Exklusiv: Smava wird Gebühren nochmal erhöhen

Smava* plant im Juni eine Anhebung der Gebühren für Anleger und Kreditnehmer. Smava Geschäftsführer Alexander Artopé hat mir telefonisch erläutert, dass Smava die Gebühren bei Kreditnehmern auf 2,5% (für Kredite mit Laufzeit 36 Monate) bzw. auf 3,0% (für Kredite mit Laufzeit 60 Monate) erhöhen wird. Der Mindestbetrag von 40 bzw. 60 Euro bleibt unverändert.

Für Anleger gibt es dann nicht mehr die fixe Gebühr von 4 Euro pro Gebot, sondern eine prozentuale Gebühr von 1,35% des Gebotsbetrages. Neu ist, dass Smava nicht nur bei widerrufenen Krediten die Gebühr erstattet, sondern auch wenn der Kredit in den ersten 6 Monaten vorzeitig durch den Kreditnehmer getilgt wird, 50% der Gebotsgebühr an die Anleger erstattet.

„Wir glauben, dass die Gebühren fair sind, da wir in den letzten Monaten ein wesentliches besseres Produkt geschaffen haben. Insbesondere für die Kreditnehmer können wir inzwischen eine sehr schnelle Finanzierung bieten“, sagte Alexander Artopé mir.

Smava wird zum gleichen Zeitpunkt auch die Risikodaten aktualisieren (diese basieren dann nicht mehr ausschließlich auf den Schufa Daten), so dass Anleger sehen können, dass auch mit den neuen Gebühren sehr attraktive Renditen erzielbar sind.
Als ein Aspekt für die Gebührenerhöhung wurde auch angeführt, dass Smava sich erfolgreich auf Kredite für Selbständige konzentriert hat, die Kreditprüfung bei Selbständigen laut Artopé aber arbeitsaufwändiger ist.

Meine Bewertung
Smava’s derzeitige Gebührenstruktur gilt erst seit Februar 2009. Natürlich ist das Produkt weiterentwickelt worden und gerade die Attraktivität für Kreditnehmer mag gestiegen sein, ich denke aber der Hauptgrund für die Erhöhung wird sein, dass Smava auf den Break-Even hinarbeitet um die Profitabilität des Marktplatzes zu erreichen. Zudem wird glaube ich manchmal erst im Betrieb tatsächlich sichtbar wie hoch die operativen Kosten für Teilprozesse tatsächlich sind. Mit Sicherheit drücken Smava auch die Marketingkosten für die Gewinnung der Kreditnehmer.
International haben jedenfalls fast alle P2P Kreditmarktplätze in mehreren Stufen seit der Gründung die Gebühren angehoben, zuletzt Zopa.

Bezogen auf Smava glaube ich, dass die Anleger auch die neuen Gebühren (mit Murren) akzeptieren werden. Schon dieerstmalige Einführung der Gebotsgebühr führt zwar zu negativen Kommentaren hat das Wachstum aber nicht beeinträchtigt.

Kritischer sehe ich die Erhöhung der Gebühren für die Kreditnehmer. Das schwächt die Wettbewerbsposition von Smava, denn es erhöht (wenn nicht sofort, dann mittelfristig) den Effektivzins. Die Alternative Ratenkredit von der Bank könnte dann wieder kommerziell besser aussehen.

Überhaupt war eins der Kernargumente mit denen P2P Kreditbörsen angetreten waren, die Bank als Mittelsmann auszuschalten und den Spread zwischen Anlagezins und Kreditzins zu verringern und so eine Win-Win Situation zu schaffen. Das Argument mag zwar auch bei der neuen Gebührenhöhe noch gelten, viel Luft ist dann aber nicht mehr.

Analyse der Auswirkungen der neuen Gebühr für Anlegergebote
Während es für die Kreditnehmer immer teurer als bisher wird, trifft die Gebührenänderung Anleger je nach Gebotshöhe unterschiedlich. Prinzipiell finde ich die Umstellung von einer fixen auf eine prozentuale Gebühr gut und auch viele Anleger wünschten sich das damals. Hier wurde aber nicht nur von fix auf prozentual umgestellt, sondern z.T. auch kräftig erhöht. Dazu habe ich die Wiseclerk Daten für das erste Quartal 2010 ausgewertet und komme zu folgendem Ergebnis:

Für Anleger, die immer in 250 Euro Schritten anlegen, wird es mit dem neuen Gebührenmodell also etwas günstiger, insgesamt bedeutet die neue Gebührenstruktur aber etwa eine Verdoppelung (+106%) der Kosten für Anleger.
Dagegen gerechnet werden müssen noch die Einsparungen aus der teilweisen Erstattung der Gebühr bei Tilgung in den ersten 6 Monaten. Eine vorzeitige Tilgung in den ersten 6 Monaten ist aber ein ziemlich seltener Fall, so dass diese Erstattung zwar psychologisch wichtig für die Wahrnehmung der Preise bei den Anlegern ist, aber quantitativ kaum ins Gewicht fällt.

Was meinen Sie zur Gebührenänderung? Diskutieren Sie mit in unserem  Smava Forum.

5 Gedanken zu „Exklusiv: Smava wird Gebühren nochmal erhöhen“

  1. find ich gut, damit werden die gebühren für 250 € investments gesenkt! von 4€ auf 3.38€. ich hoffe das wird leute dazu animieren nichtmehr riesige summen auf nur ein kreditprojekt zu investieren. das gibt für alle eine bessere streuung und die chance wieder in ein projekt überhaupt erst rein zu kommen.

  2. Bin damals schon rausgegangen, als die letzte Gebührenerhöhung und absehbar schlechte Rückzahlungsquoten kamen. Fühle mich voll bestätigt. Jetzt soll also immer heftiger abkassiert werden, natürlich vom Geld der anderen, denn smava fährt ja selbst bis auf Betriebsaufwendungen null Risiko!

  3. Smava möchte wahrscheinlich ganz einfach in Zukunft schwarze Zahlen schreiben. Ich halte die Gebühren in der neuen Höhe für noch o.k.

    Das Thema „Privatkredit“ wird aber immer umkämpfter, weil sich mittlerweile auch eine Reihe von Banken speziell auf das Thema „Privatkredit“ eingestellt haben, und Angebote geschnürt haben (z.B. http://www.swkbank.de/de/lp/privatkredit.html).
    Unbegrenzt kann smava die Gebühren also nicht erhöhen, weil noch andere Anbieter da sind ;-).

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