Smava möchte, dass ich über Smava schreibe. Bitte sehr

Gestern flatterte mir eine Email von Smava* ins Postfach. Auszug (Hervorhebungen sind von mir):

Sehr geehrter Herr Lehmann,

in Kredite investieren lohnt sich mehr denn je – die Rendite beträgt durchschnittlich 7 %. Herkömmliche Geldanlageprodukte wie Festgeld und Tagesgeld werfen dagegen kaum noch Gewinne ab.

Gerne würde ich Ihnen nähere Informationen dazu liefern. Sie selbst sparen sich die Recherchearbeiten und viel Zeit, um Ihre Webseite … mit hochwertigen Inhalten zu füllen. …

Fand ich gleich unter mehreren Aspekten erstaunlich.

Erstens hat sich Smava (aus guten Gründen) bereits 2012 vom ursprünglichen Geschäftsmodell P2P Kredite abgewandt und brokert seitdem fast ausschliesslich Bankkredite. In dem neuen Modell sind sie auch sehr erfolgreich, wenn ich betrachte, dass sie unlängst eine neue Kapitalrunde von 34 Mio. US$ verkündet haben. Für deutsche Verhältnisse ist das eine exorbitant hohe Finanzierungsrunde. Das ursprüngliche Modell der P2P Kredite wurde zwar 2012 nicht komplett eingestellt, dümpelt aber nur noch vor sich hin. So wurden im Oktober 2016 nur noch 0,3 Mio. Euro nach dem P2P Kreditmodell finanziert.

Zweitens bin ich als Anleger schon vor längerer Zeit bei Smava ausgestiegen und inzwischen auch nicht mehr investiert. Und auch weitere Anleger der Foren-Community von P2P-Kredite.com haben sich in den letzten Jahren von Smava abgewandt, da das Produkt im Vergleich zur Konkurrenz wenig attraktiv wurde. Dementsprechend still wurde es auch im Smava Forum auf P2P-Kredite.com. Warum wenden Sie sich also ausgerechnet an mich, mit der Bitte darüber zu schreiben?

Drittens wurde das Produkt seit 2012 fast nicht mehr weiter entwickelt. Letzte Neuerung war die Einführung von 84 monatigen Krediten in 2012.

Warum also jetzt die obige Mail, die den Invest in Kredite promotet? Habe also zurückgeschrieben und um Vorschläge gebeten. Heute kam dann ein Email,

Anbei sende ich Ihnen ein zusammengestelltes Dokument rund um die Thematik „Investment Kredite“. …

Das Dokument ist mehr oder weniger eine Stichwortliste, ich gebe sie hier mal ungekürzt wieder

Als Privatperson in Kredite investieren lohnt sich.

  • Rendite ist durchschnittlich über 7 Prozent
  • Ausfallquoten sind unter 3% – laut Auxmoney
  • Bei smava ist der Kreditausfall kein Problem
  • Erklärung: Anleger investieren in eine Bonitätsgruppe (also in mehrere Kredite). Fällt mal ein Kredit aus, wird der Verlust mit den Zinseinnahmen aus den anderen Krediten der Gruppe ausgeglichen. Der Anleger verliert somit kein Geld, sondern bekommt nur für diesen Kredit keine Zinseinnahmen -> Dieser Mechanismus ist einmalig und gibt es nur bei smava!

Wann ist das Investment in P2P Kredite interessant

  • Wenn Festgeldkonten keine Zinsen mehr abwerfen
  • Bei niedriger Inflation

Für wen ist es interessant:

  • Gerade Risiko-averse Anleger können bei P2P Krediten ihre Rendite sehr genau berechnen

Durch den Ausgleichpool ist das Investment vergleichsweise sicher

Ich frage mich, auf wievielen Internetseiten, dass so ungeprüft wiedergegeben werden wird. Da ich Smava aber schon länger verfolge und eigene Erfahrungen als Anleger gemacht habe, hinterlassen mich einige der gemachten Aussagen eher sprachlos. Nun gut, ich habe mit einer detaillierten Rückfrage reagiert:

Hallo Herr …

vielen Dank.
Könnten Sie bitte zu diesen Punkten Stellung nehmen:
1) Das so finanzierte Volumen von Krediten lag im Oktober bei nur rund 0,3 Mio. Euro, spielt also im Gesamtgeschäft von Smava keine Rolle mehr.
Zudem ist das Volumen schon seit längerer Zeit unter 1 Mio. Euro und rückläufig
2) Nach den von Smava selbst publizierten Statistiken (die zudem von günstigen Annahmen ausgehen) ist die Rendite häufig negativ
smava-nov-2016
Quelle: Smava Marktplatzstatistiken

Warum sollen Anleger da investieren? Wie passen diese von Smava selbst gestellten Zahlen zu dem Claim „Rendite ist durchschnittlich über 7 Prozent“?
3) “ Bei smava ist der Kreditausfall kein Problem“. Mal abgesehen davon, dass der Pool das Problem eben nicht löst (s.o.), wie stehen Sie zur steuerlichen Problematik für Anleger?
4) „Ausfallquoten sind unter 3% – laut Auxmoney“. [Haben Sie hierzu eine] genaue Quelle? Hält Smava diese Angabe für zutreffend?

Zumindest scheint Smava, den Kopf nicht in den Sand stecken zu wollen, denn ich bekam sehr zügig eine Antwort.

…wirklich ausgezeichnete Fragen, die ich persönlich nicht zu beantworten vermag. Ich leite die Mail gerne an unseren PR-Verantwortlichen weiter und melde mich sobald ich Rückmeldung erhalte….

Ich bin gespannt, wie es weiter geht und werde den Artikel ergänzen, sobald es inhaltliche Antworten gibt. Bis dahin.

Update 02.12.: Trotz Nachfrage gestern ist bisher keine Antwort von Smava eingegangen

 

Bondora plant Eröffnung von Europazentrale in Deutschland

bondora-logo-2016Die P2P-Kreditplattform Bondora* aus Estland will ihre neue Europazentrale in Deutschland eröffnen, nachdem Großbritannien seinen Reiz durch das Brexit-Votum als Fintech-Zentrale verloren hat. Ursprünglich wollte Bondora ins Herz der Londoner Fintech-Szene ziehen, blies die Aktion nach dem Brexit allerdings ab. „Es herrscht einfach zu viel Unsicherheit. Großbritannien hat seine Attraktivität als Fintech-Hub verloren“, begründet Pärtel Tomberg, Bondoras CEO und Mitgründer, die Entscheidung. Jetzt stehen Berlin, Frankfurt und München in der engeren Auswahl, während der Hauptsitz allerdings in Tallinn bleiben soll.

Das Unternehmen aus hat bereits 69 Millionen Euro an Krediten finanziert.

Aufgrund des Geschäftsmodells sei ein guter Zugang zum europäischen Markt entscheidend, betont Tomberg. Mit dem Brexit sei nun fraglich, wie lange diese Tür für London noch offen stehe.

Weiterhin war die Politik der Aufsichtsbehörden ausschlaggebend dafür, dass die Entscheidung auf Deutschland fiel. Rein Ojavere, Bondoras CFO, gewann nach informellen Gesprächen mit der Bafin einen guten Eindruck von Deutschland als Fintech-Standort. „Deutschlands Aufseher öffnen sich immer mehr für Innovationen in der Finanzszene, um Fintechs und zukunftsträchtige Startups anzulocken.“

Keine manuellen Gebote im Bondora Erstmarkt mehr möglich

bondora-logo-2016Schon wieder eine grundlegende Änderung bei Bondora*. Zum 1. November stellt Bondora die Möglichkeit ein, manuell im Erstmarkt in Kredite zu investieren. Anleger können dann nur noch mittels des Portfoliomanagers oder über die API bieten. Zu diesem Schritt bewogen haben könnte Bondora der Umstand, dass derzeit fast allen neuen Kredite komplett gefüllt werden, bevor sie auf den Erstmarkt gelangen, dieser somit sehr leer aussah und die Möglichkeit manuell Gebote abzugeben zumindest derzeit sowieso eher theoretischer Natur ist.

anteil-pmMit einer letzten Woche veröffentlichten Grafik verweist Bondora darauf, dass die Mehrheit der Anleger bereits über den Portfoliomanager investiert und somit nicht betroffen ist. Das mag richtig sein, aber ich habe diesen nicht aktiviert und auch rund 10% andere Anleger investieren laut Grafik bisher manuell.

Wer zukünftig gezielt Kredite selektieren will, muss die API verwenden. Bisher gibt es allerdings nur eine sehr begrenzte Anzahl von Tools, die die Anleger hierbei unterstützen, so z.B. von Oktaeder. Von Beeplus, einem anderen Tool, kam gestern per Email die Nachricht, dass es zumindest temporär Probleme mit der Abgabe erfolgreicher Gebote gibt.

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Rückblick auf die Lendit London Konferenz

Von Sonntag bis gestern war ich in London auf der Lendit Konferenz einem alljährlichen europäischen Branchentreffen der P2P Kreditmarktplätze. Erneut war die Veranstaltung größer als im Vorjahr mit 904 Teilnehmern von ca. 180 Firmen. Überwiegend P2P Kreditmarktplätze, aber auch Dienstleister, Medien, Banken und sonstige Finanzunternehmen. Mit seiner Einschätzung, dass die Branche sich in einem goldenen Zeitalter („golden age“) befindet, traf Samir Desai, CEO von Funding Circle sicher angesichts des sehr postiven Marktumfeldes in Großbritannien und den sehr starken Wachstumsraten die Stimmung vieler Anwesender.

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Die Konferenz fand imInterContinental London nahe der O2 Arena (der weiße Kuppelbau statt). Für die Übernachtung war mir das InterContinental aber preislich zu gehoben, so dass ich im Sunborn Yacht Hotel übernachtet habe, eine zum Hotel umfunktionierte Megayacht, die im Dock vor Anker liegt. Das Foto habe ich von der Yacht gemacht. Kann ich als Hotel empfehlen, ist allerdings nicht innenstadtnah.

Danach stellte Reinder van Dijk von Oxera einen neuen, ausführlichen Report, der die wirtschaftliche Performance der größten britischen P2P Kreditmarktplätze untersucht, vor. Der Report kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Die Untersuchung wurde vom britischen Branchenverband P2PFA in Auftrag gegeben, der die Interessen der Marktplätze vertritt und Mitveranstalter der Konferenz ist. Deren Leiterin Christine Farnisch erläuterte die P2PFA wollte mit dem Report auf pauschale Kritik („das rechnet sich für Anleger nicht“, „das ist viel zu riskant“) und Forderungen nach verschärfter Regulierung von Kritikern von P2P Lending reagieren, in dem sie Fakten zusammentrage und auswerte. Die P2PFA hat viel für die Entwicklung des P2P Kredit Sektors in Großbritannien beigetragen, in dem sie aktiv die Positionen der Plattformen zum Beispiel bei den Konsultationen zur in 2014 beschlossenen spezifischen neuen Regulierung gebündelt vertreten hat. Ein anderer Redner merkte später auch an, es sei überfällig, dass sich in Kontinentaleuropa vergleichbare Interessensverbände der P2P Kreditmarktplätze bildeten.

Für die Konferenz haben die Organisatoren auch Lord Adair Turner als Redner gewonnen, der von 2008 bis 2013 Chef der britischen Aufsichtsbehörde war. Das Pikante daran ist, dass sich Turner im Frühjahr sehr medienwirksam extrem kritisch ‚P2P crash will make bankers look like lending geniuses‚ geäußert hatte. Jetzt sagte er, er hätte damals das Konzept P2P Lending nicht vollständig verstanden.

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Aus dem Vortrag zur Vorstellung des neuen Oxera Reports. Die Darstellung zeigt, dass die britischen Plattform mit ihren Prognosen zu den Kreditausfällen recht gut lagen. Denn rückblickend waren die tatsächlichen Ausfälle 2013 und 2014 (farbig) fast durchgängig unter den zuvor von den Plattformen prognostizierten (getrichelt) Werten. (Klicken für größere Ansicht)

Ein weiteres wichtiges Thema für die britischen Marktplätze ist, wann genau sie das Go für das Angebot der IF ISA (eine steuerbegünstigte Anlagemöglichkeit in P2P Kredite für britische Anleger) bekommen. Zwar wurde das Gesetz schon vor geraumer Zeit beschlossen, die letzliche plattformbezogene Freigabe durch die FCA lässt aber noch auf sich warten. Auch wenn eine genaue Vorhersage nicht möglich ist, äußerten sich mehrere Teilnehmer vorsichtig optimisitisch, dass der Startschuss spätestens im Frühjahr fallen wird.

Auch Risiken wurden thematisiert. Einer der Keynote Speaker, Cormac Leech, nun für Victory Park Capital tätig, sieht ‚platform fraud‘ also Betrug durch den Marktplatz selbst als eines der Hauptrisiken.

Einer der Kernnutzen der Konferenz für mich ist, dass ich mit sehr vielen Firmen reden kann. Die meisten Marktplätze sind durch ihre Geschäftsführer oder andere Entscheider aus dem Management vertreten so dass es sehr interessante und fundierte Aussagen und Einschätzungen zur Entwicklung gibt. Tatsächlich habe ich am ersten Nachmittag mit so vielen geredet, dass ich viele der Nachmittagssessions gar nicht gesehen habe und abends schon etwas heiser war.

Unter anderem habe ich mit Stuart Law von Assetz Capital (Kontext siehe diese Forendiskussion) gesprochen. Stuart ist immer optimistisch und enthusiastisch – seine Erläuterungen wie das Volumen weiter gesteigert wird fand ich hilfreich und nachvollziehbar. Er sagt, dass mit dem erreichten Level die Firma profitabel wird und Assetz auf das Geld aus der Kapitalrunde deren Abschluss er in Kürze erwartet, im Prinzip nicht angewiesen ist. Wenig konkret war es allerdings bei der Beantwortung meiner Frage wofür konkret er das Kapital aus der neuen Runde einsetzen wird.

Saving Stream* wird das Zinsniveau senken (Diskussion). Bisher hatten alle Saving Stream Kredite einen einheitlichen Zinssatz von 12% für Anleger. Diese Einfachheit wird wohl verloren gehen auch wenn es noch keine Aussage gab, um wieviel der Zinssatz sinkt und auch noch nicht festzustehen scheint ob eine Differenzierung des Zinssatzes in Abhängigkeit des Kreditrisikos kommen soll. Mit den niedrigeren Zinssätzen will Saving Stream mehr Kreditnehmer gewinnen und auch für solche Kreditnehmer attraktiv werden, die bisher wegen der Kosten an Konkurrenten verloren werden.

Ausserdem habe ich Ed von Moneything* (Forum) persönlich getroffen, wir waren bisher nur per Email und Telefon in Kontakt. Ed sieht die Aussichten der Plattform für die Gewinnung weiterer gut abgesicherter Kredite sehr gut und rechnet mit einer weiteren Steigerung des Kreditvolumen.s

Mit dem CEO von Bondmason* (siehe Kontext) habe ich mich ausführlich unterhalten und er hat mir relativ detailliert Pläne für Weiterentwicklungen des Services erläutert, die ich interessant finde. Er hat mich allerdings gebeten diese zunächst vertraulich zu behandeln. Sobald sie aber bekanntgegeben/umgesetzt werden, werden ich natürlich im hier im Blog oder im Forum darüber berichten.

Bei Investly* wird es diesen Herbst eine neu designte Website mit einem deutlich verbesserten User-Interface für die Anleger geben.

Am zweiten Tag war ein aus deutscher Sicht interessantes Panel in dem neben Charles von Younited Credit (Frankreich) auch Pärtel von Bondora*, Jevgenijs von Twino* und Martins von Mintos* saßen. Zwar gab es nicht wirklich Neues, aber alle drei betonten die wichtige Rolle von privaten Anleger auf ihren Marktplätzen und dass deutsche/deutschsprachige Anleger die größte Anlegergruppe auf ihren Marktplätzen ist. Als Gegenmodell zum Vergleich: Bei Younited Credit stellen institutionelle Anleger 80% der Investitionen und Privatanleger nur 20%.

Danach habe ich ein Panel moderiert, in dem Creditshelf, Giromatch*, Finbee* und Viventor* vertreten waren, die in sehr unterschiedlichen Märkten operieren.

Ich habe mir auf der Konferenz auch viele neue Plattformen angeschaut. Einige interessante werde ich mir im Nachhinein genauer anschauen und ich plane auch zwei oder drei davon mit kleineren Anlagesummen in den nächsten Monaten selbst zu testen und werde dann über meine Erfahrungen berichten.

Übrigens gibt es sehr viele Vorträge und Podiumsdiskussionen der Konferenz auch als Aufzeichnung. Die Video sind hier kostenlos öffentlich zugänglich. Als Appetithappen empfehle ich prsönlich den Vortrag ‚State of the European Marketplace Industry‘ von Cormac Leech. Ich mag seine Vorträge, die immer eine riesige Menge Daten und Fakten enthalten und darüber hinaus auch seine persönliche Sicht und Einschätzung der Entwicklungen. Und Cormac ist bestimmt einer der schnellsten Redner der Konferenz. Ich sinniere oft noch über eine Sache und er ist schon längst 2 oder 3 Schritte weiter.

Cormac Leech Risiken P2P Kredite
Cormac Leech mit einer Folie zu Risiken bei P2P Krediten (Klicken zum Vergrößern)

 

Versuchsballon Bondmason Investment

Bondmason LogoIch probiere mit Bondmason* einen weiteren britischen Anbieter aus. Bondmason ist selbst kein P2P-Kreditmarktplatz, sondern ein Vermittler, der automatisiert das Geld der Anleger auf verschiedene Marktplätze anlegt. Bondmason will es dem Anleger so einfach wie möglich machen und die Anlage optimieren. Ich gebe also die Kontrolle an Bondmason ab, im Gegenzug verspricht Bondmason mir eine Zielrendite von 7,0% nach Ausfällen und Gebühren. Diese Zielrendite ist jedoch nicht garantiert.

Der Start ist wirklich einfach. Einfach anmelden und Geld überweisen. Ich habe den Mindestanlagebetrag von 1.000 Pfund via Transferwise* überwiesen um Kosten gegenüber einer herkömmlichen Banküberweisung zu sparen. Bei größeren Beträgen ist oft Currencyfair* noch günstiger und zu empfehlen.

Nach 2 Tagen wurde ich von Bondmason benachrichtigt, dass das Geld eingegangen ist. Ich habe mich dann ins Dashboard eingeloggt und Bondmason hatte bereits automatisiert 180 Pfund auf 9 Kredite verteilt, also 20 Pfund pro Kredit. In den Einstellungen (Settings>Investment Settings>Preferred Investment Diversification) habe ich dann den Wert von 2% auf 1% geändert. Zukünftig soll also maximal 1% meines Anlagekapitals in eine einzelne Anlage investiert werden. Das ist der einzige Parameter, den man einstellen kann, sonst kann man nur wählen, ob reinvestiert werden soll.

Bondmason investiert in SME Kredite, Immobilienkredite und Invoice Discounting (wie es auch Investly* und Mintos* anbieten). Leider erfahre ich dabei nicht auf welchen Marktplätzen konkret Bondmason mein Geld angelegt hat. Ich sehe nur den Zinssatz, die Kreditdauer, die Art und falls vorhanden den LTV. Bisher hat die Automatik für mich in Kredite mit Nominalzinssätzen zwischen 6% und 12% und Laufzeiten von 1 bis 13 Monaten investiert.

Als Anleger muss ich mich also völlig auf Bondmason verlassen und vertrauen, dass die Zielrendite wirklich erreicht wird. Das bisher alle Kredite in meinem Portfolio endfällig sind, werde ich erst relativ spät sehen, wie gut die Kreditqualität, die Bondmason ausgewählt hat, wirklich ist. Ich werde natürlich weiter berichten. Genau dazu dient dieser Test ja.

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Mein Bondmason Dashboard am ersten Tag direkt nach der Einzahlung

Zum Thema Gebühren: Bondmason berechnet eine 1% p.a. Gebühr („BondMason charges 1% p.a. of the amount you have invested through our platform – your „AUA“ – assets under administration. This is calculated on a daily basis, and is paid directly from the interest and capital repayments you receive.„). Dazu kommen allerdings – in der Höhe nicht spezifizierte – Gebühren, die die Marktplätze berechnen, die die Kredite tatsächlich vergeben. Somit eine teure Anlage, da ich sowohl den Vermittler Bondmason bezahlen muss, als auch den Marktplatz. Allerdings sind die 7,0% Zielrendite ja nach Gebühren.

Mal angenommen, Bondmason erreicht die Zielrendite. Wenn ich 2 Jahre Anlagehorizont für mich annehme, dann käme dabei grob eine Rendite von 4,5% nach Steuern für mich heraus (7% minus 2% Steuer minus 0,5%(2*1%/2Jahre) Transfergebühren). Das wäre ordentlich, vor allem im Vergleich zu deutschen Marktplätzen. Allerdings ist da ja noch das Risiko des Wechselkurses, das mit dem Brexit auch nicht kleiner geworden ist.

Bondmason hat keinen Zweitmarkt, will aber dem Anleger im Regelfall in maximal 28 Tagen einen Ausstieg ermöglichen. Auch das ist aber nicht garantiert, sondern davon abhängig, ob Bondmason in der Lage ist, die Anteile an andere Anleger weiterzugeben.

Mein erstes Fazit: Bondmason* ist interessant für passive Anleger, die längerfristig Geld in P2P Kredite anlegen wollen ohne sich um die Verwaltung zu kümmern. Ob sich das lohnt wird sich erst in 1-2 Jahren zeigen, denn es ist davon abhängig, ob Bondmason die prognostizierte Zielrendite erreicht und wie sich der Pfund Kurs entwickelt. Ich finde es treffend, Bondmason quasi als Robo-Advisor für P2P Kredit Anlagen zu sehen.

Ich werde weiter über meine Bondmason Erfahrungen schreiben. Im Forum kann in diesem Thread über Bondmason diskutiert werden.

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Initiale Liste der Kredite, in die Bondmason bisher für mich investiert hat

 

Über Seedrs in Robo Advice Startup Wealthify investieren

Ich nutze schon länger die britische Crowdinvesting Plattform Seedrs*, um in Startups zu investieren und habe auf diesem Weg inzwischen Aktien von über 30 Startups erworben. Zum Modell von Seedrs und den Vorteilen gegenüber anderen Crowdinvesting Plattformen hatte ich im Artikel „Crowdinvestment über Seedrs am Beispiel Landbay“ vor 3 Jahren schon etwas geschrieben. Inzwischen ist Seedrs auch in Benelux gestartet und wird wohl auch bald in Deutschland launchen, das Büro in Berlin ist in Vorbereitung

Aktueller Pitch Wealthify

Seit ein paar Tagen ist der Pitch des 2014 gegründeten Startups Wealthify online. Wealthify ist ein UK Startup, dass die Geldanlage deutlich vereinfachen und automatisieren will. Stichwort Robo Advice. Wealthify will 1 Mio. Pfund einsammeln bei einer Bewertung (pre-money) von 9,72 Mio. Pfund. Dafür werden 9,32% Aktienanteile ausgegeben.

Das selbst gesteckte ehrgeizige Ziel von Wealthify ist binnen eines Jahrzehnts 1 Mio. Anleger für den neuen Robo Advice Service zu finden. Das das kein einfaches Geschäft ist zeigt auch dieses Artikel zum Robo Advice Markt, in dem die Lage des britischen Konkurrenten Nutmeg kritisch beurteilt wird.

Ich habe einen geringen Betrag (Mindestbetrag sind 14,25 £) in den Wealthify Pitch investiert, auch um zu schauen, wie sich das weiter entwickelt. Über das Weahltify, das Robo Advice Geschäftsmodell generell und Seedrs allgemein diskutieren bereits einige Nutzer im Seedrs Forum Thread bei P2P-Kredite.com.

Nicht vergessen werden sollte, dass das Risiko beim Invest in Startups sehr hoch ist, es kann zu einem Totalverlust kommen.

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Durch Deutsche Bundesbank veröffentlichtes Diskussionspapier sieht Tendenzen zur Ersetzung von Bankkrediten durch P2P Kredite

Die Deutsche Bundesbank hat eine Studie zur Rolle von P2P Krediten im deutschen Verbraucherkreditmarkt verfasst von Calebe de Roure, Loriana Pelizzon und Paolo Tasca veröffentlicht. Die Studie analysiert insbesondere Kreditdaten des deutschen P2P Kreditmarktplatzes Auxmoney*. Zusammenfassung des Inhaltes des Diskussionspapiers:

Fragestellung

In den letzten Jahren war ein verstärktes Wachstum an M¨oglichkeiten von Onlinefinanzierungen zu beobachten. In diesem Rahmen wuchsen insbesondere Plattformen, die sich auf ”crowdlending“ spezialisiert haben, und somit das direkte Zusammenfuhren von Kreditgebern und -nehmern vereinfachten. Durch Peer-to-peer (P2P) Kreditplattformen wird der Entscheidungsprozess zur Kreditvergabe in die H¨ande der privaten Kreditgeber und Kreditnehmer gegeben. Dieses Papier untersucht, wie die P2P-Kreditvergabe in den Kreditmarkt passt und konzentriert sich dabei besonders auf folgenden Fragen: Warum nehmen Privathaushalte P2P-Platformen als Finanzvermittler in Anspruch? Sind die Zinsen der P2P-Kredite in Deutschland höher als die der Banken? Sind P2P-Kredite riskanter als Darlehen der Banken? Sind die auf Internet basierende P2P-Kreditvergabe komplement¨ar oder substitutiv zu Bankkrediten?

Beitrag und Ergebnisse

Unsere Ergebnisse zeigen, dass Kredite von P2P-Plattformen höher verzinst werden als Kredite, die uber das Bankensystem vergeben werden, und riskanter sind. Wenn jedoch für die zugrundeliegenden Risikounterschiede bereinigt wird, sind die Zinssätze miteinander vergleichbar. Darüber hinaus zeigt die Analyse, dass die Kreditvergabe durch P2P-Plattformen negativ mit den Banken korreliert, selbst wenn fur den Risikounterschied und für die verschiedenen Segmente des Bankensystems kontrolliert wird. Unsere Ergebnisse zeigen, dass fur Kreditnehmer mit hohem Risiko die Bankenkredite zu Gunsten der P2P-Kreditvergabe ersetzt werden, da die Banken dieses Marktsegments nicht bedienen wollen oder können.

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Neue Studie: Sustaining Momentum – European Alternative Finance Industry Report

Der europäische Gesamtmarkt aus Crowdfunding und P2P Krediten sowie ähnlichen alternativen Finanzierungsformen wuchs 2015 um 92 Prozent auf 5,43 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis der heute veröffentlichten neuen Studie ‚2nd Annual European Alternative Finance Industry Survey‘ durchgeführt vom Cambridge Centre for Alternative Finance an der University of Cambridge Judge Business School, zusammen mit KPMG und unterstützt durch die CME Group Foundation.

Der Bericht mit dem Titel “Sustaining Momentum”, wurde unterstützt durch 17 europäische Branchenvereinigungen und Research Partner. Er basiert auf Daten vonbased on data from 367 crowdfunding, P2P-Kredit und sonstigen Anbietern alternativer Finanzierungsmodelle aus 32 europäischen Staaten – dies eine repräsentiert geschätzte Abdeckung von 90% des Gesamtmarktes. Ich habe mit P2P-Banking.com als einer der Research Partner an der Studie mitgewirkt.

Der größte Markt in Europe ist UK mit 4.4 Mrd. Euro, gefolgt von Frankreich mit 319 Millionen Euro, Deutschland mit 249 Mio. Euro und den Niederlanden mit 111 million Euro. Weitere große Märkte umfassen Finnland, Spanien, Belgien und Italien.

Der europäische Markt außerhalb der UK wuchs um 72 Prozent von  594 Mio. Euro in 2014 auf 1019 Mio. Euro in 2015.

Nach Segmenten aufgeschlüsselt stellt sich das Bild so dar:

sustaining-momentum-volume
Tabelle: Abbildung 11, Seite 31 der Studie ‚Sustaining Momentum‘, Volumina nach Segmenten in Europa 2015 (ausserhalb von Großbritannien)

sustaining-momentum-wachstum
Grafik: Abbildung 13, Seite 33 der Studie ‚Sustaining Momentum‘, Wachstum der Volumina nach Segmenten in Europa 2013-2015 (ausserhalb von Großbritannien). Diese Grafik veranschaulicht sehr eindrucksvoll das anhaltende schnelle Wachstum, dessen Dynamik sich je nach Segment aber deutlich unterscheidet.

Deutschland

Deutschland war nach Frankreich 2015 der zweitgrößte Markt in Kontinentaleuropa. Das Volumen wuchs um 115% von 140 Mio. Euro in 2014 und betrug 2015 249 Mio. Euro. Dabei werden die vom Volumen her stärksten Segmente von nur wenigen Plattformen bedient. ‚Peer-to-peer consumer lending‘ (P2P-Kredite an Privatpersonen) wird dominiert von Auxmoney und bei ‚peer-to-peer business lending‘ (P2P Kredite an Firmen) stellt Funding Circle CE das größte Volumen. Dagegen tummeln sich im ‚Equity based crowdfunding‘ (Crowdinvesting) vergleichsweise viele Marktplätze, allerdings verzeichnete dieses Segment einen Rückgang in 2015 gegenüber 2014.

Entwicklung Crowdfunding und P2P Kredite Deutschland
Grafik: Abbildung 39, Seite 55 der Studie ‚Sustaining Momentum‘, Wachstum der Volumina nach Segmenten in Deutschland 2013-2015

sustaining-momentum-risiken
Grafik: Abbildung 41, Seite 57 der Studie ‚Sustaining Momentum‘, Risiken für die Branche aus Sicht der befragten deutschen Plattformen

Die Einzelheiten der sehr detaillierten Studie sind unten einsehbar.

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