Portfolio-Strukturierung mit P2P-Krediten

Dies ist ein Beitrag von Nikolay im Rahmen des P2P Kredite Schreibwettbewerb 2019

In meinem zweiten Artikel des Schreibwettbewerbs, möchte ich mich mit der Rolle von P2P-Krediten in Anlage-Portfolios befassen und ein paar Hinweise geben, wie man sein Portfolio sinnvoll strukturieren kann. Ich beschränke mich hierbei auf die Betrachtung des risikobehafteten Teils des Portfolios und nehme an, daß P2P-Kredite in die gleiche Risikoklasse gehören wie Aktien.

Vorweg sei angemerkt, daß es keine richtige Portfolio-Struktur gibt. Es gibt viele Positionen, die sich plausibel vertreten lassen. Unser Ziel als Anleger muss es daher sein, eine Struktur zu finden, die zu unseren Werten und Vorstellungen passt.

Aber warum überhaupt eine Portfolio-Struktur festlegen? Der wesentliche Grund liegt in meinen Augen darin, die Entscheidungsfindung zu verbessern und schließlich zu vereinfachen. Ich will mich nicht jeden Monat fragen, wo ich mein Geld investieren will, ob ich nachkaufe oder lieber verkaufe. Über die Portfolio-Struktur lege ich Regeln fest, die mir den Großteil dieser Entscheidungen abnehmen.

Ein Vergleich mit Aktien

Vergleichen wir zunächst ein paar wesentliche Eigenschaften von Aktien und P2P-Krediten. Ich selbst sehe mich als Index-Investor, weshalb ich als Vergleichswert den MSCI World Aktienindex wähle.

Rendite

Die durchschnittliche Rendite des MSCI World lag in den letzten 30 Jahren bei ca. 8% pro Jahr. Auch wenn P2P-Kredite erst seit einigen Jahren investierbar sind, rechnen wohl die meisten von uns mit einer Rendite jenseits von 8% (nach Ausfällen).

Aus Rendite-Sicht steht somit nicht zu befürchten, daß wir uns mit der Aufnahme von P2P-Krediten in unser Portfolio ebendiese verhageln. Im Gegenteil, die Aussichten für Aktien sind nach dem langen Bullenmarkt der letzten 10 Jahre eher durchwachsen, so daß P2P-Kredite möglicherweise sogar einen Rendite-Boost bewirken könnten.

Wertschwankungen

Das Risiko eines Aktien-Investments lässt sich auf verschiedene Weise messen. Ein üblicher Ansatz ist die Betrachtung der Wertschwankungen, gemessen durch die Volatilität. Diese lag für den MSCI World in den letzten 30 Jahren bei ca. 13%. Mit anderen Worten, in einem normalen Jahr lag die Rendite zwischen -5% und 21% (8% ± 13%).

Demgegenüber ist die Volatilität von P2P-Krediten deutlich gedämpft. Auf Plattformen mit Buyback liegt die Volatilität deutlich unter 1%, es geht stetig bergauf. Auf Plattformen ohne Buyback ist die Volatilität zwar deutlich höher, sie liegt z.B. bei finnischen Konsumentenkrediten auf Fellow Finance um 2%, liegt damit aber immer noch deutlich unter der Volatilität des MSCI World.

Aus Sicht der Volatilität bieten P2P-Kredite mit ihrer relativen Schwankungsarmut eine Möglichkeit, das Portfolio insgesamt zu beruhigen.

Maximaler Wertverlust

Betrachten wir abschließend den zu erwartenden maximalen Wertverlust als weiteres Risiko-Maß. Der MSCI World hatte seinen maximalen Wertverlust der letzten 30 Jahre während der Finanzkrise bis 2009 mit knapp 58%. Auf Seiten der P2P-Investments haben wir mangels Index leider keinen Vergleichswert. Wir wissen lediglich, daß jeder einzelne Anbahner pleite gehen kann und wir in dem Fall mit einem Totalverlust unseres Investments rechnen müssen.

Wenn wir annehmen, daß wir unsere P2P-Investments so breit streuen könnten, daß im schlimmsten Fall noch mindestens unser halbes Portfolio erhalten bliebe, wären wir mit den P2P-Investments nicht schlechter gestellt, als mit Aktien.

Wie ich mein eigenes Portfolio strukturiere

Will man nun P2P-Kredite in sein Portfolio aufnehmen, stellen sich zwei Fragen:

  1. Welchen Anteil meines Portfolios investiere ich in P2P-Kredite?
  2. Wie viel investiere ich in jeden einzelnen Anbahner?

Positionsgröße P2P insgesamt

Mit den obigen Ausführungen glaube ich, daß man maximal eine Gleichgewichtung von Aktien und P2P-Krediten rechtfertigen kann. Aufgrund des ungeregelten Marktes und der geringeren Diversifikation gegenüber einem Aktien-Index wie dem MSCI World, beschränke ich den P2P-Anteil in meinem eigenen Portfolio auf 25%.

Positionsgröße je Anbahner und Plattform

Ich bin für mein Portfolio zu dem Schluss gekommen, daß ich Anbahner nach Informationslage (Finanzberichte, Nachrichtenlage, „guter Ruf“) in mein Portfolio aufnehme und dann grundsätzlich eine Gleichgewichtung anstrebe. Ich habe keine Informationen, die mir ermöglichen würden, aus den Finanzdaten eines Unternehmens auf dessen Insolvenzrisiko zu schließen und somit ist es in meinen Augen auch nicht sinnvoll, die einzelnen Positionen unterschiedlich zu gewichten.

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Der Tag, an dem aus dem Mintos Forum ein Life-Chat wurde …

Dies ist ein Beitrag von Inga im Rahmen des P2P Kredite Schreibwettbewerb 2019

Ein außerplanmäßiger Beitrag – eine aus der Situation heraus entstandene ganz persönliche Zusammenfassung:

Teilnehmer bis zum 21.Juni:

AndiSchmid, Bandit55555, bigbear, bigdan, Boddenfan, carnold, checkov, CLAM, Claus Lehmann, clementine, collie, Compfuzzy, dagsie, danginello, Destiny, Doso, Dreamtiem, fangri,Flat-Jack, FuxX, HaukiiBaukii, Henning, hugh, iceman999, Interessierter Investor,InvestReaper, j789, Jaka, kaph1016, Lichtensteiner, Matthias.R, Mephisto,microp2p, MintosFrank, MrP, nisse241, njal, Omicron, Ostpocke, Pee2pee,reisender1967, Rettungsschirmchen, Rick Lusitano, Roadrunner13, Rolf771,Scottyffm, SharkyDD, Sidame00, stummlfumml, TAK79, Torsten H., TTom,Twintos,Tyrus, ulfkevin, Urs1981, Wolf, 10h6 und natürlich viele Mitlesende…

(Da aus den Nicks das Geschlecht der Teilnehmer nicht ersichtlich ist und ich davon ausgehe, dass der überwiegende Teil hier männlich ist, verzichte ich auf eine gendermäßig korrekte, aber umständliche Schreibweise und verwende der Einfachheit halber die männliche Form – meine Geschlechtsgenossinnen hier mögen es mir bitte verzeihen :)

Es begann am 12. Juni – der Start der Vorgeschichte, die wir (im Moment noch ?) nicht kennen, dürfte allerdings einige Monate weiter zurückliegen:

Rettungsschirmchen postet, dass er soeben 2,5k Kuki.Pl mit 1% Abschlag ergattert hat. Und einige Minuten später, dass es jetzt Simbo und Varks mit entsprechenden Abschlägen gibt – ob jemand statt -0.1% -1% Abschlag eingegeben hat? Die aktuell im Mintos Forum Anwesenden gehen sofort auf die Mintos*-Seite, Zweitmarkt, und schauen, ob für sie auch noch etwas abfällt. Zur Freude aller sind noch jede Menge Kredite mit guten Abschlägen vorhanden und man deckt sich ein. Und als Claus dann noch postet, dass die mit -1% Abschlag gekauften Kredite umgehend zu -0.3% Abschlag wieder verkauft werden können, verbringen die Jäger und Sammler im Forum einen intensiven Nachmittag. Diverse finanzielle Reserven werden aktiviert, Tagesgeld – und Girokonten auf ein Minimum reduziert, Neuanmeldungen bei Trustly getätigt und aktuelle langlaufende Kredite bei Mintos mit leichten Abschlägen verkauft – eine solche Gelegenheit will man sich schließlich nicht entgehen lassen!

Diejenigen, die tagsüber ihre Zeit einem Arbeitgeber zur Verfügung stellen müssen, bedauern dies zutiefst und sind daher umso erfreuter, als es am späten Nachmittag noch einmal Nachschlag gibt. Erste Spekulationen, ob es womöglich einen anderen Hintergrund als ein Programmierfehler bei einem Großinvestor sein könne, tauchen auf. Aber wirkliche Sorgen macht sich niemand und so wird auch bei den sporadisch immer wieder auftauchenden Kuki.Pl zu -1% zugegriffen. Auch andere Anbieter mit geringeren, aber immer noch guten Abschlägen sind immer wieder mal auf dem Markt und man deckt sich ein. Und dann der Hammer am 18. Juni: Die meisten haben sich zu ihrem Leidwesen bereits weitestgehend eingedeckt – und nun kommen Kukis zu -1.1% auf den Markt. Und es folgen Bino, Varks und Simbo….Und dies ist der Zeitpunkt, an dem sich das Forum mehr oder weniger in einen Life-Chat verwandelt: Nahezu im Minutentakt kommen Beiträge der unterschiedlichsten Nutzer, inzwischen weniger Mitteilungen über als erfolgreich empfundene Neuinvestitionen als Ideen, Vermutungen, Spekulationen, was der Hintergrund für die immer neu auftauchenden Nachlässe sein könne. Alle Theorien/Ideen haben irgendeinen nicht logischen Aspekt und keine ist wirklich schlüssig. Bandit55555 findet heraus, dass nahezu alle Angebote von einem Investor, von 7992069, kommen. Andere finden heraus, dass er diese Kredite offensichtlich frisch auf dem Primärmarkt kauft (sie sind zum Teil erst 2 Tage alt), um sie dann mit Verlust zu verkaufen. Es wird immer mysteriöser und die tollsten Theorien tauchen auf: Steckt Mintos selbst dahinter? der zeitliche Zusammenhang mit der Einführung von Invest und Access kann doch kein Zufall sein…Sind es die Anbahner, die ihre Produkte nun auch auf dem Zweitmarkt anbieten, aus welchem Grund auch immer? Ist es einfach ein Menschenfreund, der auf diese Art etwas Geld verschenken will? An ein Versehen eines Groß-Investors glauben inzwischen nicht mehr viele, aber vielleicht wurde sein Account gehackt? Oder er hat eins der Bonus-Programme falsch verstanden? Oder ein Abkommen mit Mintos, sein Kapital nur scheibchenweise abzuziehen?Befinden wir uns gar gerade mitten in einem Life-Krimi, bei dem es um Geldwäsche geht?….

Es ist eine Gelegenheit, seiner Fantasie bei einem an sich ernsten Thema mal freien Lauf zu lassen und in dem Jagdfieber entwickelt sich eine besondere Athmosphäre der Gemeinsamkeit. Diejenigen, die auf Grund körperlicher Bedürfnisse wie Essen,Trinken oder dem Gegenteil davon mal kurz den Rechner verlassen müssen, versuchen, diese Unterbrechungen möglichst kurz zu halten und, wieder vor dem Bildschirm, schaut man zuerst, wer inzwischen etwas Neues geschrieben hat. Ein leises Gefühl der Vertrautheit stellt sich ein und von dem einen oder anderen hat man inzwischen auf Grund seiner Beiträge ein – wenn auch etwas verschwommenes – Bild im Kopf.

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Auch andere Mütter haben schöne Töchter

Dies ist ein Beitrag von Inga im Rahmen des P2P Kredite Schreibwettbewerb 2019

oder frei interpretiert: Auch andere Länder bieten interessante Anlagemöglichkeiten.
Vom P2P – Prinzip überzeugt, können mich erste Dämpfer bei auxmoney* nicht von weiteren Versuchen abhalten. Ein täglicher Blick ins Forum von p2p-Kredite.com ist inzwischen zu einer festen Angewohnheit geworden und somit bin ich unter anderem auch relativ früh informiert, wenn sich eine neue Plattform etabliert. Die Erfahrung zeigt, dass es günstig sein kann, möglichst gleich in den Anfängen einer Plattform einzusteigen – oftmals ist dann noch nicht alles ganz ausgefeilt und dadurch ein „Rosinen picken“ möglich, was in der Regel später dann durch Nachbesserungen der Plattform wieder entfällt oder zumindest erschwert wird.

Bei Bondora* bin ich leider etwas spät dran, aber es lohnt sich trotzdem noch und bei Twino* steige ich dann auch gleich ziemlich hoch ein. Dort bekommt man anfänglich zum jeweiligen Stichtag die vollen monatlichen Zinsen, unabhängig vom Kaufzeitpunkt, und ich spezialisiere mich darauf, Kredite zu kaufen, bei denen die nächste Zinszahlung möglichst innerhalb der nächsten 10 Tage liegt. Den Nachbarsjungen, dem ich gerade etwas Mathe-Nachhilfe gebe, lasse ich Dreisatz und Gleichungen üben: Ein Kredit zu 12,9% bringt in 1 Monat x Euro. Wie hoch ist der tatsächliche Zinssatz, wenn er diesen Betrag schon in 10 Tagen erwirtschaftet? Und wieviele Tage bis zur Fälligkeit dürfen einem Kredit zu 14,9% verbleiben, um das gleiche Ergebnis zu erzielen? Erstelle eine Tabelle mit verschiedenen Laufzeiten und Zinssätzen……

Aber trotz Tabelle und relativ hohen Zinsgewinnen wird es mir nach einer Weile etwas mulmig im Bezug auf die Höhe meiner Investitionen bei Twino – Stichwort Diversifikation – und ich beschließe, mich dort etwas zurückzuziehen. Kurz entschlossen stelle ich sämtliche Kredite zum Verkauf. Der Verkauf läuft gut und ich ziehe an diesem Tag dreimal eine vierstellige Summe von meinem Twino-account ab. Bei der letzten Überweisung ist etwas anders und ich habe den Eindruck, da ist etwas schiefgelaufen und beantrage sie noch einmal. Eine Stunde später sehe ich dann auf meinem Kontoauszug, dass es doch geklappt hatte und der Betrag nun zweimal von meinem Twino-account auf mein Postbankkonto überwiesen wurde – und mein Kontostand bei Twino jetzt -2600 Euro zeigt.Ob es meinen Englischkenntnissen oder denen der Mitarbeiterin des Live-chats zuzuschreiben ist, dass mein Anliegen zuerst nicht erkannt wird, weiß ich jetzt nicht so genau, aber nachdem sie dann versteht, dass Twino mir quasi einen zinslosen Kredit von 2600 Euro eingeräumt hat, beginnt plötzlich eine hektische Aktivität im Hintergrund und man bittet mich inständig, doch die 2600 Euro möglichst umgehend zurück zu überweisen. Und da es bereits relativ spät am Nachmittag ist, befürchte ich, dass der IT-Verantwortliche dort an diesem Tag Überstunden machen muss. (Und irgendwann muss er dann auch die Auszahlung der Zinsen an die tatsächliche Haltedauer des Kredits anpassen.)

Auch der frühzeitige Einstieg bei finbee* lohnt sich – wobei hier der Abenteuer- und Spaßfaktor für einen user „mit Tagesfreizeit“ keine unbedeutende Rolle spielt. Das System der Unterbietungsauktion – diejenigen, die am wenigsten bieten, bekommen den Zuschlag – sorgt einige Monate für spannende Stunden. Man gibt sein Gebot ab – je nach Strategie manchmal erst zu einen möglichst hohen Zinssatz, wohl wissend, dass der wahrscheinlich unterboten wird – aber vielleicht ja auch nicht…..- und man dann rausfällt aus der Bieterliste. Und kurz vor Ende der Gebotsmöglichkeit schätzt man ein, bei welchem Prozentsatz wohl noch eine realistische Chance besteht, mit auf der Bieterliste zu bleiben, und bietet noch einmal neu – in umgekehrter Variante ja durchaus bekannt.

Natürlich kann ich auch im Urlaub nicht ganz abstinent sein und sitze in Spanien, auf einem schönen Campingplatz direkt am Meer,vor meinem Laptop, da gerade das Gebotsende für einige Kredite bei finbee bevorsteht. Plötzlich ertönt aus einem Lautsprecherwagen, der mehrmals die Straße rauf und runter fährt, eine aufgeregte Stimme. Ich verstehe nur „policia“ und „playa“ und auf unserem Campingplatz herrscht plötzlich hektische Aufruhr. Sämtliche Spanier, die Wohnwagen und Pkw’s dort stehen haben, rennen zu ihren PKW’s und verlassen den Platz. Zum Glück kann ich einen der Mitarbeiter des Platzes abfangen und der erklärt mir, dass der Camping wegen einer Tsunami-Warnung sofort geräumt werden müsse – man könne auf einen Parkplatz oberhalb ausweichen. Da wir nicht wissen, wieviel Zeit wir haben, lassen wir alles stehen und liegen und während Göga das Stromkabel entfernt und die Stützen hochklappt räume ich wenigstens noch den Laptop und was ich gerade so noch greifen kann ins Wohnmobil und schon starten wir. Die Rotweinflasche, die noch auf dem Tisch steht, ist zum Glück nur noch zu einem Viertel gefüllt, so dass sich die Flecken auf dem Fußboden in Grenzen halten und die Gläser waren auch nicht so teuer. Nach etwa 1 Stunde – die Scherben sind inzwischen zusammengekehrt,der Fleck weitestgehend beseitigt und ich will mir gerade einen Kaffee kochen – schaut Göga zufällig aus dem Fenster und meint: „Du, geh mal raus, der Campingplatzbesitzer kommt auf uns zu.“ Ich gehe raus und der freundliche Campingplatzbesitzer erklärt uns, dass alles ok sei und wir wieder runter auf den Platz kommen können. Es habe in Griechenland ein Erdbeben gegeben und man konnte die Wucht nicht einschätzen, aber die Wellen haben sich schon vor Italien gelegt…..
Bei den Krediten von finbee bin ich natürlich unterboten worden.

P2P Conference Riga – hochkondensiertes Destillat meiner Erkenntnisse

Letzten Freitag und Samstag war ich auf der P2P Conference* in Riga. Gepackte 2 Tage Präsentationen, Informationen, Gespräche, neue Leute, Fun, Klatsch und Tratsch, … . Über Konferenzen zu schreiben fällt mir immer schwer. Mein probates Mittel diesmal: 3 Tage sacken lassen und dann Mut zur Lücke. Was dann noch in Erinnerung ist, hat sich etwas strukturiert und ich kann es hier niederschreiben.

Rahmenbedingungen, Location, Ambiente

Die von Targetcircle organisierte Konferenz fand zum ersten Mal statt. Die Organisation war sehr gut und übertraf meine Erwartungen deutlich. Am ersten Tag gab es Präsentationen (Video dazu) und Stände von Plattformen. In relativ relaxter Atmosphäre konnten die geschätzt 350 bis 400 Teilnehmer sich austauschen und leckeres Catering und DJ Musik gab es zusätzlich. Die allermeisten Teilnehmer kamen aus Deutschland und dem Balitikum aber auch aus anderen Ländern waren einige angereist. Ganz überwiegend waren die Teilnehmer Repräsentanten von Plattformen, Privatanleger, Blogger und Youtuber. Abends gab es eine After Konferenzparty in einem Restaurant am Fluss. Der 2. Tag fand an einem Strand an einem See statt und es kam Urlaubsfeeling auf. Ich hab die meiste Zeit mit Gesprächen verbracht, es gab aber auch Wakeboarding, Standup Paddling und Volleyball und Boule.

P2P Conference Riga

Big News

Die wichtigste Nachricht auf der Konferenz war die Ankündigung von Mintos Invest & Access. Dazu gibt es inzwischen auch schon 12 Seiten Diskussionen im Forum.

Wohin steuern die lettischen Plattformen?

Als Trend zeichnet sich ab, dass sie versuchen, sich von einem P2P Kreditmarktplatz zu einer breiter gefassten Anlageplattform zu entwickeln. Deutlich zu sehen/hören ist dies bei Mintos* und Twino*. Aber auch bei der Viasms Gruppe (Viainvest*) und Grupeer* gibt es Entwicklungen in diese Richtung. Aus Sicht der Plattformen ein logischer Schritt, denn sie haben eine erhebliche Anlegerbasis aufgebaut, die an höher verzinsten Anlageklassen interessiert ist. Und die lettische Aufsicht hat die Plattformen wohl vor die Wahl gestellt: entweder beantragt ihr eine Banklizenz oder eine als Broker. Schon mehrere Jahre wird erwartet, dass im bisher unregulierten lettischen Markt eine Regulierung eingeführt wird. Nun will die Aufsicht wohl keine „extra“ p2p spezifische Regulierung einführen, sondern die Plattformen sollen eins der beiden vorhandenen Regimes wählen. Grupeer* und Robocash* brauchen sich nicht zu entscheiden, denn sie haben ja schon den formellen Unternehmenssitz nach Irland (Grupeer) bzw. Kroatien (Robocash) verlegt.

Ob die Anleger den potentiellen Schritt zu einer breiteren Produktpalette mitgehen werden, da bin ich noch etwas skeptisch. Ob wir wirklich in einigen Jahren auch Aktien oder ETF über einen heutigen P2P Kreditmarktplatz kaufen? Allerdings habe ich vielleicht hier zu sehr die deutsche Brille auf. Für einen Anleger aus Osteuropa, der vielleicht noch wenig Erfahrungen mit Direktbanken oder Internetbrokern hat, könnte das passen.

Die Immobilienplattformen

Vertreten waren u.a. Estateguru*, Bulkestate* und Reinvest24*. Aber natürlich haben auch andere Marktplätze wie Crowdestor*, Grupeer* oder Viventor* auch sehr oft Immobilienkredite. Bei Estateguru und Reinvest24 habe ich natürlich nach dem Stand bzgl. der schon lange angekündigten Zweitmärkte nachgefragt. Kadri von Estateguru sagte mir, dass sie fast fertig wären, es liefen die letzten Tests. Der Zweitmarkt soll noch im Juni live gehen. Ob Anleger dort nur zu par oder auch mit Auf- oder Abschlägen handeln könnte sei noch nicht entschieden. Tanel von Reinvest24 erläuterte mir zusammen mit einem Kollegen, dass sie die Plattform von Grund auf neu aufgesetzt haben um die Voraussetzungen für den Zweitmarkt zu schaffen. Auch dort soll er in Kürze live gehen.

Igor von Bulkestate* führte aus, dass P2P Kreditmarktplätze gerade zur richtigen Zeit in den baltischen Markt gekommen seien. Die Banken seien so mit sich selbst beschäftigt, aufgrund von AML Problemen, dass sie für Immobilienentwickler keine wirklich Option mehr seien, denn bis zu einer Entscheidung der Bank über einen Kreditantrag können 3 Monate vergehen. Er hob insbesondere die Wachstumsraten von P2P Immobilienmärkten in den letzten Jahren im Baltikum hervor.

Bei allem Optimismus und Wachstumsplänen ist aber im Hinterkopf zu behalten, dass der Markt für (Gewerbe-)Immobilien zyklisch sehr starken Schwankungen unterliegt. Ich hab mich auf der Konferenz auch mit einem Letten unterhalten der bisher sein  Vermögen in Immobilien (nicht über P2P sondern direkt) angelegt hat. Der sagte mir, aus seiner Sicht sei der Markt nahe am Höhepunkt und er würde gern sein Immobilien veräußern und stattdessen auf andere Anlageklassen umschichten (u.a. P2P Konsumentenkredite). Ähnlich denken übrigens viele Briten über den UK Immobilienmarkt (zumindest London & Südosten).

Die Sicht der Darlehensanbahner

RigaFür mich sehr interessant war, dass Vertreter/Chefs mehrerer Mintos Darlehensanbahner anwesend waren. Mit denen hatte ich vorher keinen Kontakt. Ich hab zwei ausgefragt. Mein Eindruck ist, dass sie immer noch dabei sind zu verstehen, was sie mit dem neuen Channel machen können und wie sie ihn am Besten nutzen können. So stellt sich für sie beispielsweise die Frage, ob sie direkte Marketing (auch ausserhalb der Mintos Plattform) mit Ziel Anleger machen sollen oder das weiter ausschließlich Mintos überlassen sollen. Also quasi die Aufmerksamkeit für ihr Brand gegenüber der der vielen anderen Anbahnern auf Mintos zu erhöhen.

Ich habe auch mit 2 Kreditgebern gesprochen, die noch kein P2P machen aber überlegen, ob das zur Refinanzierung für die interessant wäre. Der eine ist seit Jahren in der Leasingfinanzierung für gebrauchte Maschinen für SMEs in der Ukraine. Seine Finanzierung bekommt er bisher von ukrainischen Banken. Für weiteres Wachstum hätte er gerne zusätzliche Finanzierungsquellen. Er erwägt seine Kredite auf Mintos zu listen, findet das aber ziemlich teuer. Die Alternative ist einen eigenen Marktplatz zu starten. Klassische Make or Buy Entscheidung also. Beides hat Vor- und Nachteile. Bei Mintos wäre direkt eine hohe Reichweite gegeben und aus meiner Sicht bessere Prognostizierbarkeit des Absatzes. Ein eigener Marktplatz hätte mehr Vorlauf, höheres Risiko hinsichtlich der Akzeptanz, andererseits böte er langfristig mehr Kontrolle und geringere Transaktionskosten.
Der zweite stand bzgl. P2P noch ganz am Anfang. Gut laufendes Geschäft mit Krediten in Pfandleihhäusern in Russland. Aber noch am Ausloten, welche Möglichkeiten P2P Marktplätze für sein Geschäft überhaupt bieten würden.

Die Sicht der Anleger

Die Anleger sind vor allem zur Konferenz gekommen um sich aus erster Hand zu informieren und um die Chance zu nutzen direkt mit Repräsentanten der Marktplätze zu reden und Fragen zu stellen. Und der Austausch mit anderen Anlegern ist sehr interessant. Wenn ich so überlege worüber wir gesprochen habe, dann fallen mir vor allem ein:

  • das neue Mintos Invest & Access Produkt und was es für die Zukunft bedeuten könnte
  • Auswahlkriterien für die Entscheidung auf welchen Marktplätzen investiert wird
  • Anlagestrategien
  • Risikobewertung und mögliche Folgen eines Ausfalls eines Marktplatzes/Anbahners

Ich fand es besonders interessant mich mit Anlegern und Bloggern aus anderen Ländern zu unterhalten und zu hören wie P2P Kredite in ihren jeweiligen Ländern wahrgenommen werden. Auch wenn P2P Kredite in Deutschland noch ziemlich unbekannt als Anlageklasse sind, in anderen Ländern (wie z.B. Portugal, Niederlande, Italien, Ungarn) werden sie noch seltener wahrgenommen oder genutzt. Und das Thema Steuern beschäftigt nicht nur deutsche P2P Anleger sondern ist auch in anderen Ländern Grund für viele Fragen. Wobei wir deutschen vom Steuersatz noch gut da stehen, in einigen Ländern fallen Steuern auf P2P Erträge zum Einkommenssteuersatz an. Besser da als wir stehen inbesondere Niederländer, Luxemburger und Bewohner einiger osteuropäischer Staaten.

An diese Stelle vielen Dank u.a. an Lars und Kolja (die das Ganze mit ihrer Idee angestossen hatten und auch moderiert haben), Sebastian, Thomas, Vincent, Angelo (und Zofia), Bernhard, Florian, Urs, Christian, Tobias, Johannes, Denny, Salvatore, Georg, Ferry, Carmen, Carlos, AloitaKarlis, Dawid, Trond und Heiko (für die tolle Organisation), die unzähligen Vertreter der Plattformen, mit denen ich sprach, und viele andere die ich jetzt in der Aufzählung vergessen habe.

In diesem Sinne: See you next year (spätestens) in Riga again!

p2p Conference Riga

 

Mintos Invest & Access – meine Meinung zum neuen Produkt – Vorteile und Nachteile

Morgen wird Mintos Invest & Access* starten. Das ist ein neues Produkt von Mintos. Eigentlich mehr eine Anlagemethode, denn an der grundlegenden Struktur bei Mintos mit den Darlehensanbahnern und den Krediten ändert sich nichts. Es geht mehr darum, wie einfach der Anleger in diese Kredite investieren kann. Der CEO hat das am Freitag auf der P2P Conference in Riga vorgestellt (Video sollte automatisch am richtigen Punkt starten, wenn nicht es ist bei 2:29:22). Ich war auch dort, hab es mir angehört und auch mit einigen anderen Anlegern die ebenfalls auf der Konferenz waren darüber gesprochen und mir meine Gedanken dazu gemacht.

Mintos Invest und Access

Mintos Invest und Access will es den Anlegern so leicht wie möglich machen zu investieren und dabei automatisch breit diversifiziert zu sein. Mintos bietet den Anlegern an mit wenigen Klicks zu sagen, wieviel sie inevstieren wollen, und verteilt das Geld dann automatisch so, dass das Geld über sehr viele Kredite (und Anbahner) verteilt wird und so einen gewichteten Durchschnittszins des Marktplatzes erreicht. Dabei werden nur solche Anbahner einbezogen, die schon mindestens 6 Monate auf dem Marktplatz sind und eine Rückkaufgarantie anbieten.

Mintos verspricht den Anlegern, dass sie (unter normalen Marktbedingungen) sofort ihr Geld wieder bekommen können, und auch der Ausstieg nur wenige Klicks sind, die Anleger sich also nicht um den Verkauf auf dem Sekundärmarkt kümmern müssen. Mintos will das durch einen Weiterverkauf der Kredite an andere Anleger realisieren.

Anleger können auch im neuen Produkt weiterhin sehen, in welchen Kredite sie investiert sind. Eine Übersichtseite wird die Verteilung auf Anbahner zeigen. Ein wichtiger Aspekt ist, dass Mintos Invest und Access Vorrang beim Invest haben wird. D.h. die Invest und Access Anleger werden bedient bevor die Autoinvests und manuellen Invest am Primärmarkt erfolgen.

Mintos zielt mit dem neuen Produkt darauf es supereinfach für solche Anleger zu machen, die möglichst wenig über ihr Investment nachdenken wollen und sich um die Maximierung der Rendite kümmern wollen. Es wird eine Übersichtseite zu Invest & Access geben. Dort wird der im Moment auf dem Marktplatz errechnete gewichtete Durchschnittsatz gezeigt (als ich draufschaute 11,98%), dieser wirde sich aber mit dem Marktgeschehen verändern und ist nicht garantiert.

Wichtig sind auch die Fussnoten und die Erläuterungen in den Fragen und Antworten. So ist klar gekennzeichnet, dass das ’sofort‘ bei der Auszahlung sich immer nur auf Kredite die nicht in Verzug sind, bezieht. Wenn ein Anleger aber z.B. 25% in Verzug hat (bei Mintos Buyback Krediten ein nicht unüblicher Wert), dann bedeutet dass, sofort ausgezahlt werden nur 75%, der Rest erst wenn nach spätestens 60 Tagen das Buyback greift, wenn der Kredit ausläuft, oder ggf. wenn dieser wieder im Plan ist.

Anleger können Mintos Invest & Access parallel zu ihren bisherigen invests fahren, zu beachten ist aber das Invest & Access Cash im Konto vorrangig verwendet, d.h. es ist unwahrscheinlich dass dann noch konventionelle Autoinvests des Anlegers zum Zuge kämen.

mintos invest und access vergleich

Mintos Invest & Access – Vorteile, Nachteile, meine Meinung

Das Ziel von Mintos Invest and Access ist ja offensichtlich es so einfach wie möglich zu machen und die Einstiegshürden sehr gering zu machen. Und wie Bondora Go&Grow* zeigt gibt es eine sehr hohe Nachfrage nach vereinfachten Produkten. Die Bondora Statistiken zeigen, dass im April 2019 schon 63% aller neuen Anlegergelder über Go&Grow investiert wurden (vs Portfolio Pro, Portfolio Manager oder manuell, API).

Aus der Sicht eines langjährigen Anlegers der gewillt ist, etwas mehr Zeit und Gehirnschmalz für eine höhere Rendite einzusetzen, sieht das neue Produkt nicht sehr attraktiv aus. Per Definition liefert es den gewichteten Durchschnitt als Zinssatz. Und ich verliere die Kontrolle über die Auswahl der Darlehensanbahner.

In den letzten Wochen war es kein Problem mit Autoinvests bei genügender Diverisifikation und ohne Nutzung der riskantesten Anbahner zu Zinssätzen von 13%- 14% anzulegen.Bei Nutzung des neuen Produktes würde man also auf mindestens 1 bis 2% Rendite verzichten. Siehe dazu auch ‚Würden das Psychologen über Go & Grow sagen‚.

Zu beachten ist insbesondere auch, dass das was Mintos anzeigt, der durchschnittliche Zinssatz ist (steht ja auch so da) und nicht die erwartete Rendite. Und Mintos bezieht ja alle Anbahner ein also auch die mit langer Schonfrist und solche, die keine Zinsen auf Kredite im Verzug zahlen.

Und Liquidität bietet der Sekundärmarkt den Anlegern auch bisher schon. Mit dem richtigen Preis ist alles in Minuten oder Stunden verkaufbar (auch mit wenigen Mausklicks). Und 0,2 bis vielleicht 0,6% Abschlag sind ein geringer Preis, wenn ich dafür vorher die höhere Rendite eingefahren habe.

Der einzige Anwendungsfall wo ich Invest & Access vielleicht eigenen Autoinvests vorziehen würde, wäre wenn ich nur für einen sehr begrenzten Zeitraum anlegen wollte, vielleicht bis 120 Tage.

Es gibt aus meiner Sicht 2 Gründe warum Mintos Invest und Access einführt:

  1. Den offensichtlichen: Es gibt Nachfrage nach einem einfachen produkt und die wird befriedigt
  2. Den für Anleger vermutlich nicht offensichtlichen: Es ist ein Verkaufsargument mit dem Mintos neue Darlehensanbahner, die nicht so hohe Zinsen bieten können, überzeugen kann auf den Marktplatz zu kommen. Denn bisher waren Kredite mit Zinssätzen unter dem Durchschnittszinssatz bei Mintos schwer verkäuflich. Auch die vorgefertigten Autoinvests haben da nicht so viel gebracht. Mit Invest and Access wird das anders. Da können sie neuen Originators sagen, nach 6 Monaten sind die einfach Teil des Pakets das mit Invest und Access vermarktet wird

Das bringt uns zum interessanten Punkt: Wie wird sich Invest und Access auf die Marktdynamik bei Mintos auswirken. Im Forum Thread zu Invest and Access gibtes schon mehrere Seiten Spekulationen und auch Befürchtungen, die Zinsen könnten sinken oder Anleger könnten ‚gezwungen‘ sein Invest und Access zu nutzen um zu vermeiden, dass ihr Geld unverzinst liegt, weil die Autoinvest nicht mehr genug greifen. Aus meiner Sicht ist es viel zu früh für irgendwelche Vorhersagen. Und niemand ist ‚gezwungen‘ anzulegen. Der Markt wird es richten. Sollten Anleger unzufrieden sein, ziehen sie halt Geld ab und nehmen andere Plattformen. Gab es in Phasen mit niedrigeren Mintos Zinsen in der Vergangenheit auch schon. Aber spannend ist es auf jeden Fall die Entwicklung zu beobachten.

Was meint ihr? Teil doch bitte Eure Erwartungen und Gedanken im Forum.

Es waren auch andere Blogger, sowohl deutsche als auch internationale auf der Konferenz. Der Hobbyinvestor hat hier schon seine Meinung zum neuen Produkt geschrieben. Der Finanzfisch teilt seine Einschätzung hier.

Investieren im beliebtesten Reiseland der Welt – Plattformen, Projekte, Probleme

Dies ist ein Beitrag von David im Rahmen des P2P Kredite Schreibwettbewerb 2019

Das beliebteste Reiseland der Welt mit 93,6 Millionen Besuchern in 2018 ist … Frankreich. Und das unangefochten schon seit einigen Jahren. Deutschland liegt übrigens auf Platz 8 mit 39 Millionen Touristen. Das Motto ist also: Erfolgreich investieren wo andere – und ihr selbst vielleicht auch – Urlaub machen!

Französich Polynesien
Abb. 1: Französisch-Polynesien ist ein französisches Überseegebiet – und gehört damit wirklich zu Frankreich 😊 (Bild von Julius Silver auf Pixabay)

Dieser Artikel konzentriert sich auf die 3 Ps aus dem Titel: Zuerst werden die Besonderheiten einiger französischer Crowdinvesting Plattformen und der darüber finanzierten Projekte präsentiert. Dann wird auf die Probleme und Herausforderungen für Investoren aus deutschen Landen eingegangen. Mein Ziel ist es, euch bei der Entscheidung zu helfen, ob diese Art des Investments was für euch sein kann.

Hinweis: Dies ist der Folgeartikel zu 5 überzeugende Argumente, mit denen Frankreich mein Investorenherz erobert hat, der die Pluspunkte im Allgemeinen in den Fokus gestellt hat. Alle Angaben beziehen sich ausschließlich auf Crowdinvesting in Immobilienentwicklungsprojekte und nicht auf Investitionen in Verbraucherkredite, Unternehmen oder Produkte.

1 Plattformen und Projekte

Crowdinvesting mit Schwerpunkt Immobilien existiert in Frankreich seit 2012 und es gibt mittlerweile 35 Plattformen:

PlattformenAbb. 2: Plattformen (Quelle: hellocrowdfunding.com)

Bisher wurden 978 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 486 Mio. € finanziert und die Top-Plattformen weisen einen erstaunlich guten Track Record auf. Details dazu bitte im vorherigen Artikel nachlesen.

1.1 Rendite und Kosten

First things first: Die durchschnittliche jährliche Rendite liegt bei erfreulichen 9,7%. Wie von deutschen und baltischen Plattformen gewohnt, entstehen den Investoren generell keinerlei Kosten. Ausnahme ist Wiseed, die aktuell 0,9% des Finanzierungsbetrags einmalig in Rechnung stellen. Vereinfacht gerechnet sinkt dadurch die reale Rendite eines Projekts, das 10% jährlich über 24 Monate bietet, auf effektiv 9,55% jährlich.
Die meisten Projekte werden mit endfälliger Zins- und Kapitalrückzahlung angeboten. Es gibt aber auch Finanzierungsrunden mit monatlichen Zinszahlungen (Clubfunding) und jährlichen Tilgungen (Wiseed).

1.2 Offen für deutsche Investoren?

Kommen wir gleich zur 1. Hürde: Welche Plattformen im Nachbarstaat sind offen für deutsche Investoren? Ich habe versucht mich auf 5 Plattformen als deutscher Investor registrieren und validieren zu lassen. Geklappt hat das bei Wiseed, Clubfunding, Fundimmo und Weeximmo. Bei Anaxago war ich nicht erfolgreich, da sie zur Zeit nur französische Investoren annehmen. Dieser Beitrag basiert daher im Wesentlichen auf meinen Erfahrungen mit den 4 genannten Plattformen. Ziel ist es, einen Überblick über diese französischen Anbieter zu geben und Unterschiede zu euch wahrscheinlich eher bekannten deutschen und baltischen Plattformen herauszustellen. Dies ist daher kein Review der einzelnen Plattformen.

1.3 Registrierung und KYC („Know Your Customer“)

Die Registrierung erfolgt, so wie auf anderen Plattformen auch, mit Email und Passwort oder auch per Facebook, Google oder LinkedIn Account. Nach der Registrierung hat man Zugriff auf die detaillierten Projektdetails zu laufenden und auch abgeschlossenen Finanzierungsrunden. Investieren ist aber erst nach der Freischaltung als Investor möglich. Der Nachweis der Identität erfolgt über das Hochladen von Reisepaß oder Personalausweis, so wie man es auch von baltischen Plattformen kennt. Um den lokalen gesetzlichen Bestimmungen Genüge zu tun, müssen einige Fragen zur persönlichen finanziellen Situation und Erfahrung als Investor beantwortet werden, ähnlich der Selbstauskunft zur Depoteröffnung bei einem deutschen Finanzinstitut. Die Beantwortung kann einige Zeit in Anspruch nehmen, da man teilweise etwas recherchieren muss, um mit der Terminologie klarzukommen – es sein denn, ihr seid damit besser vertraut als ich und könnt das direkt ausfüllen. Etwas speziell ist auch der zusätzlich geforderte Nachweis des Wohnsitzes; dies kann über das Hochladen einer Strom- oder Telefonrechnung oder eines anderen Dokuments erfolgen, das von der Plattform akzeptiert wird. Danach werden die eingegebenen Daten und hochgeladenen Dokumente von Mitarbeitern überprüft und bei positivem Ausgang der Account zum Investieren kurzfristig freigeschaltet.

1.4 Investitionsprozess

Neue Projekte werden in der Regel einige Tage zuvor per Email angekündigt. Dann kann man ebenfalls per Email die detaillierten Projektinformationen anfordern, die normalerweise recht zügig zugesandt werden; oftmals als Exposé im PDF Format. Auf der Webseite werden die Projektinformationen je nach Plattform in unterschiedlicher Detailtiefe präsentiert. Zum Investitionsstart muss man sich als validierter Investor auf dem Portal anmelden und kann dann den gewünschten Investitionsbetrag eingeben und damit ein verbindliches Beteiligungsangebot abgeben. Damit sollte man sich grundsätzlich beeilen, da die Finanzierungen teilweise innerhalb von wenigen Minuten abgeschlossen sind; in anderen Fällen kann es auch einige Stunden oder Tage dauern. Diese Zeitkomponente ist auf deutschen und baltischen Portalen jedoch häufig auch nicht anders. Eine Abweichung vom teutonischen Standard ist da schon eher die eigenhändige Unterschrift, die auf einigen Portalen sowohl bei der Abgabe des Beteiligungangebots als auch bei erfolgreichem Abschluss der Finanzierung einige Tage später gefordert wird; alles natürlich online. Wenn die Finanzierung des Projekts abgeschlossen wurde, werden die Beteiligungen gezeichnet und die Investoren informiert.
So wie von Exporo, Bergfürst und Zinsland gewohnt, muss der Investitionsbetrag dann per SEPA Überweisung transferiert werden. Nur bei Wiseed erfolgt die Investition vom virtuellen Konto des Accounts, das zuvor mit entsprechendem Guthaben versorgt werden muss – ähnlich wie bei Estateguru* und Crowdestate*. Bei erfolgreichem Geldeingang bekommt der Investor eine Email-Bestätigung und kann dann den Projektstatus in seinem Account mitverfolgen.

1.5 Projektauswahl

Die zu finanzierenden Objekte sind mehrheitlich Wohnimmobilien, aber auch Objekte mit gemischten Wohn- und Gewerbe-Flächen oder auch mit rein gewerblicher Nutzung wie Bürokomplexe, Einkaufszentren, Logistikobjekte oder Hotels. Und es werden auch Grundstückserschließungen projektiert. Ich persönlich bevorzuge Projekte mit bezahlbarem Wohnraum im mittleren Preissegment. Am besten noch in einer größeren Stadt. Dazu gibt es im Nachbarland glücklicherweise etliche Angebote.

Durchschnittswerte pro Projekt:

  • Laufzeit: 16 Monate
  • Finanzierungsvolumen: 500.000 €
  • Investition pro Investor: 3.000 bis 7.000 €
  • Jährliche Rendite: 9,7%

Jede Plattform hat ihre eigene Due Diligence Prüfung, die ein Projekt erfolgreich durchlaufen muss, um zur Finanzierung freigegeben zu werden. Die Informationen zu den einzelnen Projekten empfinde ich als sehr detailliert.

Ein direkter detaillierter Vergleich von Projekten in unterschiedlichen Märkten (Frankreich, Deutschland, Baltikum) ist zugegebenermaßen schwierig. Deswegen möchte ich lediglich folgende Besonderheiten der französischen Projekte und Projektdarstellungen herausstellen:

  • Oftmals sind es erfahrene Projektentwickler, die schon seit Jahrzehnten erfolgreich Immobilienprojekte umsetzen. Es gibt Informationen zu den Schlüsselpersonen des Projektentwicklers und in vielen Fällen werden sogar die Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen (GuV) offengelegt. Es können Kurzbilanzen sein, aber auch detaillierte Bilanzen und GuVs, teilweise sogar mit Vergleich über mehrere Geschäftsjahre. Wer diese Finanzberichte versteht, bekommt hier einen wichtigen Einblick in die finanzielle Situation und Geschäftstätigkeit der letzten Jahre.
  • Ein großes Plus ist die Vorverkaufsrate, die nicht selten über 50% liegt. Dies garantiert die Verkaufserlöse und ist bei Projekten auf deutschen und baltischen Plattformen in dieser Größenordnung eher selten.
  • Projektstand: Bei vielen Projekten ist zusätzlich zu den weit fortgeschrittenen Vertriebsaktivitäten das Grundstück bereits angekauft und auch die Baugenehmigung erteilt. Eine Besonderheit gibt es bei der Baugenehmigung: wird eine Baugenehmigung (permis de construire; Abkürzung PC) erteilt, kann sie innerhalb von 2 Monaten von Dritten angefochten und innerhalb einer 3 Monatsfrist auch von Amtes wegen zurückgezogen werden. Erst eine unanfechtbare Baugenehmigung (permis de construire purgé de tout recours) gibt also Planungssicherheit. Darauf sollte man meiner Meinung nach vor der Investition achten.
  • Die Projektfinanzierung und –kalkulation wird meistens transparent ausgewiesen. Welcher Kostenanteil wird durch Eigenkapital des Projektentwicklers, Crowdfinanzierung, Vorverkaufserlöse und Bankkredite gedeckt? Wie werden die Verkaufserlöse ermittelt und mit welcher Marge wird folglich kalkuliert? Die Marge ist interessanterweise in vielen Fällen niedriger als bei unseren heimischen Angeboten. Das sind wichtige Kennzahlen zur Einschätzung des Projektrisikos.
  • Abhängig von der jeweiligen Plattform können zusätzlich zum Exposé eine Vielzahl von Dokumenten mit weitergehenden Information heruntergeladen werden; z.B. Firmenpräsentation des Projektentwicklers inkl. Auflistung der bereits realisierten Projekte, Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen der Muttergesellschaft des Projektentwicklers, Grundrisse, Außenansichten, etc.

1.6 Finanzierungsmodelle und Sicherheiten

Die Investoren zeichnen normalerweise eine Anleihe einer eigens für das Projekt geschaffenen Projektgesellschaft, einer Société Civile de Construction Vente (SCCV). Es gibt auch Modelle, die den Erwerb von Anleihen der Muttergesellschaft des Immobilienentwicklers vorsehen. Einige Plattformen fordern von der Muttergesellschaft eine gesamtschuldnerische Garantie für die Rückzahlung der Mittel über eine Garantie à Première Demande (GAPD). Zusätzlich wird das Ausfallrisiko des Auftraggebers während der Bauphase oftmals über eine Versicherungsgesellschaft oder eine Bank mittels einer Garantie Financière d’Achèvement (GFA) abgedeckt. Diese Garantien bedeuten nicht, dass es kein Risiko gibt, sie begrenzen es jedoch. Die Anleihen werden als eigenkapitalähnlich eingestuft und liegen daher im Rang hinter den Bankkrediten.

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