Banken müssen die Bedürfnisse Ihrer Kunden besser verstehen

Ich habe gerade die Lektüre von Bank 2.0 von Brett King abgeschlossen. Und wenn ich jetzt Angestellter in einer Bank wäre, würde ich mir sicher Gedanken über meine Zukunft machen. Denn es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass persönliche Bankberatung in Zukunft genauso überflüssig wird, wie z.B. die Beratung in einem Reisebüro.

Auf über 380 Seiten zeigt der Autor anschaulich, dass Banken viel zu langsam auf die sich veränderten Rahmenbedingungen (vor allem Kundenverhalten, technische Innovationen und Wettbewerb) reagieren.
Banken können oder wollen nicht schnell genug reagieren, gefesselt an jahrelang gewachsene behäbige IT-Systeme und einer Old-School Manager Riege, die die Implikationen der technischen Innovationen unterschätzt.

Dies birgt das Risiko, dass sich neue Marktteilnehmer Zugriff auf das Interface (sei es Internet, Mobile oder andere) zum Kunden sichern. Wenn der Bank dem Kunden nicht die einfache, schnelle und komfortable Lösung bietet dann sucht der Kunde sich den Workaround. Und ist dieser erst gefunden und als überlegen identifiziert dann kommunizieren die Kunden diese Lösung schnell via Twitter, Facebook, Blogs etc.. Die Bank verliert die Kontrolle über die Kommunikation ihrer Produkte.

Und so stehen P2P Zahlungsprovider, P2P Kreditanbieter, Telekommunikationsunternehmen, Informationsaggregatoren und viele andere in den Startlöchern um das zu Tun, was Paypal schon im letzten Jahrzehnt erfolgreich gemacht hat – in die Bresche springen, wenn die Banken auf Trends, Innovationen und veränderte Kundenbedürfnisse nicht reagieren.

Den Banken bleibt nur wenig Zeit sich eine Strategie zurechtzulegen um Ihre Position im Markt neu zu erfinden. Einfach weitermachen wie bisher um die Position zu behaupten wird nicht funktionieren. Das werden auch Bankmanager spätestens nach der Lektüre dieses exzellenten Werkes erkennen und eingestehen müssen.

Kommt die „Dritte Welle“?

In den letzten Monaten führte der Kreditgeberüberhang bei Smava* dazu, dass nahezu alle Kreditgesuche umgehend finanziert wurden. Die Statistik über die Anzahl der offenen Kredite zeigt jedoch, dass die Zahl der noch offenen Kreditgesuche seit Anfang Juni wieder steigt.

Ähnliche Situationen gab es schon im August 2008 und im März 2009 (siehe Grafik). Damals ging diese unbefriedigte Kreditnachfrage auch mit einem Hoch der Smava Zinsen einher.


(Quelle: Smava Kredit Statistiken von Wiseclerk.com)

Die Ausgangssituation ist diesmal etwas anders. Am Verhältnis Kreditgeber zu Kreditnehmen hat sich nichts grundlegendes geändert. Aber die neue Risikoprognose für neue Smava Kredite und die Zahlen aus den neuen Smava Marktplatzstatistiken zeigen wie von mir erwartet Wirkung: die Anleger agieren vorsichtiger. In der Folge werden einige Kredite mit „niedrigeren“ Zinsen nicht mehr so schnell finanziert wie zuvor und der Durchschnittszinssatz ist bei einigen Bonitäten im Juni bereits deutlich gestiegen.

Neue Smava Marktplatzstatistiken

Smava* hat die zur Verfügung stehenden Statistiken überarbeitet. Diese sind jetzt unterteilt in „Übersicht“ und „Performance der Anlagepools„. Insgesamt sind mehr Informationen ablesbar als zuvor – Anleger die an die bisherigen Statistiken gewöhnt sind, müssen sich aber erst kurz neu orientieren. Um z.B. in den Statistiken zur Historie der Zahlungsquoten zu kommen, klickt man in der Performance-Sicht erst auf „Weitere Details einblenden“ und dann auf die mit einem Link hinterlegte „Durchschnittliche Zahlungsquote eines Pools“ und gelangt dann zur poolspezifischen Entwicklung (Beispiel: A60).

Gut finde ich, dass Smava die Renditen nicht mehr nur mit den erwarteten Zahlunsquoten berechnet, sondern dass sich (in der Performance-Sicht) jetzt auch ein „Renditebeispiel mit letzter finaler Zahlungsquote“ findet. Die letzte nicht vorläufige Zahlungsquote wurde schon länger von einigen Anleger als ein wichtiges Kriterium zur Festsetzung ihrer Zinsuntergrenze für Neuanlagen herangezogen.

Auch plastischer durch die neuen Statistiken werden die Risiken durch die Ausfälle. So beträgt der Anteil der ausgefallenen H36 Kredite 28,9% – eine deutliche Warnung. Die Rechnung mit den neuen Risikowerten (siehe frühere Artikel) führt nun natürlich auch zu niedrigeren angezeigten erwarteten Renditen. In den letzten 120 Tagen legten Anleger in H36 zu einem durchschnittlichen Nominalzins von 12% an. Wenn der neue Risikoaufschlag von Smava sich als realistisch herausstellen sollte, dann werden diese Anleger eine negative Rendite von 1% haben.

Ich erwarte, dass die neue Berechnungsweise, die geringere Renditeerwartungen anzeigt, zu mehr Vorsicht bei den Anlegern führt und damit die Smava Zinsen im Juni und Juli 2010 deutlich gegenüber Mai 2010 steigen werden.

Wer als Ergänzung zu den reinen Tabellen gerne graphische Auswertungen nutzt findet Charts in den Smava Statistiken auf Wiseclerk.com.

Die neuen Smava Emails mit den Rückzahlungstabellen

Bisher wurden Smava Anleger am „Zahltag“ per Email informiert, bei welchen Krediten ein Verzug eingetreten ist. Dazu gab es je betroffenen Kredit ein einzelnes Email.

Seit gestern ist das Geschichte, denn nun bekommen Anleger ein Email mit einer übersichtlichen Tabelle, die die wesentlichen Fakten für alle Kredite enthält. Aufgeführt sind Status, Tilgung, Zinsen und Poolausgleich.

Wünschenswert wären aus meiner Sicht noch Spalten für Pool (z.B. „A36“) und der Berechnung zugrunde liegende aktuelle Poolquote. Wobei letzteres vielleicht auch zu Verwirrung oder Erklärungsbedarf führen würde, denn in die Poolzahlung fliesst ja nicht nur die allerletzte Poolquote ein.

Abbildung der Tabelle aus den neuen Smava Informations-Emails:

Bundestag beschäftigt sich mit dem Thema P2P Kredite

Die Fraktion Bündnis 90/Grüne hat am 21. Mai 2010 eine kleine Anfrage zum Thema „Private Kreditvergabe im Internet“ an die Bundesregierung gestellt, aus der ich hier nachfolgend zitiere. Bezeichnend finde ich, dass zwar in der Einleitung die Chancen für Verbraucher – neue und potentiell handlungserweiternde Möglichkeiten – angesprochen werden, in den Fragen aber hauptsächlich (Fragen 4-23) formuliert wird, ob dies nicht risikobehaftet sei und ob nicht der Bedarf nach mehr Regulierung und Kontrolle dieses aufstrebenden Feldes bestehe.

Sieht für mich so aus, als ob man sich hauptsächlich mehr Kontrolle und nicht wirklich Alternativen zu Bankkrediten bei den Grünen wünscht. Interessant wäre was CDU/CSU, FDP bzw. SPD über das Thema denken.

In den letzten fünf Jahren ist das Marktvolumen von privat vergebenen Krediten mittels Onlinemarktplätzen kontinuierlich auf weltweit schätzungsweise 1 Mrd. Euro angewachsen. Eine der traditionellen Aufgaben der Banken, die Kreditin- termediation, wird auf diese Weise von Kreditvergabeplattformen über das Internet übernommen. Diese vermitteln die Kreditvergabe zwischen privaten Kreditgebenden und privaten Kreditnehmenden (auch als „Peer-to-Peer-Lending“ oder „Peer-to-Peer-Banking“ bezeichnet). Eine Bank wirkt höchstens indirekt als rechtliche Kreditgeberin an der Kreditvergabe mit. Auch in Deutschland fassen Onlineportale für private Kreditvergabe zunehmend Fuß und konnten im Jahr 2009 ein vermitteltes Kreditvolumen von ca. 20 Mio. Euro ausweisen.
Damit eröffnen sich aus Verbrauchersicht gänzlich neue und potentiell hand- lungserweiternde Möglichkeiten, jenseits der bestehenden Kreditvergabestruk- turen und den dort von den bestehenden Banken, Sparkassen und Geldinstituten vorgegebenen Vergabebedingungen an Kredite zu gelangen. Diese Entwicklung steht noch am Anfang und ist in seinem Potential zur Veränderung der bestehen- den Märkte der Kreditvergabe noch kaum absehbar.
Dabei bestehen derzeit große Unterschiede in der konzeptionellen Ausgestaltung dieser Kreditvergabeplattformen. So differiert das Angebot zwischen profit- und sozialorientierten Plattformen, reinen Kreditanzeigemärkten, Kreditauktionsplätzen und Plattformen mit Einbindung einer Transaktionsbank. Zudem bieten die Plattformen unterschiedliche Kreditvergabekonditionen sowie Bonitätsprüfungsverfahren an. Dies stellt nicht nur den Verbraucherschutz vor neue Anforderungen, sondern auch die kreditrechtliche Aufsicht.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sieht derzeit laut eigener Mitteilung vom Mai 2007 nur Einzelfallprüfungen der Plattformen für erlaubnispflichtige Bankgeschäfte vor. Die angemessene Bewertung und Ver- gleichbarkeit verschiedener Kreditmodalitäten ist für Verbraucherinnen und Verbraucher durch die genannten Gestaltungsspielräume nur bedingt gegeben.

Wir fragen daher die Bundesregierung:

1. Wie bewertet die Bundesregierung die Entwicklung des „Peer-to-Peer- Lending“-Sektors weltweit und insbesondere in Deutschland?

2. Wie bewertet die Bundesregierung die Internetplattformen für private Kreditvergabe?

3. Welche Plattformen sind der Bundesregierung bekannt?
Welche Differenzierungen und Unterschiede sind bezüglich Konzeption, Kreditvergabekonditionen und Bonitätsprüfung bei den verschiedenen Plattformen feststellbar?

4. Inwiefern liegen der Bundesregierung und/oder BaFin Daten und/oder Ab- schätzungen zur Entwicklung der Geschäftsvolumina in Deutschland tätiger Kreditvergabeplattformen hinsichtlich der letzten Jahre sowie prospektiv vor?
Wie lassen sich diese Daten und/oder Abschätzungen hinsichtlich der ver- schiedenen Konzeptionen der Kreditvergabeplattformen differenzieren?

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