Smava – Opt out aus dem Anleger-Pool?

Bei Smava* dienen die Anleger-Pools als Absicherungsinstrument. Sie sorgen dafür, dass die Auswirkungen eines Ausfalls auf alle Kredite derselben Bonität verkleinert werden und somit die Auswirkung auf den einzelnen Kredit verkleinert (verwässert wird). Anleger-Pools erfüllen also einen positiven Zweck.

Allerdings wirken Anleger-Pools aber auch hemmend. Sie verhindern effektiv, dass ein Kreditnehmer mit einer schlechten Bonität eine Chance hat, einen Kredit zu erhalten, selbst wenn er überzeugend darlegen kann, dass sein individuelles Risiko gering sei. Siehe Diskussion dazu hier. Denn die Anleger müssen das Risiko der Bonitätsklasse als Abschlag berücksichtigen nicht das Risiko dieses individuellen Kredites allein.
Folgende Fälle werden also durch die Anleger-Pools z.B. erschwert:

  • Kredit an Bekannten oder Verwandten (Smava wird als Abwicklungsplattform genutzt). Solche Beispiele gibt es bei Prosper* gelegentlich. Selbst wenn Kreditnehmer und Anleger sich einig sind einen Zinssatz von z.B. 4% zu vereinbaren, so ist dies auf Smava für den Anleger wegen des Pool-Risikos nicht darstellbar
  • Kredit an unkündbare Beamte

Wie könnte nun eine Verbesserung aussehen?

Mal unterstellt die technische Realisierung stellt kein Problem dar, dann sehe ich zwei gute Lösungswege:

  1. Opt-out des Kreditnehmers aus dem Anleger-Pool. Der Kredit wird deutlich gekennzeichnet. Gebote auf diesen Kredit unterliegen alle nicht dem Anleger-Pool
  2. Opt-out des Anlegers für ein einzelnes Gebot. Der Anleger kann bei jedem seiner Gebote zum Zeitpunkt des Gebotes dieses als Opt out aus dem Anlegerpool markieren. Es fällt dann nicht in den Pool

Damit würden die Anlegerpools als Grundeinstellung weiter der Standard bleiben. Die Marktteilnehmer selbst könnten aber entscheiden, ob sie sie nutzen wollen oder nicht. Wenn sehr viele den Opt out nutzen, werden die Anleger-Pools aber durch die faktische Marktentwicklung nutzlos, denn bei kleiner Kreditanzahl stiften sie kaum Nutzen.

Was meinen Sie dazu?

4 Gedanken zu „Smava – Opt out aus dem Anleger-Pool?“

  1. Ich denke, es ist noch zu früh dazu. Es macht vielleicht Sinn, wenn es sehr viele Kreditprojekte gibt, und die Anleger dann jeweils z.B. nur 100 oder 50 Euro anlegen und ein Totalverlust zu verschmerzen ist. Derzeit ist es noch so, dass Anleger teilweise sogar über 1000 Euro in ein Projekt anlegen! Da würde ein Ausfall sehr schmerzen, und manch einer würde dann schon nach dem Anwalt schreien, smava mangelnde Sorgfalt unterstellen, etc, etc.

  2. Wieso?

    Bei einem Opt-out würde doch jeder aktiv selber für sich entscheiden, ob er so vorgehen möchte. Außerdem ist m.E. fraglich, ob das Risiko wirklich höher ist. Sicher: Wenn der Kredit ausfällt, dann ist direkt ein hoher Betrag (bis auf die 25%) weg. Aber: derzeit trage ich Risiken, aller anderen Kreditprojekte derselben Bonitätsklasse ohne sie mir je angeschaut zu haben, automatisch mit.

  3. Bei Realisierung der Opt-Out Lösung sollte Smava die Zahl der Kredite pro Anleger-Pool veröffentlichen, damit der Anleger eine Chance hat, die mögliche Schutzwirkung des Poolmechanismus abzuschätzen. Die Zahl der Kredite pro Bonitätsklasse lässt sich meiner Kenntnis nach bis jetzt nur über http://www.wiseclerk.com/smava/ abschätzen.

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