Die Zinswende erhöht die Attraktivität der P2P-Kredite für deutsche Anleger – Warum?

2019 und vor allem 2020 und 2021 war zu beobachten, dass viele deutsche Anleger umschichteten – weg von P2P-Krediten hin zum Aktienmarkt und teilweise auch zu Krypto. Dieser Trend wird sich nun umkehren. Die Zinswende kommt. 2022 in den USA und in UK. Im Euroraum vermutlich erst deutlich später. Dennoch werden die Auswirkungen auf die Anlageentscheidungen der Deutschen schon im ersten Halbjahr deutlich spürbar sein. Die steigenden Zinsen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse an der Börse sich eher seitwärts bewegen und auch im Kryptomarkt mehren sich die Anzeichen für eine deutliche Korrektur. Nachdem China bereits letztes Jahr Krypto Mining verboten hat, erwägt nun auch die russische Zentralbank einen Bann des Krypto-Minings. Dies führt zu starken Umwälzungen beim Mining. Über 60% der Bitcoin Mining-Standorte sind inzwischen in den USA, Kasachstan und Canada. Sollte eines dieser Länder regulatorische Schritte erwägen, würde das zu weiterem Druck auf den Bitcoin Kurs führen.

Steigende Zinsen im P2P Markt führen nicht automatisch zu höheren Renditen. Denn das Ausfallrisiko der Kredite steigt bei höheren Zinsen auch. Unterm Strich könnten sich beide Effekte kompensieren, so dass die Rendite nach Ausfällen stabil oder leicht steigend ist.

Die steigende Attraktivität ergibt sich weniger durch die Höhe der Rendite als durch die Planbarkeit und die – je nach Plattform – geringe Volatilität. Gerade im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Staatsanleihen und langlaufenden Unternehmensanleihen. Deren Kurse geraten bei steigenden Zinsen unter Druck.

Welche Plattformen werden am stärksten profitieren in 2022?

Ich erwarte, dass 2 Gruppen von Plattformen den stärksten Zufluss von Anlagegeldern verzeichnen können:

Etablierte Plattformen mit langjährigem Track Record

P2P Kredite Anleger setzen zunehmend auf Verlässlichkeiten und hier auf Plattformen die seit mehreren Jahren stabile Ergebnisse vorweisen können.

  1. Bondora
    Bondora* ist seit über 10 Jahren am Markt. Seit dem Launch vor 4 Jahren liefert das Bondora Go&Grow* Produkt stabil die 6,75% Zinsen. Viele Anleger nutzen Bondora um unterjährig Liquidität zu parken. Im Bereich Konsumentenkredite ist Bondora einer der erfahrensten Player
  2. Estateguru
    Estateguru* liefert zuverlässig Ergebnisse bei besicherten Immobilienkrediten. Die Plattform wächst stark . Seit dem Launch in 2014 hat Estateguru über 500 Mio. Euro Kredite vergeben. Inzwischen nutzen über 115.000 Anleger Estateguru

Plattformen mit sehr kurzlaufenden Krediten

Die 2. Gruppe, die verstärkt neue Anleger gewinnen wird, sind Plattformen mit sehr kurzflaufenden Krediten. In Zeiten steigender Zinsen wollen sich die Anleger nicht über Laufzeiten von mehreren Jahren binden, sondern werden Laufzeiten von einem Jahr oder nur wenigen Monaten präferieren. Hiervon werden u.a. Lendermarket*, Esketit*, Viainvest*, Afranga*, Bondster* und Moncera* profitieren. Eventuell auch Mintos*, wobei 2020 und 2021 suboptimal für Mintos gelaufen sind (Ausfälle, mehrfache Verschiebung der Einführung des Notes Produktes).

Welche Plattformen sind außen vor?

Da sind zum einen die auf mehrjährige Unternehmenskredite spezialisierten Plattformen. Diese werden im aktuellen Marktumfeld unattraktiver für Anleger. Zum anderen dürfte es in der aktuellen geopolitischen Lage für Plattformen mit Krediten in den Ländern Russland, Ukraine, Belarus und Kasachstan schwerer werden Anleger zu gewinnen bzw. zu halten.

Langsam steigende Zinsen bei Boober

Auf der niederländischen Plattform für P2P-Kredite, Boober.nl, zeichnet sich ein langsam steigendes Zinsniveau ab. Die Grafik zeigt die Durchschnittszinsen je Bonitätsklasse. Zwar unterliegen alle Kurven starken Schwankungen, insgesamt ergibt sich aber ein Bild langsam ansteigender Zinsen in allen Bonitätsstufen.

Boober Zinsen

[Quelle der Abbildung]