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Warum der Fall Collateral auch deutschen Anlegern als warnendes Beispiel dienen sollte, obwohl fast keiner hierzulande betroffen ist.

Vor 3 Monaten hatte ich vermeldet, dass die britische Plattform Collateral ihr Geschäft einstellen musste und ein Insolvenzverwalter die Aufsicht übernommen hatte. Damals sah es noch ganz gut aus, der Insolvenzverwalter ging davon aus, dass eine hohe Chance bestand, dass alle Anleger das in Kredite investierte Geld zurückbekommen würden.

Seitdem sind 3 Monate vergangen, getan hat sich einiges, aber leider nicht viel davon können die Anleger als gute Nachrichten für sich verbuchen. Die britische Aufsichtsbehörde FCA hat durchgesetzt, dass der erste Insolvenzverwalter (dem von Einzelnen zu große Nähe zum ehemaligen Collateral Management unterstellt wird) durch die Firma BDO ersetzt wurde. Am Rande: Es scheint keine Ausschreibung durch die FCA für diese Aufgabe gegeben zu haben und es ist (mir) völlig unklar warum gerade die BDO von der FCA als Ersatz vorgeschlagen wurde? Kann man somit der BDO zu große Nähe zur FCA unterstellen?

Der große Paukenschlag kam dann heute. Die BDO teilt den betroffenen Anlegern u.a. mit

Selbst diese – sehr kurze – Zusammenfassung durch mich spiegelt wider, dass die Lage ziemlich chaotisch ist. Wen Details interessieren, der kann mit diesem Forum Thead anfangen: ‚ Collateral Erfahrungen (UK) Insolvenz‘ und findet dort auch weiterführende Links.

Nun war Collateral bei deutschen Anleger nie ein bekannter oder beliebter Marktplatz. Auch wenn deutsche Anleger betroffen sind, dürften es nicht mehr als einige Dutzend sein. Die Anleger stammen sehr überwiegend aus UK.

Warum schreibe ich dann in der Überschrift, dass dieser Fall auch für deutsche Anleger ein wichtiges warnendes Beispiel sein sollte?

Dazu abstrahieren wir vom konkreten Fall auf die Rahmenparameter:

Somit wäre anzunehmen gewesen dass der Kollaps eines Marktplatzes zu einer ‚relativ geordneten‘ Abwicklung führen würde.

Wie sich immer mehr zeigt ist das genaue Gegenteil der Fall.

Aber nochmal, warum jetzt warnendes Beispiel?

Andere Marktplätze operieren in anderen Märkten wo die Erwartungshaltung (oder auch das Vorurteil) über eine geordnete Abwicklung eher anders ausfällt. Viele Anleger vertrauen den angepriesenen Buybackgarantien als Sicherheitsmechanismus. Wenn ich dann darauf hinweise, dass diese Buybackgarantie ein Versprechen ist, dass nur so gut ist wie die wirtschaftliche Lage, desjenigen der sie gibt (siehe Eurocent) kommt als nächstes Argument der Anleger, dass im sehr unwahrscheinlichen Fall eines Falles ja eine direkte Beziehung zum Kreditnehmer bestünde und der dann ja den Kredit weiterzahlen müsse.

Scheint aber bei Collateral im geregelten England schon nicht zu funktionieren. Wenig überraschend haben viele Kreditnehmer die Zahlungen eingestellt nachdem sie von den Problemen bei Collateral hörten. Schon sehr viel überraschender fehlen nun Aufzeichnungen und der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass entgegen dem ursprünglichen Konstrukt die Ansprüche der Anleger sich nun gegen den Marktplatz richten sollten (unbesichert) statt gegen den Kreditnehmer (überwiegend besicherte Kredite).

Noch extremer wird es wenn in einzelnen Diskussionen neue P2P Kredit Anleger doch tatsächlich bestimmte P2P Kredit Angebote als Tagesgeltalternative einstufen und sehen.

Zwar ist das letzte Wort im Fall Collateral nicht gesprochen, mit hoher Wahrscheinlichkeit werden vor allem Anleger, bei denen es um größere Summen geht, schlussendlich Rechtsmittel ergreifen, aber der Fall zeigt schon sehr exemplarisch wie weit der tatsächliche Abwicklungsprozess sich von dem unterscheiden kann, den die Anleger (zu Recht) erwarteten als sie anlegten, weil er Ihnen so beschrieben wurde und durch die Regulierung zumindest suggeriert wurde.

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