Nach über 3 Jahren gut laufendem Lendy Investment wird mir das Risiko zu hoch

Ende 2014 hatte ich das erste Mal Geld bei der britischen P2P Kreditplattform Lendy* (damals noch Saving Stream) eingezahlt und in mit Immobilien besicherte Kredite investiert. Ich hab dann sukzessive immer weiter aufgestockt und zeitweilig war mein größer P2P Invest Lendy*. Fast alle Kredite in die ich investiert hatte, haben einen Zinssatz von 12%. Die Zinsen werden immer zu Monatsanfang gutgeschrieben. Ich hatte schon vor einem Jahr mal auf dem P2P-Banking Blog über meine Erfahrungen mit Lendy geschrieben. Auch danach lief es weiter sehr gut für mich.

Ich habe bis heute noch keinen Kreditausfall im Portfolio. Lediglich die Wechselkursentwicklung lief gegen mich. Während meine Rendite in Pfund etwas über 12% liegt, ist sie bei einer Betrachtung in Euro deutlich niedriger.

Dass ich keine Kreditausfälle habe, heisst aber nicht, dass es sie gar nicht gibt. Im Gegenteil. In den letzten Monaten häuften sich Kredite, die ausgefallen sind. Zur Zeit sind 23 Kredite auf der Plattform im Status „non-performing“. Ein Problem bei Lendy sind die Immobilienbewertungen durch die Sachverständigen. In vielen Fällen zeigte sich, dass bei einem Verkauf der Immobilien sehr viel weniger als der Schätzwert realisiert werden konnte. Lendy beleiht die Objekte bis zu max. 70% des Schätzwertes. In einigen Fällen lag der Erlös aber unter diesem beleihungswert, dass heisst der Erlös aus dem Zwangsverkauf der Sicherheit reichte nicht aus, um die ausstehende Kreditsumme komplett zu tilgen.

Das führte dazu, dass viele Anleger ihre Anteile auf dem Lendy Zweitmarkt verkaufen wollen. Lendy arbeitet mit einer Warteschlange. Wer einen Kreditanteil anbietet muss warten, bis alle Anteile desselben Kredites, die vorher zum Verkauf angeboten wurden, einen Käufer fanden. Zwar bewegen sich diese Warteschlangen, aber zum Teil eher langsam. Bei unattraktiven Krediten kann es Monate dauern bis sich ein Käufer auf dem Zweitmarkt findet, oder der Kredit ist gänzlich unverkäuflich. Und die Crux für den Verkäufer ist: solange der Kredit auf dem Zweitmarkt zum Verkauf steht bekommt er keine Zinsen.

Lendy Kredite

Aktueller Screenshot, der zeigt, dass von einigen Krediten mehrere Hunderttausend Pfund zum Verkauf stehen – für größere Ansicht auf das Bild klicken

Dazu kommt, dass die Immobilienpreise in London aufgrund der Brexit Ängste leicht gefallen sind.

Ich reduziere daher mein Lendy Investment derzeit. Aktuell habe ich noch Anteile an den Krediten DFL006, DFL020, DFL021, DFL033, DFL034 und PBL199 im Portfolio. Diese haben alle eine Restlaufzeit von noch über 250 Tagen. Etwas Glück hatte ich als vor 2 Wochen der DFL030 Kredit vorzeitig abgelöst wurde, denn mein Anteil daran wäre schwer verkäuflich gewesen.

Wer trotz des von mir als gestiegen betrachteten Risikos jetzt bei Lendy* anlegen möchte sollte um Bankgebühren zu sparen statt einer direkten Banküberweisung die Alternativen Revolut oder Transferwise nutzen. Jede Menge Austausch zu Lendy Erfahrungen gibt es im Forum.

 

 

Warum der Fall Collateral auch deutschen Anlegern als warnendes Beispiel dienen sollte, obwohl fast keiner hierzulande betroffen ist.

Vor 3 Monaten hatte ich vermeldet, dass die britische Plattform Collateral ihr Geschäft einstellen musste und ein Insolvenzverwalter die Aufsicht übernommen hatte. Damals sah es noch ganz gut aus, der Insolvenzverwalter ging davon aus, dass eine hohe Chance bestand, dass alle Anleger das in Kredite investierte Geld zurückbekommen würden.

Seitdem sind 3 Monate vergangen, getan hat sich einiges, aber leider nicht viel davon können die Anleger als gute Nachrichten für sich verbuchen. Die britische Aufsichtsbehörde FCA hat durchgesetzt, dass der erste Insolvenzverwalter (dem von Einzelnen zu große Nähe zum ehemaligen Collateral Management unterstellt wird) durch die Firma BDO ersetzt wurde. Am Rande: Es scheint keine Ausschreibung durch die FCA für diese Aufgabe gegeben zu haben und es ist (mir) völlig unklar warum gerade die BDO von der FCA als Ersatz vorgeschlagen wurde? Kann man somit der BDO zu große Nähe zur FCA unterstellen?

Der große Paukenschlag kam dann heute. Die BDO teilt den betroffenen Anlegern u.a. mit

  • Dass anscheinend die Plattformdaten aus denen hervorgeht welcher Anleger in welche Kredite investiert hat (im Moment) nicht mehr verfügbar sind ‚Whilst the information that has been retrieved by the Joint Administrators to date contains details of the investors and their total loan exposure, it does not provide sufficient detail to extract an analysis of each investor’s investments into specific loans or tranches of loans. The Joint Administrators’ investigations to recover further information are continuing, and we will update investors in due course.‘
  • Dass viele Kreditnehmer in laufenden Krediten die Zahlungen nicht geleistet haben ‚According to the Companies’ records available to the Joint Administrators, a significant portion of the loans are now past their redemption date. Now that the loan documentation has been obtained, the Joint Administrators have written to the borrowers seeking repayment of the loan amounts together with any additional interest as may be applicable.‘
  • und dass Anleger vermutlich als Kreditgeber an den Marktplatz statt als Inhaber von Forderungen aus Krediten an die Kreditnehmer behandelt werden werden. ‚Will investors be treated as creditors? From the information currently available, the initial view of the Joint Administrators’ lawyers is that investors will be treated as creditors of the Companies as a consequence of s26 of the Financial Services and Markets Act 2000. A further update will be provide in the Joint Administrators’ proposals to creditors, which are due to be issued on or before 22 June 2018..

Selbst diese – sehr kurze – Zusammenfassung durch mich spiegelt wider, dass die Lage ziemlich chaotisch ist. Wen Details interessieren, der kann mit diesem Forum Thead anfangen: ‚ Collateral Erfahrungen (UK) Insolvenz‘ und findet dort auch weiterführende Links.

Nun war Collateral bei deutschen Anleger nie ein bekannter oder beliebter Marktplatz. Auch wenn deutsche Anleger betroffen sind, dürften es nicht mehr als einige Dutzend sein. Die Anleger stammen sehr überwiegend aus UK.

Warum schreibe ich dann in der Überschrift, dass dieser Fall auch für deutsche Anleger ein wichtiges warnendes Beispiel sein sollte?

Dazu abstrahieren wir vom konkreten Fall auf die Rahmenparameter:

  • Es handelte sich um genau beschriebene Kredite, überwiegend mit Sicherheiten (Immobilien)
  • Es gab/gibt in UK spezifische Regulierung für P2P Kredite und eine extra dafür zuständige Aufsichtsbehörde
  • Das Ganze in einem stabilen Rechtsumfeld mit unabhängiger Justiz

Somit wäre anzunehmen gewesen dass der Kollaps eines Marktplatzes zu einer ‚relativ geordneten‘ Abwicklung führen würde.

Wie sich immer mehr zeigt ist das genaue Gegenteil der Fall.

Aber nochmal, warum jetzt warnendes Beispiel?

Andere Marktplätze operieren in anderen Märkten wo die Erwartungshaltung (oder auch das Vorurteil) über eine geordnete Abwicklung eher anders ausfällt. Viele Anleger vertrauen den angepriesenen Buybackgarantien als Sicherheitsmechanismus. Wenn ich dann darauf hinweise, dass diese Buybackgarantie ein Versprechen ist, dass nur so gut ist wie die wirtschaftliche Lage, desjenigen der sie gibt (siehe Eurocent) kommt als nächstes Argument der Anleger, dass im sehr unwahrscheinlichen Fall eines Falles ja eine direkte Beziehung zum Kreditnehmer bestünde und der dann ja den Kredit weiterzahlen müsse.

Scheint aber bei Collateral im geregelten England schon nicht zu funktionieren. Wenig überraschend haben viele Kreditnehmer die Zahlungen eingestellt nachdem sie von den Problemen bei Collateral hörten. Schon sehr viel überraschender fehlen nun Aufzeichnungen und der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass entgegen dem ursprünglichen Konstrukt die Ansprüche der Anleger sich nun gegen den Marktplatz richten sollten (unbesichert) statt gegen den Kreditnehmer (überwiegend besicherte Kredite).

Noch extremer wird es wenn in einzelnen Diskussionen neue P2P Kredit Anleger doch tatsächlich bestimmte P2P Kredit Angebote als Tagesgeltalternative einstufen und sehen.

Zwar ist das letzte Wort im Fall Collateral nicht gesprochen, mit hoher Wahrscheinlichkeit werden vor allem Anleger, bei denen es um größere Summen geht, schlussendlich Rechtsmittel ergreifen, aber der Fall zeigt schon sehr exemplarisch wie weit der tatsächliche Abwicklungsprozess sich von dem unterscheiden kann, den die Anleger (zu Recht) erwarteten als sie anlegten, weil er Ihnen so beschrieben wurde und durch die Regulierung zumindest suggeriert wurde.

Grupeer Autoinvest und exklusives Interview

Grupeer ist ein P2P-Kreditmarkt mit Sitz in Lettland. Wenn ich mir die Diskussionen im Grupeer Forum anschaue, dann hat er schon einige überzeugte Anhänger gewonnen. Ich habe heute ein ausführliches Interview mit dem Grupeer Management auf P2P-Banking veröffentlicht. Angesprochen werden u.a. die Vorteile für Anleger, die erreichbare Rendite (laut Grupeer 14,25%), die Story wie es zur Gründung kam, die Herausforderungen, die sie bewältigt haben und die Pläne für die Zukunft.

Lang von den Anlegern ersehnt, gibt es seit rund 2 Wochen auch eine Autoinvest Funktion bei Grupeer. Diese findet sich unter Investieren > Auto-Invest und die Einstellmöglichkeiten sehen so aus:

Grupeer Autoinvest

In den P2P Kredit Statistiken zum Neuvolumen ist ersichtlich, dass auf Grupeer im Mai ein Kreditvolumen von 0,5 Mio. Euro finanziert wurde. Grupeer hat letzte Woche angekündigt, dass Anzahl und Volumen neuer Kredite jetzt erheblich gesteigert werden.

 

Offizieller Launch von Bondora Go & Grow

Das neue Produkt von Bondora*, genannt Bondora Go & Grow wird ja nun schon mehrere Monate von vielen Anlegern genutzt. Im Forum gibt es dementschprechend auch schon über 7 Seiten mit Erfahrungen und Meinungen der deutschen Nutzer.

Jetzt launcht Bondora das Go & Grow Angebot für alle Nutzer und hat diese Pressemitteilung verschickt:

„Go & Grow“: Fintech und P2P-Kreditplattform Bondora startet Wachstumskonto für Privatanleger
● „Go & Grow“ ermöglicht erstmals Investitionen mit sofortiger Liquidität in Privatkredite für Anleger egal welchen Erfahrungsgrads
● Anlagealternative mit niedrigem Risiko und verlässlicher Rendite
● Bondora: 10 Jahre Markterfahrung, über 35.000 Anleger, 127 Millionen Euro Investitionen und 18 Millionen ausgezahlte Zinsen
Tallinn, 5. Juni 2018 ​– Bondora, eine führende europäische Investment-Plattform für private Peer-to-Peer-Kredite, startet heute sein Wachstumskonto „Go & Grow“ in Deutschland und europaweit. Damit können Privatanleger erstmals ohne Aufwand, mit geringem Risiko, verlässlichen Renditen und sofortiger Liquidität in den Wachstumsmarkt zwischen Privatpersonen vermittelter Kredite (Peer-to-Peer-Kredite, auch P2P-Kredite genannt) investieren. „Go & Grow“ soll Menschen eine Alternative bieten, die in Zeiten, in denen Banken auf Spar- und Girokonten meist keine Zinsen mehr zahlen, eine Geldanlage mit niedrigem Risiko und attraktivem Ertrag suchen.

Mit „Go & Grow“ investiert der Anleger automatisiert in ein ausgewogenes Portfolio privater Kredite mit niedriger Risikoeinstufung. Dafür erhält er eine jährliche Rendite von bis zu 6,75 Prozent. Es gibt weder eine Mindestlaufzeit noch eine Mindesteinlage, das bei „Go & Grow“ angelegte Geld inklusive Zinsen ist jederzeit verfügbar und kann gegen eine pauschale Gebühr von einem Euro zu jedem Zeitpunkt abgehoben werden.

„Peer-to-Peer-Kredite als Anlageform waren bisher vor allem erfahrenen Investoren vorbehalten, die strategisch investieren wollten und bereit waren, Zeit und Mühe für die Verwaltung ihres Portfolios aufzuwenden. Mit ‚Go & Grow’ öffnen wir den Markt für P2P-Kredite erstmals für alle Privatanleger“, so Pärtel Tomberg, Gründer und CEO von Bondora. „Tagesgeldkonten, Sparbücher und andere klassische Anlageformen mit niedrigem Risiko und berechenbarem Zinsertrag sind aufgrund der jahrelangen Niedrigzinspolitik keine attraktive Option mehr für Anleger. Hier sind neue Konzepte gefragt, die genau dieser Anlegergruppe echte Alternativen bieten. ‚Go & Grow’ erfüllt genau die Bedürfnisse dieser Investoren und zeigt, welche vielfältigen Möglichkeiten Peer-to-Peer-Kredite für Investoren bieten.”

„Go & Grow“ ergänzt das Angebot von Bondora, das mit „Portfolio Manager“ und „Portfolio Pro“ zwei Produkte umfasst, die Anlegern die Möglichkeit geben, direkt in P2P-Kredite zu investieren und diese auf dem Zweitmarkt erneut zu verkaufen. „Portfolio Manager“ ist ein halbautomatisiertes Tool, das Anlegern bei ihrer Investmententscheidung hilft, während „Portfolio Pro“ Anlegern erlaubt, ihre eigenen Filter zu setzen und individuell festzulegen, worin genau sie investieren möchten.

Bondora vergibt private Kredite in Estland, Finnland und Spanien – Märkte, in denen Peer-to-Peer-Kredite eine wichtige und akzeptierte Form der Kreditvergabe darstellen. Das Unternehmen wurde 2007 in Estland gegründet und eröffnete 2009 den ersten Kreditmarktplatz in Skandinavien. Seit 2015 ist Bondora für Anleger aus aller Welt verfügbar.

Bislang haben über 35.000 Anleger 127 Millionen Euro investiert und 18 Millionen Euro an Rendite verdient. Mit mehr als 10.000 Anlegern und 22 Millionen Euro an Investitionen ist Deutschland einer der größten und wichtigsten Märkte für Bondora.

„Go & Grow“ wurde im April erstmals auf der Fachmesse Invest 2018 in Stuttgart einem Fachpublikum vorgestellt und in den vergangenen Monaten von ausgewählten Anlegern getestet. Ab sofort ist das Produkt sowohl für bestehende als auch für neue Kunden … verfügbar“