IF ISA (eine steuerbegünstigte Anlagemöglichkeit in P2P Kredite für britische Anleger) bekommen. Zwar wurde das Gesetz schon vor geraumer Zeit beschlossen, die letzliche plattformbezogene Freigabe durch die FCA lässt aber noch auf sich warten. Auch wenn eine genaue Vorhersage nicht möglich ist, äußerten sich mehrere Teilnehmer vorsichtig optimisitisch, dass der Startschuss spätestens im Frühjahr fallen wird.

Auch Risiken wurden thematisiert. Einer der Keynote Speaker, Cormac Leech, nun für Victory Park Capital tätig, sieht ‚platform fraud‘ also Betrug durch den Marktplatz selbst als eines der Hauptrisiken.

Einer der Kernnutzen der Konferenz für mich ist, dass ich mit sehr vielen Firmen reden kann. Die meisten Marktplätze sind durch ihre Geschäftsführer oder andere Entscheider aus dem Management vertreten so dass es sehr interessante und fundierte Aussagen und Einschätzungen zur Entwicklung gibt. Tatsächlich habe ich am ersten Nachmittag mit so vielen geredet, dass ich viele der Nachmittagssessions gar nicht gesehen habe und abends schon etwas heiser war.

Unter anderem habe ich mit Stuart Law von Assetz Capital (Kontext siehe diese Forendiskussion) gesprochen. Stuart ist immer optimistisch und enthusiastisch – seine Erläuterungen wie das Volumen weiter gesteigert wird fand ich hilfreich und nachvollziehbar. Er sagt, dass mit dem erreichten Level die Firma profitabel wird und Assetz auf das Geld aus der Kapitalrunde deren Abschluss er in Kürze erwartet, im Prinzip nicht angewiesen ist. Wenig konkret war es allerdings bei der Beantwortung meiner Frage wofür konkret er das Kapital aus der neuen Runde einsetzen wird.

Saving Stream* wird das Zinsniveau senken (Diskussion). Bisher hatten alle Saving Stream Kredite einen einheitlichen Zinssatz von 12% für Anleger. Diese Einfachheit wird wohl verloren gehen auch wenn es noch keine Aussage gab, um wieviel der Zinssatz sinkt und auch noch nicht festzustehen scheint ob eine Differenzierung des Zinssatzes in Abhängigkeit des Kreditrisikos kommen soll. Mit den niedrigeren Zinssätzen will Saving Stream mehr Kreditnehmer gewinnen und auch für solche Kreditnehmer attraktiv werden, die bisher wegen der Kosten an Konkurrenten verloren werden.

Ausserdem habe ich Ed von Moneything* (Forum) persönlich getroffen, wir waren bisher nur per Email und Telefon in Kontakt. Ed sieht die Aussichten der Plattform für die Gewinnung weiterer gut abgesicherter Kredite sehr gut und rechnet mit einer weiteren Steigerung des Kreditvolumen.s

Mit dem CEO von Bondmason* (siehe Kontext) habe ich mich ausführlich unterhalten und er hat mir relativ detailliert Pläne für Weiterentwicklungen des Services erläutert, die ich interessant finde. Er hat mich allerdings gebeten diese zunächst vertraulich zu behandeln. Sobald sie aber bekanntgegeben/umgesetzt werden, werden ich natürlich im hier im Blog oder im Forum darüber berichten.

Bei Investly* wird es diesen Herbst eine neu designte Website mit einem deutlich verbesserten User-Interface für die Anleger geben.

Am zweiten Tag war ein aus deutscher Sicht interessantes Panel in dem neben Charles von Younited Credit (Frankreich) auch Pärtel von Bondora*, Jevgenijs von Twino* und Martins von Mintos* saßen. Zwar gab es nicht wirklich Neues, aber alle drei betonten die wichtige Rolle von privaten Anleger auf ihren Marktplätzen und dass deutsche/deutschsprachige Anleger die größte Anlegergruppe auf ihren Marktplätzen ist. Als Gegenmodell zum Vergleich: Bei Younited Credit stellen institutionelle Anleger 80% der Investitionen und Privatanleger nur 20%.

Danach habe ich ein Panel moderiert, in dem Creditshelf, Giromatch*, Finbee* und Viventor* vertreten waren, die in sehr unterschiedlichen Märkten operieren.

Ich habe mir auf der Konferenz auch viele neue Plattformen angeschaut. Einige interessante werde ich mir im Nachhinein genauer anschauen und ich plane auch zwei oder drei davon mit kleineren Anlagesummen in den nächsten Monaten selbst zu testen und werde dann über meine Erfahrungen berichten.

Übrigens gibt es sehr viele Vorträge und Podiumsdiskussionen der Konferenz auch als Aufzeichnung. Die Video sind hier kostenlos öffentlich zugänglich. Als Appetithappen empfehle ich prsönlich den Vortrag ‚State of the European Marketplace Industry‘ von Cormac Leech. Ich mag seine Vorträge, die immer eine riesige Menge Daten und Fakten enthalten und darüber hinaus auch seine persönliche Sicht und Einschätzung der Entwicklungen. Und Cormac ist bestimmt einer der schnellsten Redner der Konferenz. Ich sinniere oft noch über eine Sache und er ist schon längst 2 oder 3 Schritte weiter.

Cormac Leech Risiken P2P Kredite
Cormac Leech mit einer Folie zu Risiken bei P2P Krediten (Klicken zum Vergrößern)

 

Versuchsballon Bondmason Investment

Bondmason LogoIch probiere mit Bondmason* einen weiteren britischen Anbieter aus. Bondmason ist selbst kein P2P-Kreditmarktplatz, sondern ein Vermittler, der automatisiert das Geld der Anleger auf verschiedene Marktplätze anlegt. Bondmason will es dem Anleger so einfach wie möglich machen und die Anlage optimieren. Ich gebe also die Kontrolle an Bondmason ab, im Gegenzug verspricht Bondmason mir eine Zielrendite von 7,0% nach Ausfällen und Gebühren. Diese Zielrendite ist jedoch nicht garantiert.

Der Start ist wirklich einfach. Einfach anmelden und Geld überweisen. Ich habe den Mindestanlagebetrag von 1.000 Pfund via Transferwise* überwiesen um Kosten gegenüber einer herkömmlichen Banküberweisung zu sparen. Bei größeren Beträgen ist oft Currencyfair* noch günstiger und zu empfehlen.

Nach 2 Tagen wurde ich von Bondmason benachrichtigt, dass das Geld eingegangen ist. Ich habe mich dann ins Dashboard eingeloggt und Bondmason hatte bereits automatisiert 180 Pfund auf 9 Kredite verteilt, also 20 Pfund pro Kredit. In den Einstellungen (Settings>Investment Settings>Preferred Investment Diversification) habe ich dann den Wert von 2% auf 1% geändert. Zukünftig soll also maximal 1% meines Anlagekapitals in eine einzelne Anlage investiert werden. Das ist der einzige Parameter, den man einstellen kann, sonst kann man nur wählen, ob reinvestiert werden soll.

Bondmason investiert in SME Kredite, Immobilienkredite und Invoice Discounting (wie es auch Investly* und Mintos* anbieten). Leider erfahre ich dabei nicht auf welchen Marktplätzen konkret Bondmason mein Geld angelegt hat. Ich sehe nur den Zinssatz, die Kreditdauer, die Art und falls vorhanden den LTV. Bisher hat die Automatik für mich in Kredite mit Nominalzinssätzen zwischen 6% und 12% und Laufzeiten von 1 bis 13 Monaten investiert.

Als Anleger muss ich mich also völlig auf Bondmason verlassen und vertrauen, dass die Zielrendite wirklich erreicht wird. Das bisher alle Kredite in meinem Portfolio endfällig sind, werde ich erst relativ spät sehen, wie gut die Kreditqualität, die Bondmason ausgewählt hat, wirklich ist. Ich werde natürlich weiter berichten. Genau dazu dient dieser Test ja.

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Mein Bondmason Dashboard am ersten Tag direkt nach der Einzahlung

Zum Thema Gebühren: Bondmason berechnet eine 1% p.a. Gebühr („BondMason charges 1% p.a. of the amount you have invested through our platform – your „AUA“ – assets under administration. This is calculated on a daily basis, and is paid directly from the interest and capital repayments you receive.„). Dazu kommen allerdings – in der Höhe nicht spezifizierte – Gebühren, die die Marktplätze berechnen, die die Kredite tatsächlich vergeben. Somit eine teure Anlage, da ich sowohl den Vermittler Bondmason bezahlen muss, als auch den Marktplatz. Allerdings sind die 7,0% Zielrendite ja nach Gebühren.

Mal angenommen, Bondmason erreicht die Zielrendite. Wenn ich 2 Jahre Anlagehorizont für mich annehme, dann käme dabei grob eine Rendite von 4,5% nach Steuern für mich heraus (7% minus 2% Steuer minus 0,5%(2*1%/2Jahre) Transfergebühren). Das wäre ordentlich, vor allem im Vergleich zu deutschen Marktplätzen. Allerdings ist da ja noch das Risiko des Wechselkurses, das mit dem Brexit auch nicht kleiner geworden ist.

Bondmason hat keinen Zweitmarkt, will aber dem Anleger im Regelfall in maximal 28 Tagen einen Ausstieg ermöglichen. Auch das ist aber nicht garantiert, sondern davon abhängig, ob Bondmason in der Lage ist, die Anteile an andere Anleger weiterzugeben.

Mein erstes Fazit: Bondmason* ist interessant für passive Anleger, die längerfristig Geld in P2P Kredite anlegen wollen ohne sich um die Verwaltung zu kümmern. Ob sich das lohnt wird sich erst in 1-2 Jahren zeigen, denn es ist davon abhängig, ob Bondmason die prognostizierte Zielrendite erreicht und wie sich der Pfund Kurs entwickelt. Ich finde es treffend, Bondmason quasi als Robo-Advisor für P2P Kredit Anlagen zu sehen.

Ich werde weiter über meine Bondmason Erfahrungen schreiben. Im Forum kann in diesem Thread über Bondmason diskutiert werden.

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Initiale Liste der Kredite, in die Bondmason bisher für mich investiert hat

 

Über Seedrs in Robo Advice Startup Wealthify investieren

Ich nutze schon länger die britische Crowdinvesting Plattform Seedrs*, um in Startups zu investieren und habe auf diesem Weg inzwischen Aktien von über 30 Startups erworben. Zum Modell von Seedrs und den Vorteilen gegenüber anderen Crowdinvesting Plattformen hatte ich im Artikel „Crowdinvestment über Seedrs am Beispiel Landbay“ vor 3 Jahren schon etwas geschrieben. Inzwischen ist Seedrs auch in Benelux gestartet und wird wohl auch bald in Deutschland launchen, das Büro in Berlin ist in Vorbereitung

Aktueller Pitch Wealthify

Seit ein paar Tagen ist der Pitch des 2014 gegründeten Startups Wealthify online. Wealthify ist ein UK Startup, dass die Geldanlage deutlich vereinfachen und automatisieren will. Stichwort Robo Advice. Wealthify will 1 Mio. Pfund einsammeln bei einer Bewertung (pre-money) von 9,72 Mio. Pfund. Dafür werden 9,32% Aktienanteile ausgegeben.

Das selbst gesteckte ehrgeizige Ziel von Wealthify ist binnen eines Jahrzehnts 1 Mio. Anleger für den neuen Robo Advice Service zu finden. Das das kein einfaches Geschäft ist zeigt auch dieses Artikel zum Robo Advice Markt, in dem die Lage des britischen Konkurrenten Nutmeg kritisch beurteilt wird.

Ich habe einen geringen Betrag (Mindestbetrag sind 14,25 £) in den Wealthify Pitch investiert, auch um zu schauen, wie sich das weiter entwickelt. Über das Weahltify, das Robo Advice Geschäftsmodell generell und Seedrs allgemein diskutieren bereits einige Nutzer im Seedrs Forum Thread bei P2P-Kredite.com.

Nicht vergessen werden sollte, dass das Risiko beim Invest in Startups sehr hoch ist, es kann zu einem Totalverlust kommen.

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