5 Jahre Smava Kredite – Jubiläum des P2P Kreditmarktplatzes

In wenigen Tagen ist Smava* seit 5 Jahren als Plattform für Kredite von Privat an Privat online. Seit dem Start im März 2007 wurden Kredite im Wert von über 62 Millionen Euro finanziert. Alexander Artopé und sein Team haben durch sehr gute Arbeit ganz wesentlich dazu beigetragen, P2P Kredite in Deutschland als seriöse Alternative zu Bankkrediten zu etablieren. Anleger profitierten insbesondere in der Anfangszeit von sehr guten Renditen, Kreditnehmer von Kreditkonditionen die attraktiv sind (wettbewerbsfähige Zinssätze; jederzeit vorzeitige Tilgung möglich ohne Vorfälligkeitsentschädigung). Zudem weisen Kreditgesuche, die nach einer Prüfung online gestellt werden, eine sehr hohe Finanzierungswahrscheinlichkeit auf.

Smava hat eigentlich (fast) alles richtig gemacht. Ein gutes, innovatives Produkt, sehr gutes Marketing (insbesondere PR und SEO), eine Webinterface, dass gut bedienbar ist. Folgerichtig ist Smava bis Mitte 2010 kontinuierlich gewachsen. Aber seitdem stagniert das generierte Kreditneuvolumen (Chart: Entwicklung Smava Kreditneuvolumen). Woran liegt es?  Trotz verschiedener Anpassungen in der Kundenansprache (z.B wurde aus „Kredite von Mensch zu Mensch“  „Direkt Kredit„) fällt es Smava schwer passende Kreditnehmer anzuziehen, obwohl Smava erhebliche Marketingspendings hierfür aufwendet. Zudem liegen die Ausfallraten über den ursprünglich auf Basis der Schufa-Daten prognostizierten Ausfallraten. Dies wirkt sich über das System der Anleger-Pools auf alle Anleger aus. In meiner Wahrnehmung hat Smava im Laufe der Zeit vom Ansatz der möglichst hohen Transparenz des Marktplatzes Abstriche gemacht. So finden interessierte potentielle Anleger, die wichtigen aktuellen Poolquoten nur relativ versteckt unter „Anlage-Tools“>“Statistiken“>“Performance der Anlegerpools“ und müssen dort noch auf den Link in kleiner Schrift „weitere Details einblenden“ klicken. Meine Erwartung an Transparenz ist da eine andere.

Das stagnierende Wachstum bedingt auch, dass Smava noch länger brauchen wird, um die Profitabilitätsschwelle zu erreichen. Smava hat seit dem Start mehrfach die Gebühren für Anleger und Kreditnehmer erhöht, um die Erlöse zu steigern. In der letzten Finanzierungsrunde ist mit der italienischen Privatbank Bank Sella ein Investor eingestiegen, der vermutlich im Gegensatz zu den VCs langfristig am Geschäft interessiert ist.

Wie wird sich der Markt weiterentwickeln? Smava muss einen Weg finden, mehr Kreditnehmer zu akquirieren. Im Wettbewerb über den Preis (Zinssatz) scheint dies nicht oder nur bedingt möglich. Auch der „menschliche“ Faktor (differenzierung zur unpersönlichen Bank) scheint sich außer in der Pressearbeit nicht bewährt zu haben. Bleibt vielleicht der Weg über die Geschwindigkeit der Abwicklung. Mit dem ‚Sofortkredit‘ hat Smava bereits eine Variante an den Start gebracht, die die bis zu 14-tägige Gebotsphase auf dem Marktplatz eliminiert und eine völlige Automatisierung der Gebotsphase erlaubt. Smava könnte sich noch stärker in Richtung des britischen Vorbildes Zopa entwickeln. Dort werden keine einzelnen Kreditgesuche veröffenlicht, sondern im Rahmen von ‚Markets‘ in die Kreditnehmer gleicher Bonität gruppiert werden, Angebot und Nachfrage nach Zinssätzen zusammengeführt. Zumindest im britischen Markt funktioniert dieser Ansatz sehr gut, denn auch Ratesetter, gestartet 2010, setzt auf ein Modell ohne veröffentlichte individuelle Gesuche. Und ein wirklicher Verlust wäre der Wegfall der einzelnen Kreditgesuche bei Smava aus Anlegersicht aktuell nicht. Die meisten bestehen sowieso nur aus Textbausteinen, da die Kreditnehmer sich aufgrund der hohen Finanzierungswahrscheinlichkeit nicht die Mühe machen müssen, ihr Kreditprojekt zu erläutern.

Auf jeden Fall wird die weitere Entwicklung von Smava spannend sein. Happy Birthday, Smava !!!

Interessiert wie es war, nach dem Smava Launch?

Lesen Sie die Artikel aus dem März 2007 – dem Monat in dem Smava startete.

Neues Buch von Dominik Faßbender: P2P-Kreditmärkte als Finanzintermediäre

Ich habe gestern und heute das neue BuchP2P-Kreditmärkte als Finanzintermediäre‚ gelesen. Das ist eine Doktorarbeit die Dominik Faßbender an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel geschrieben hat. Er analysiert sehr umfassend das Geschehen auf den deutschen P2P Kreditmarktplätzen Smava* und Auxmoney*. Das sehr umfassende Werk (314 Seiten plus umfangreichen Anhang und Literaturverzeichnis) liest sich im Vergleich zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten relativ flüssig. Es ist zwar deutlich teurer als das Buch von Blaesi, bietet aber dafür auch deutlich mehr Tiefe und eine sehr gründliche statistische Analyse auf einer breiten Datenbasis.

Empirisch untersucht auf Basis von Befragungen von Anlegern/Kreditnehmern, sowie von Kreditrohdaten der Smava bzw. Auxmoney Marktplätze wird u.a.:

  1. die Informationsverwendung der Kreditgeber bei der Kreditsuche
  2. die Finanzierungswahrscheinlichkeit eines Kredites in Abhängigkeit von bestimmten Informationen
  3. das Kreditausfallrisiko
  4. die Nettozinsmarge für Kreditgeber nach Risikokosten

Es ist unmöglich die ganzen Detailergebnisse in einem Blogpost repräsentativ zusammenzufassen. Die folgenden Aussagen und Zitate sind von mir subjektiv ausgewählte „Appetithäppchen“.

Von großem Interesse sind die Analysen zu den Ausfallquoten (Im Buch werden solche Auxmoney Kredite als Ausfall klassifiziert, die die Mahnstufe M4 erreicht hatten, oder ans Inkasso übergeben wurden).

In der deskriptiven Analyse stellt Faßbender große Differenzen der Ausfallwahrscheinlichkeiten von Auxmoney Krediten in Abhängigkeit des Verwendungszweckes fest:

„… Dispoablösungen (11,64%) und der verwandte Verwendungszweck Kreditablösung (10,53%) bilden das untere Ende der Ausfallquoten. Dagegen fallen Kredite für Autos häufiger aus (20,9%) und auch Existenzgründungen verffügen über überdurchschnittliche Ausfallraten (18,98%) …“ (S. 178)

Statistisch mittels Regressionsanalyse belegt werden konnte für Auxmoney (neben des Kreditalters)  jedoch nur:

„… Für den P2P Kreditmarktplatz Auxmoney stellte die SCHUFA-Bonitätskategorie die einzige statistisch signifikante Information dar. Die privaten Kreditgeber berücksichtigen jedoch nur die besseren SCHUFA Bonitätskategorien bei dem Zinsaufschlag auf den risikolosen Zinssatz, sodass diesbezüglich auf eine mangelnde Risikoschätzfähigkeit der Kreditgeber auf dem Kreditmark Auxmoney geschlossen werden kann…“ (S. 311)

Bei Smava gilt:

„… die Vorgehensweise der privaten Kreditgeber bei der Ermittlung des Zinsaufschlags auf den risikolosen Zinssatz als richtig bestätigt werden … .Eine Ausnahme bildete hierbei die Information des KDF-Indikators, der von den privaten Kreditgebern als weniger wichtig wahrgenommen wurde, als dies zur Erklärung des Ausfallrisikos tatsächlich angebracht gewesen wäre…“ (S. 311)

Bei der Berechnung der zu erwartenden Renditen auf Basis eines Cashflow-Modells kommt Faßbender zu dem Ergebnis:

„… Den privaten Kreditgebern auf Smava gelang es, im Durchschnitt eine mit 2,8894% Prozentpunkten über der risikolosen Opportunität liegende jährliche Verzinsung vor Berücksichtigung von Steuern und Abgaben zu erreichen… “ (S. 312)

Erschreckend niedrig ist dagegen sein Ergebnis in dieser Hinsicht für Auxmoney. Er berechnet eine durchschnittliche jährliche Nettozinsmarge von -20,2224%. Von den betrachteten Krediten ermittelt er nur für 107 (6,86%) eine positive Nettozinsmarge nach Risikokosten und für 1.453 Kredite (93,14%) eine negative. (S. 243).

Ursächlich dafür sieht er insbesondere die sehr hohen Ausfallquoten. Als Beispiele für von ihm genannte Ausfallquoten seien hier genannt 30,40% für Kredite ohne Zertifikat (S. 180) oder „[betrug für einen] Kredit der Schufa-Bonitätskategorie A die Wahrscheinlichkeit bis zum Ende seiner regulären Kreditlaufzeit von 36 Monaten ausgefallen zu sein 74,75%.“ (S. 245). Potential sieht er falls Verbesserung der Inkassorückzahlungsquoten eintreten.

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