Seedrs Crowdinvesting – warum ich meinen Anteil an Seedrs in der aktuellen Runde aufstocke

Aktuell führt die britische Crowdinvestment Plattform Seedrs* eine dritte Funding Runde durch. Mindestens 3 Mio. Pfund sollen bei einer Pre-Money Bewertung von 44 Mio. Pfund aufgenommen werden. Zunächst war die Runde für 2 Tage nur für Anteilseigner aus den vorherigen Runden geöffnet, damit diese die Chance hatten ihre Pre-Emption Rechte auszuüben. Seit heute morgen ist der Pitch auch für Investoren geöffnet die bisher nicht Seedrs Anteilseigner waren und in den letzten Wochen vorab ihr Interesse angemeldet hatten per Vorregistrierung. Aktuell haben bereits über 1500 Anleger mehr als 5 Mio. Pfund (ca. 5,7 Mio. Euro) in dieser Runde investiert. Die meisten davon sind Briten (und profitieren von den EIS Steuervorteilen), aber es sind auch sehr viele internationale Anleger dabei, unter anderem mehr als 50 Deutsche.

Ich hatte ja schon mehrfach geschrieben, dass das Seedrs Modell beim Crowdinvesting erhebliche Vorteile bietet. Zum Beispiel echte gleichberechtigte Unternehmensanteile (statt wie auf anderen Plattformen nur Nachrangdarlehen). Oder auch die Pre-Emption Rechte, die bei einer neuen Kapitalrunde, den Altaktionären ermöglichen ihr Investment aufzustocken, um eine Verwässerung ihrer Anteile zu vermeiden.

Ich bin seit der 2. Seedrs Runde, also seit 2015, Aktionär bei Seedrs – zwar mit einem Minianteil, aber diesen stocke ich in dieser Runde weiter auf.

Warum?

Ich bin mit der Geschäftsentwicklung von Seedrs in den letzten Jahren sehr zufrieden:

  1. Potential als Marktführer in Europa (je nach Betrachtungsweise ist Crowdcube größer; allerdings halte ich die Seedrs Entwicklung für deutlich vielversprechender als bei Crowdcube; auch an Crowdcube halte ich seit 2011 Anteile)
  2. Die Entwicklung und das Volumen ist um Längen besser als andere europäische Plattformen, seien es die deutschen oder die skandinavischen wie Invesdor oder FundedbyMe: Ich sehe gute Chancen dass Seedrs diesen Plattformen auch in ihren Heimatmärkten erhebliche Marktanteile abnimmt. In den letzten Monaten sind schon größere deutsche (u.a. Bonaverde) und niederländische Pitches bei Seedrs gelaufen
  3. Seedrs hat inzwischen einen funktionierenden Zweitmarkt – ein Novum im Crowdinvesting
  4. das Killer-Argument für mich aus Aktionärssicht ist das Carry

Was ist Carry?

Seedrs nimmt von allen Anlegern (außer im eigenen Pitch) eine 7,5% Gebühr, die auf realisierte Wertsteigerungen fällig wird. Beispiel: Wenn ich 100 Pfund in einen Pitch investiere, bei dem es nach 8 Jahren einen Exit gibt, in dem ich 1000 Pfund für meine Anteile bekomme, dann kassiert Seedrs 7,5% Gebühr auf die 900 Pfund Gewinn, die ich erzielt habe, also 67,50 Pfund Gebühr. Die meisten anderen Plattformen – auch Crowdcube finanzieren sich nur durch Gebühren von den Startups für erfolgreiche Fundings. Eine solche Gebühr von bis zu 6,5% nimmt Seedrs auch und sie ist auch als kurzfristige Einnahmequelle wichtig, langfristig spielt aus meiner Sicht aber die Musik in dem Potential, dass sich aus dem Carry ergibt. Der Großteil wird zwar erst bei einem Exit realisiert, aber kleinere Beträge werden schon bei den vielen Verkäufen auf dem Zweitmarkt fällig und Seedrs hat bereits bewiesen, dass es bei Bedarf möglich ist das Potential aus dem Carry teilweise zu verbriefen, also an institutionelle Anleger zu veräußern.

Ich finde mein Seedrs Invest daher vor allem aus folgendem Blickwinkel hochspannend:
Wenn ich in Crowdinvestment Kampagnen einzelner Startups investiere, muss ich hoffen, dass einige wenige extrem gut performen um mit dem Gewinn den ich mit diesen erziele die Verluste die ich aus den anderen die ausfallen deutlich überzukompensieren. Die Schwierigkeit liegt natürlich vor allem darin, dass ich vorher nicht wissen kann, wer die Outperformer sind.
Investiere ich aber in Seedrs selbst, dann profitiert Seedrs automatisch über das Carry an den sich super entwickelnden Startups. Und zwar an allen. Die Ausfälle dagegen schaden nicht. Sie generieren zwar kein Carry, aber da Seedrs kein Geld in Anteile an ihnen investiert, gibt es auch keine Verluste. Im Gegenteil, die Gebühren für das erfolgreiche Funding hat Seedrs ja direkt am Anfang dem Startup in Rechnung gestellt.

Natürlich ist ein Investment in ein Startup hochriskant. Es kann völlig anders ausgehen als erwartet bzw. erhofft. Im Fall von Seedrs schätze ich aber die Chancen im Vergleich zu den Risiken als aussichtsreich ein, auch unter Berücksichtigung der im Verhältnis zu den Umsätzen hohen Bewertung.

Einige Meinungen zum aktuellen Seedrs* Funding gibt es auch in diesem Forum Thread.

Die Runde läuft noch. Seedrs hat noch nicht bekanntgegeben bei welchem erreichten Betrag sie sie schliessen werden.

 

 

Fellow Finance kooperiert mit Wirecard um im deutschen Markt Kredite anzubieten

Der finnische P2P Kreditmarktplatz Fellow Finance* kooperiert mit der Wirecard AG und bietet nun in Deutschland Kredite an Verbraucher in Höhe von 1.000 bis 10.000 Euro an.
Allerdings mit einem anderen Geschäftsmodell als bei den finnischen und polnischen Krediten. Bei den deutschen Krediten können private Anleger nicht investieren.
Update: So steht es zumindest auf der deutschen Website explizit: ‚Über unser deutsches Kreditportal www.fellowfinance.de können derzeit nur private Kreditnehmer einen Kredit beantragen. Die Möglichkeit, in Kredite zu investieren, besteht auf der deutschen Plattform bislang nicht.‘. Allerdings kann man auf der finnischen Platform durchaus einen Autoinvest für deutsche Kredite anlegen.

Die deutsche Website Fellowfinance.de* ist auch technisch komplett von der internationalen Platform getrennt und funktioniert somit als reiner Verkaufskanal für Kredite. Ich habe bei Fellow Finance nachgefragt, ob dies nur ein erster Schritt ist und langfristig auch der Ausbau in einen Kreditmarktplatz geplant ist.

Wie das Preis- und Leistungsverzeichnis zeigt sind die deutschen Kredite vergleichsweise teuer für den Kreditnehmer. Es fallen allein 3 bis 6 Prozent einmalige Vermittlungsgebühr an.

Wirecard unterstützt Fellow Finance, indem das Unternehmen seine deutsche Vollbank-Lizenz bereitstellt und einen komplett digitalen Kreditprozess ermöglicht. So erfolgen etwa die Identifikation des Kreditnehmers sowie die Unterschrift des Kreditvertrags elektronisch.

Aufgrund der regulatorischen Rahmenbedingungen unterliegt die Kredivergabe den Geschäftsbedingungen der Wirecard.

Jouni Hintikka, CEO von Fellow Finance, sagt: „Wir sind stolz über den Einstieg in den deutschen Markt, nachdem sich unser Geschäftsmodell in Finnland und Polen bereits bewährt hat. Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit mit der Wirecard Bank als verlässlichen Partner.“

Thorsten Holten, Executive Vice President Sales Financial Institution and FinTech Europe, fügt hinzu: “Fellow Finance als Kunden gewonnen zu haben bedeutet, dass wir unsere Kooperationen im Bereich der alternativen Kreditvergabe durch einen internationalen Partner ausbauen. Mit unserer Expertise im Bereich Banking und Technologie helfen wir FinTechs wie Fellow Finance, einen bestmöglichen Einstieg in den Markt zu schaffen sowie ihr Geschäft schnell und einfach zu internationalisieren.“