Crowdinvesting Experiment – Wie ich in ein Startup investierte ohne zu wissen was dieses macht

Vor gut einem Jahr sprach mich eine ungewöhnliche Idee an. Für ein Startup von Studenten der Universität St. Gallen sollten per Crowdinvesting 100.000 Schweizer Franken im Internet gesammelt werden. Das Besondere daran: Es stand noch gar nicht fest mit welcher Idee sich das Startup beschäftigen würde. Kann das gutgehen? Eine Firma gründen, die ihre Geschäftsidee als erstes noch erarbeiten muss? Aus meiner Sicht ein spannendes Experiment, so dass ich einen kleinen Betrag investiert habe. Fest stand zu diesem Zeitpunkt nur, dass das Team die Design Thinking Methode anwenden sollte, um sich ein Geschäftsmodell zu erarbeiten.


Das damalige Promotionvideo für das Crowdfunding

Das Crowdinvesting verlief erfolgreich und das Startup wurde unter dem passenden Namen Design Thinking Startup AG gegründet.

Das Gründerteam bestand aus 4 Studenten der Universität St. Gallen. Diese erhalten stat eines Gehalts für Ihre Arbeit Geschäftsanteile der AG.

Die Entwicklung

Als Investor erhielt ich regelmäßig (fast wöchentlich) informative Updates über die erzielten Fortschritte. Inzwischen sind es 38 im Newsletter-Stil gehaltene Berichte. Ging es anfangs darum Denkanstöße zu bekommen (das Team war unter anderem in Stanford) so folgte Marktforschung (Needfinding) und schließlich konkretisierte sich ab ca. Woche 11 die Idee, die schließlich weiterverfolgt und umgesetzt wurde. Zwischendurch fanden Investoren-Events und Generalversammlung der Aktionäre statt, an denen ich aber entfernungsbedingt nicht teilgenommen habe.

In der Folge wurde ein Prototyp entwickelt, ein Entwicklerteam beauftragt, das Team zog nach Zürich um und es gab eine Kapitalerhöhung durch eine zweite Finanzierungsrunde. In den letzten Wochen wurde schließlich das Produkt in einer Closed Beta vorgestellt, getestet und verfeinert.

Das Resultat

Seit letztem Freitag ist Stablish.me live. Stablish.me will den Lebenslauf rededinieren und langfristig ganz durch ein soziales Empfehlungsnetzwerk ersetzen. Webprofile sind wie klassische Lebensläufe nicht immer glaubwürdig. Es fehlt teilweise an Authentizität und (leichter) Überprüfbarkeit der Aussagen zu den im Lebenslauf genannten Fähigkeiten. Hier setzt Stablish.me an durch ein System visueller ‘Badges’, die von den Netzwerkteilnehmern vergeben werden und so Kernkompetenzen und Expertise  auf einen Blick erfassbar machen.

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Neues Buch: P2P Kredite und Crowdinvesting – Chance oder Risiko für Volksbanken?

Robert Koch hat gerade seine Masterarbeit abgeschlossen und auch in Buchform ‚Crowdinvesting und Peer-to-Peer-Lending: Genossenschaftsbanking 2.0 als neue Strategie der Unternehmensfinanzierung‚ veröffentlicht. In der rund 140 Seiten umfassenden Arbeit beschreibt Koch die Phänomene P2P Kredite und Crowdinvesting und analysiert sie im Hinblick auf den Markt in Österreich. Er vergleicht die rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich mit denen in den USA, Großbritannien und den USA. Koch hat zudem umfangreiche Befragungen in seine Arbeit einbezogen. Befragt wurden 14 Experten, 11 Verantwortliche von (internationalen) P2P Kreditplattformen (von 60 angeschriebenen) und 17 Verantwortliche von (internationalen) Crowdfunding Plattformen (von 124 angeschriebenen). Kernfragen, die Koch beantworten will, ist welche Rolle P2P Kredite, Crowdinvesting und Crowdfunding für österreichische Genossenschaftsbanken spielen kann und ob die Marktgröße in Österreich ausreichend groß ist um eine solche Plattform zu unterhalten.

Koch kommt zu folgendem Ergebnis:

Wie sowohl die Befragung der Experten und der Führungspersönlichkeiten von Peer-to-Peer sowie Crowdfunding-Plattformen als auch die Trendanalyse eindeutig zeigen, ist die Zeit reif  für Online-Crowdlending in Österreich. Es könnte sich sogar um das Übergangsstadium, welches Václav Havel angesprochen hat, handeln, in dem sich die (Finanz-)Welt derzeit befindet.
Aufgrund der unterschiedlichen Größe der Genossenschaftsbanken ist eine einheitliche Umsetzungsstrategie schwierig.  …Eine Umsetzung sollte bei den österreichischen Genossenschaftsbanken wegen der zu bedenkenden rechtlichen Abklärungen unbedingt in Zusammenarbeit mit ihrem Rechtsverband … geschehen.
Grundsätzlich ergeht … konkret die Empfehlung an die genossenschaftlichen Banksektoren, sich diesem Thema intensiv zu widmen und die Gründung einer überregionalen oder mehrerer regionaler Plattformen anzustreben. Genossenschaftsbanking und Crowdlending stellen eine sinnvolle Symbiose dar, wobei sich Crowdlending als neues Tätigkeitsfeld ideal in die Struktur der Genossenschaftsbanken einfügen
sollte. …
Basierend auf … und aufgrund der Tatsache, dass das Kernklientel der Volksbanken die Klein- und Mittelunternehmen sind, ist die Gründung einer Crowdinvesting-Plattform zu präferieren. Erst in einem weiteren Schritt sollte die Etablierung einer Peer-to-Peer-Plattform angedacht werden.
… erscheint die Möglichkeit der Umsetzung einer Crowdinvesting bzw. später auch einer Peer-to-Peer-Plattform zukunftsfähig. Die (Finanz-)Welt um uns verändert sich gerade in Zeiten von Krisen und der schnellen Veränderungen massiv. Es liegt also an den Konstrukteuren und Lenkern in den genossenschaftlich organisierten Banksektoren, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zukunftsweisend zu handeln.

Es wird spannend sein, zu beobachten, ob die erste P2P Kredit Plattform in Österreich von einer Bank gegründet und betrieben werden wird.

United Equity – aktuelles Beteiligungsangebot

Wie gestern schon angekündigt, möchte ich heute die Crowdinvesting-Plattform United Equity* vorstellen. Bei United Equity werden Finanzierungsangebote von Firmen vorgestellt, die dann mittels Crowdinvesting von vielen einzelnen interessierten Anlegern finanziert werden können. Im Gegensatz zu anderen Crowdinvestment-Plattformen setzt United Equity* nicht ausschließlich auf Internet-Startups, sondern will einen guten Mix mit bereits länger existierenden mittelständischen Unternehmen mit Kapitalbedarf präsentieren. Zu jedem Angebot gibt es eine Unternehmensbeschreibung und Unternehmensdaten. Startups müssen dabei einen Crowd-Rating-Prozess durchlaufen, d.h. die Nutzer (Anleger) können online darüber abstimmen, ob das Angebot in die Finanzierungsphase gelangen soll. Beispielsweise hat die Nobleproject Administration GmbH derzeit 110 Ratings (von erforderlichen 100) und eine Empfehlungsrate von 97%. Die Nutzer können dabei zu den Aspekten Geschäftsidee, Produkt&Vertrieb, Markt, USP und Finanzen abstimmen und auch kommentieren, warum sie so gestimmt haben. So erhält das Unternehmen wertvolles Feedback potentieller Anleger schon bevor die Finanzierungsphase anläuft.

In der Finanzierungsphase werden dann die Details des Investmentangebotes vorgestellt und interessierte Anleger können bis zu einem definierten Enddatum investieren. Die Mindestanlage liegt bei 100 Euro. Das Geld wird per Überweisung oder Lastschrift auf ein Treuhandkonto bei der Fidor Bank AG gezahlt. Kommt die vom Unternehmen gesuchte Beteiligungssumme zusammen, dann geht das Geld an das Unternehmen, andernfalls wird es an die Anleger zurückgezahlt. Der Beteiligungsvertrag kommt dabei immer direkt zwischen Investor und Unternehmen zustande. United Equity bietet nur die Internetplattform für die Abwicklung.

Das Gründer-Team von United Equity um die Geschäftsführer Adrian Porger und Raphael Otten verfügt über langjährige Expertise in der Unternehmensfinanzierung. Mit dabei ist u.a. Prof. Dr. Meisner der an der Rheinischen Fachhochschule Köln Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft lehrt. United Equity finanziert sich über eine Provision von den Unternehmen bei erfolgreich abgeschlossener Finanzierung.

Das aktuelle Finanzierungsangebot – „in den Bagger investieren“

Das aktuell laufende Finanzierungsangebot bei United Equity ist von der Firma DOMS Kabel- und Kanalbau GmbH, die 25.000 Euro aufnehmen will um einen weiteren Bagger zu finanzieren. Das Unternehmen ist seit über 30 Jahren am Markt. Geboten werden Genussrechte mit 5 Jahren Laufzeit und einer Verzinsung von 5,5%. Die Angebotsbeschreibung enthält u.a. die Bilanzkennzahlen der letzten Jahre sowie Ratings von 5 Finanzinstituten und Auskunfteien zur Bonität der Firma.

Wie ist Ihre Meinung zu diesem Angebot auf United Equity? Diskutieren Sie mit im Forum.

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Crowdinvesting vs P2P Kredite

Die meisten Leser dieses Blogs dürften inzwischen wissen, wie P2P Kredite funktionieren. Doch was ist „Crowdinvesting“ (seltener auch „P2P Equity“ genannt)? Nun auch hier finanzieren viele Anleger direkt über das Internet ohne Einschaltung einer Bank. Die Finanzierung geht dabei an eine Firma. Der große Unterschied liegt in der Art der Finanzierung. Während bei P2P Krediten Kredite über eine definierte Laufzeit zu einem vereinbarten Zins vergeben werden, geht es bei Crowdinvestments um eine Beteiligung am Unternehmens(-erfolg). Mehrere ausländische Internetplattformen vermitteln dabei tatsächliche Unternehmsanteile (vgl. frühere Artikel 1,2,3, 4). In Deutschland sind seit 2011 mehr als ein Dutzend Crowdinvestment-Plattformen gestartet. Aus praktischen und rechtlichen Gründen vermitteln diese bisher keine ‚echten‘ Unternehmensanteile, sondern bedienen sich der Instrumente der stillen Beteiligung oder der Genussrechte.

Crowdinvesting ist im Vergleich zu P2P Krediten für Anleger eine ganz andere Anlageklasse:

  1. Die Dauer der Kapitalbindung ist bei Crowdinvestments in der Regel deutlich länger als bei P2P Krediten. Zwar laufen auch P2P Kredite mehrere Jahre; als Annuitätendarlehen wird aber jeden Monat ein Teil der Kreditsumme samt Zinsen zurück gezahlt.
  2. Das Risiko ist für den Anleger schwerer einzuschätzen. Viele der Crowdinvestment-Plattformen investieren in Startups, also Unternehmen die vor kurzem gegründet wurden und einen neuen, oft noch unbekannten Markt erschließen wollen. Prognosen über die zukünftige Entwicklung dieser Firmen sind schwierig.
  3. Bei vielen Plattformen sind die Mindestanlagebeträge höher als bei P2P Krediten, dadurch ist eine Risikodiversifikation erst bei höheren Anlagebeträgen möglich.
  4. Das angebotene Beteiligungsangebot ist oft komplexer und somit schwieriger zu verstehen als P2P Kredite.

Wer sich diese Unterschiede vergegenwärtigt hat, für den können Crowdinvestments eine interessante Anlagemöglichkeit sein. Ich werde in diesem Blog zukünftig sporadisch auch über Crowdinvestment schreiben. Anfangen werde ich im nächsten Artikel aber nicht mit einem Crowdinvestmentangebot eines Startups, sondern mit dem aktuellen Finanzierungsangebot auf der Plattform United Equity*: Dort bietet eine etablierte Kanalbaufirma mit 5,5% verzinste Genussrechte, Laufzeit 5 Jahre an. Die Mindestbeteiligung beträgt 100 Euro.

P.S: Im Anleger Forum gibt es eine neue Subkategorie Crowdinvesting Forum.